Rom

Missbrauch in der katholischen Kirche

dpa
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
18. Februar 2019
Mehr zum Thema
Seit Jahren werden immer mehr Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche öffentlich.

Seit Jahren werden immer mehr Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche öffentlich. ©dpa - Harald Tittel

In vielen Ländern kommen seit Jahren Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche an den Tag. Geistliche haben Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht, die etwa als Schüler oder Ministranten in ihrer Obhut waren.

Der Missbrauchskandal zog Kreise: Viele Täter wurden von ihren Vorgesetzten gedeckt und zum Teil weiter an Positionen eingesetzt, wo sie Kontakt zu Kindern und Jugendlichen hatten. Einige Brennpunkte:

DEUTSCHLAND: Laut einer Studie im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz sollen zwischen 1946 und 2014 mindestens 1670 Kleriker 3677 Minderjährige missbraucht haben. In der Untersuchung benennen Wissenschaftler problematische Strukturen in der katholischen Kirche, die Missbrauch nach wie vor befördern könnten - etwa den Zölibat und eine ausgeprägte klerikale Macht einzelner Geistlicher.

IRLAND: Irland gehört zu jenen Staaten, in denen Priester und Ordensschwestern Kinder und Frauen über Jahrzehnte massiv quälten und missbrauchten. Mehrere Bischöfe in dem großteils katholischen Land traten zurück. Papst Franziskus verurteilte bei einem Besuch den Missbrauch scharf - und bat um Vergebung. Auch Vorgänger Benedikt XVI. hatte um Entschuldigung gebeten, Kritiker warfen ihm allerdings Vertuschung vor. Die Schuldigen seien unter seinem Pontifikat nicht ausreichend zur Verantwortung gezogen worden.

USA: Zuletzt wurde bekannt, dass im Staat Pennsylvania mehr als 300 Priester des Kindesmissbrauchs bezichtigt werden. Sie sollen sich in den vergangenen 70 Jahren an Tausenden Kindern vergangen haben. Die Kirchenoberen hatten laut Staatsanwaltschaft teils trotz Kenntnis der Vorgänge nicht durchgegriffen. Ähnliche Anschuldigungen gegen Kirchenvertreter gab es zuvor über das ganze Land verteilt.

AUSTRALIEN: Die Zahl der Opfer sexuellen Missbrauchs wird über die Jahrzehnte auf etwa 60 000 geschätzt - in Einrichtungen der Kirche, aber auch in Schulen oder Sportvereinen. Besonders prominent ist der Fall des Kurienkardinals George Pell: der vormalige Papstvertraute soll auf früheren Posten in Australien Jungen missbraucht haben. Er streitet alle Vorwürfe ab.

- Anzeige -

ÖSTERREICH: Vor allem ab 2010 rückte der sexuelle Missbrauch durch Kirchenvertreter in den Fokus. Sogar bei den weltberühmten Wiener Sängerknaben soll es über Jahrzehnte zu Übergriffen gekommen sein. Der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn kritisierte in diesem Zusammenhang die Strukturen der Kirche: «Wo Menschen sind, gibt es immer Fehlverhalten. Aber es gibt natürlich Strukturen und Systeme, die Missbrauch begünstigen», sagte er.

POLEN: In dem zu 90 Prozent von Katholiken bewohnten Land wird immer wieder über Missbrauchsvorwürfe gegen Priester berichtet, eine umfassende Aufarbeitung von Seiten der Kirche gab es aber bisher nicht. 2018 löste allerdings ein Kinofilm («Kler» (Klerus)) über pädophile Priester eine große Debatte zum Thema aus. Die polnische Bischofskonferenz entschuldigte sich bei den Opfern und kündigte an, nun entsprechende Daten sammeln zu wollen.

BELGIEN: Die belgische Bischofskonferenz hat gerade erst ein 400-Seiten-Dossier zum Umgang mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche des Landes veröffentlicht. Von Hunderten Opfern, die sich bei kirchlichen Stellen gemeldet hätten, ist darin die Rede. Gleichwohl hätten wohl viele ihre schlimmen Erfahrungen für sich behalten.

AFRIKA: Sexueller Missbrauch in kirchlichen Institutionen ist in Afrikas Öffentlichkeit bislang kein großes Thema - politische und wirtschaftliche Probleme dominieren die Berichterstattung. Es wird davon ausgegangen, dass die wenigen bekannten Fälle nur die oberste Spitze eines Eisbergs sind.

SÜDAMERIKA: Auch Besuche des argentinischen Papstes in Lateinamerika sind für Franziskus keine Heimspiele. Das Vertrauen in die Kirche ist vielerorts geschwunden, vor allem Missbrauchsskandale haben das Bild des Vatikans erschüttert. Der Pontifex bat die Gläubigen mehrfach um Verzeihung - zugleich halten sich aber Berichte, dass er selbst in seiner Zeit an der Spitze der argentinischen Kirche mutmaßliche Täter geschützt haben soll.

Mehr zum Thema

Weitere Artikel aus der Kategorie: Nachrichten

22.03.2024
Nachrichten
Es ist eines der großen gesellschaftspolitischen Vorhaben der Ampel-Koalition - und jetzt am Ziel: Kiffen wird für Erwachsene in Grenzen erlaubt. Bei der Umsetzung gibt es aber noch offene Fragen.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.