Runder Tisch der Religionen soll Zusammenhalt festigen
Reden miteinander statt übereinander: Das Land Baden-Württemberg will den Dialog der Religionen untereinander und mit säkularen Initiativen stärken. Das Gremium soll Strahlkraft auch auf die Kommunen entwickeln.
Das Integrationsministerium Baden-Württemberg hat den nach eigenen Angaben in Deutschland ersten Runden Tisch der Religionen ins Leben gerufen, der auf Landesebene arbeitet. 50 Vertreter unter anderem der Kirchen, der beiden Landesverbände der Juden, muslimischer Glaubensgemeinschaften und der Tübinger Stiftung Weltethos kamen am Mittwoch erstmals zusammen.
Das Treffen soll einmal im Jahr stattfinden und den Dialog miteinander und das Verständnis füreinander verbessern. «Oberstes Ziel der Landesregierung in der Integrationspolitik ist ein starker gesellschaftlicher Zusammenhalt bei einer wachsenden Bevölkerungsvielfalt», sagte Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha (Grüne) nach dem von ihm geleiteten Treffen in Stuttgart.
Städte werden unterstützt
Er kündigte an, gemeinsam mit der Stiftung Weltethos bis 2019 mindestens zehn Städte ab einer Bevölkerungsgröße von 20.000 Einwohnern bei der Gründung kommunaler Runder Tische der Religionen zu unterstützen. Im Südwesten gibt es 92 solcher großer Kreisstädte. Für die Organisationsarbeit der Mitarbeiter der religiös neutralen Stiftung Weltethos stellt das Ministerium zwischen 30.000 und 50.000 Euro bereit. Im Gespräch sind Pforzheim, Ravensburg und Ellwangen. Interreligiöse Initiativen gibt es bereits in Ulm, Heidelberg und Stuttgart.
Der Runde Tisch der Religionen ist aus dem Runden Tisch Islam entstanden, den Luchas Vorgängerin, Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD), in der vergangenen Legislaturperiode gegründet hatte. Mit der Ausweitung trage man der multireligiösen, aber auch zunehmend säkularen Gesellschaft Rechnung. «Zusammenhalt braucht Vorbilder, und das Vorbild haben wir heute gegeben», sagte Lucha. Das Gremium sei auch offen für weitere Gruppierungen mit landesweiten Strukturen, namentlich die Jesiden und womöglich die Buddhisten.
Auch Ditib ist dabei
Kritik, dass Vertreter der umstrittenen Ditib (Türkisch-Islamische Union) mit am Tisch sitzen, wies Lucha zurück. Der Verband repräsentiere einen beachtlichen Teil der Muslime im Land und Zweifel an seinem Ruf erschwerten die Zusammenarbeit vor Ort. Die Ditib ist der größte deutsche Islamverband, er ist aber wegen seiner Nähe zur türkischen Führung politisch umstritten.
Der Runde Tisch hat zwei Arbeitsgruppen gebildet: Die eine widmet sich der Aufgabe, das Konzept in die Fläche zu tragen. Die andere beschäftigt sich mit der Frage, wie die sozialen Aktivitäten muslimischer Gemeinschaften sich in die Wohlfahrtspflege einbringen können. Das sei etwa wichtig für die «kultursensible» - also auf die Gewohnheiten und Bedürfnisse von Migranten eingehende - Pflege.