Nach Felssturz: Experten sprechen von unglücklichem Einzelfall
Felsstürze auf Autobahnen in Deutschland sind sehr selten. Wenn es passiert, können die Folgen wie nun in Baden-Württemberg tödlich sein.
Ein Felsbrocken löst sich an der A81 und stürzt auf die Fahrbahn, ein Sportwagen prallt dagegen, der Fahrer stirbt: Bei dem tödlichen Unfall am Wochenende in Baden-Württemberg kamen nach Angaben des Landesverkehrsministeriums in Stuttgart mehrere unglückliche Umstände zusammen. Der Wurzeldruck eines Baumes habe den Erkenntnissen nach den Felsblock gelöst. Weil dieser annähernd würfelförmig sei, habe er bis auf die Autobahn rollen können, sagte Sprecher Edgar Neumann am Montag. »Wenn das erwartbar gewesen wäre, hätten wir etwas getan.«
Die Identifizierung des getöteten Sportwagenfahrers war am Montag noch nicht abgeschlossen. Die Ermittlungen liefen noch, sagte eine Sprecherin der Polizei. Der Fahrer war am Samstagabend in der Nähe von Villingen-Schwenningen gegen den etwa 3,5 Tonnen schweren Gesteinsbrocken geprallt, der sich von einem Hang gelöst hatte und auf die Fahrbahn gestürzt war. Das Auto ging in Flammen auf und brannte vollständig aus.
Dem Stuttgarter Verkehrsministerium zufolge stürzte der Sandsteinfelsen aus etwa 22 Metern Höhe auf die Fahrbahn. Die Neigung des Hangs sei nicht sehr steil. Bisher habe es in diesem Bereich keine Probleme gegeben, sagte Neumann.
Experten untersuchten den Hang und sicherten zwei weitere absturzgefährdete Felsbrocken. Die Autobahn blieb bis zum frühen Sonntagabend zwischen den Anschlussstellen Tuningen und Villingen-Schwenningen gesperrt.
ADAC-Sprecher Johannes Boos sagte, solche Unglücke seien sehr selten. »Das ist ein unglücklicher Einzelfall.« Die Verantwortung für Kontrollen liege bei den Ländern. »Die Kontrollen der Autobahnmeistereien sind sehr zuverlässig und gut«, betonte Boos. Das zeige sich auch daran, dass bei Stürmen nur sehr selten Bäume auf Autobahnen stürzten.
Laut Regierungspräsidium Freiburg kontrolliert der Streckendienst der Autobahnmeisterei die A81 täglich, auch an Wochenenden.
Im Herbst 2017 war aus Sicherheitsgründen ein rund 200 Tonnen schwerer Fels an einer Bundesstraße im Hochschwarzwald gesprengt worden. Die Straße war deswegen mehrere Tage lang gesperrt. Anfang Juni war ein Gesteinsbrocken auf eine Kreisstraße im Alb-Donau-Kreis gestürzt und hatte diese schwer beschädigt. Damals wurde niemand verletzt.
Derweil ist im Harz eine von Touristen und Motorradfahrern gern genutzte Bundesstraße an der Okertalsperre nach einem Geröllabgang weiter unpassierbar. Die Sperrung der B498 werde noch mindestens bis zum Wochenende andauern, sagte eine Sprecherin der niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr am Montag. In Höhe einer Gaststätte waren in der vergangenen Woche mehrere Felsbrocken auf geparkte Autos gestürzt.
Noch sehr viel länger gesperrt als die B489 im Harz bleibt die Bundesstraße 83 im Wesertal. Die Sicherungsarbeiten an einem 80 Meter hohen Steilhang oberhalb der Fahrbahn bei Steinmühle werden nach Angaben der Landesbehörde für Straßenbau nicht vor Ende 2020 abgeschlossen sein. Die B83 ist seit dem Frühjahr 2018 wegen drohender Felsabstürze gesperrt. Die aufwendigen Sicherungsarbeiten sollen rund zehn Millionen Euro kosten.