Clinton ist die beste Kandidatin fürs Weiße Haus
Zwei Redakteure, zwei Meinungen: Jeden Samstag stellt die Mittelbadische Presse in der Reihe "Pro & Kontra" zu einem kontroversen Thema zwei Positionen gegenüber. Ausbau der Rheintalbahn oder Nato-Einsätze - diskutiert wird, was polarisiert. An diesem Samstag lesen Sie: Andreas Richter und Christoph Rigling über Hillary Clinton.
Pro von Andreas Richter:
Eine gute Wahl
Wer den Kampf um die Präsidentschaftskandidatur in der USA in deutschen Medien verfolgt, erhält einen klaren Eindruck: Da gibt es Blender wie Donald Trump, der durch nichts als Großmäuligkeit auffällt, und es gibt graue Mäuse, die in den TV-Debattenrunden von Demokraten und Republikanern keinen Fuß an den Boden kriegen und von denen hier in Europa kaum wer je gehört hat.
Und dann gibt es noch Hillary Clinton. Ex-First-Lady, Ex-Senatorin und Ex-Außenministerin – bei ihr weiß man, was man kriegt. Nicht nur, dass die 68-Jährige das politische wie diplomatische Parkett zur Genüge kennt, dass sie bestens auch international verlinkt und eine sachliche Realpolitkerin ist – Hillary Clinton hat einen entscheidenden Vorteil: Sie will die Politik von Barack Obama fortsetzen.
Und das wäre nicht nur den Amerikanern zu wünschen, sondern auch dem Rest der Welt. Erinnert sei nur an die Gesundheitsreform des US-Präsidenten, seine kritische Haltung zur US-Waffenlobby oder die geopolitisch in der Tat bedeutsame Annäherung an Iran oder Kuba. Würde der nächste US-Präsident, der hoffentlich eine Frau ist, dies fortsetzen, wäre das innen- wie außenpolitisch gut. Der beste Garant für all das ist Hillary Clinton. Sozial- statt Lobbypolitik, Mäßigung statt Kriegstreiberei, Umsicht statt Polterei – es wäre schön, wenn sich das durchsetzte.
Kontra von Christoph Rigling
Lewinsky ist mit dabei
Hillary Clinton hat das Zeug fürs Weiße Haus. Die gewiefte Anwältin ist mit allen Tiefen und Untiefen des Politikgeschäfts vertraut und als US-Außenministerin hat sie das Land durch vier stürmische Jahre navigiert. Dann wäre es an der Zeit für eine Frau an der Spitze der US-Administration. Trotzdem: Clinton ist nicht die beste Wahl. Das hängt nicht mit ihren Fähigkeiten zusammen, sondern mit ihrer Person.
Eine Präsidentschaft von Hillary Clinton vertiefte die gesellschaftliche und politische Spaltung der USA. Denn Clinton steht synonym für die Präsidentschaft ihres Mannes Bill Clinton (1993-2001). Seine Lewinsky-Affäre und das von den Republikanern verbissen geführte und letztlich gescheiterte Amtsenthebungsverfahren begleiteten die sehr erfolgreiche Präsidentschaft von Clinton. Doch seit dieser Zeit sind die Vereinigten Staaten ein zwischen erzkonservativen und liberalen Ansichten zerrissenes Land. Unter Amtsinhaber Barack Obama vertiefte sich die Entwicklung. Für den erzkonservativen und mächtigen Flügel der Republikaner ist jeder Demokrat im Präsidentenamt eine Beleidigung. Aktuell ein farbiger Präsident und danach eine demokratische Frau aus der Clinton-Ära, das kommt einer Kriegserklärung gleich.
So etwas brauchen die USA nicht. Die Bürger sehnen sich nach einem ausgleichenden Präsidenten, der vom politischen Gegner akzeptiert wird.