Fall Alessio: Gewaltexzesse des Stiefvaters aufgedeckt
Eine Woche vor Beginn des Prozesses um den Tod des dreijährigen Alessio aus Lenzkirch sind erschütternde Details aus dem kurzen Leben des Jungen bekannt geworden.
Der Stiefvater Alessios wird von kommendem Dienstag an auf der Anklagebank des Freiburger Landgerichts sitzen. Dem Landwirt (33) werden Totschlag, Misshandlung und schwere Misshandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen. Alessio war am 16. Januar dieses Jahres schweren inneren Verletzungen erlegen, die der Bauer dem Kleinen zuvor zugefügt hatte.
Aus der Mitteilung der Staatsanwaltschaft von gestern ergibt sich das Bild eines äußerst gewalttätigen Mannes, der den Tod des Dreijährigen »gleichgültig« in Kauf nahm. Die jetzt neu genannten Vorwürfe im Detail:
- Der 33-Jährige soll Alessio in den Jahren 2013 und 2014 »mehrfach« und »ohne rechtfertigenden Grund so sehr geschlagen und gepackt haben, dass dieser unter anderem Hämatome im Gesicht, an den Oberarmen, an Gesäß und Unterschenkeln« erlitt.
- Im Dezember 2013 soll der Bauer den damals Zweijährigen so stark auf den Mund geschlagen haben, dass der Junge eine Zahnfraktur und Lockerung der Zähne erlitt.
- Im Sommer 2014 soll der Junge gezwungen worden sein, »sich in ein mit kaltem Bachwasser gefülltes Planschbecken zu legen«.
- Mehrfach soll der Beschuldigte den Jungen auf den Mund geschlagen und ihm Essen in den Mund gedrückt haben.
- Am Todestag des Kindes soll der Stiefvater »derart in Wut geraten sein«, dass er den Jungen mit »massiven Boxhieben« in den Bauchraum schlug. Alessio erlitt »schwere innere Verletzungen«. In dieser Situation sei es dem Beschuldigten »gleichgültig gewesen«, dass die Hiebe »zum Tod des Jungen führen könnten«.
- Zudem soll der 33-Jährige seine eigene damals viermonatige Tochter im Juli 2014 so stark geschüttelt haben, dass das Baby kurzzeitig Atemaussetzer hatte.
Für den Prozess sind zehn Verhandlungstage bis Mitte Oktober angesetzt. Im Lauf der Ermittlungen war wiederholt das Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald wegen mangelnder Betreuung der Familie kritisiert worden.