Zahl der Uni-Aussteiger nimmt zu
Dossier: 

Warum der Abbruch des Studiums kein Drama ist

Katharina Jansen
Lesezeit 4 Minuten
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07. Juli 2017
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Jeder Dritte tut es: Studienabbruch ist an deutschen Hochschulen ein Massenphänomen. Häufig sind die Anforderungen zu hoch oder es mangelt an Motivation. Mit  Selbstzweifel und Frust über verlorene Lebenszeit halten sich die Betroffenen meist nicht lange auf. Binnen kurzer Zeit finden sie eine passende Alternative. 

Bill Gates und Günther Jauch sind prominente Studienabbrecher. Nicht jeder Studienabbrecher startet nach dem Studienabbruch so durch wie die beiden Prominenten. Eine Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) hat die Situation der Studienabbrecher beleuchtet. Demzufolge steigt die deutschlandweite Abbrecherquote im Vergleich zu früheren Erhebungen aus dem Jahr 2014 von 28 auf 29 Prozent. Im Südwesten hingegen läuft es besser: Dort sind nur 18 Prozent der Bachelor-Studierenden innerhalb von drei Jahren nach Studienbeginn abgesprungen. Das sind elf Prozentpunkte weniger als im Bund.

Nicht vergleichbar

Und wie sieht es in der Ortenau und in Freiburg aus? Dort ist es schwierig an Zahlen zu kommen, da lediglich die Hochschule Offenburg mit der Studie vergleichbare Daten erhebt. Das Problem: Die Zahl der Studienabbrecher ist abhängig von der zugrunde gelegten Definition. Die DZHW-Studie versteht unter Studienabbrechern, Studierenden, die ihr Studium im gewählten Studiengang nicht erfolgreich beendet haben.« 

An der Hochschule Offenburg wird die Abbrecherquote semesterweise erhoben und beträgt 7,5 Prozent, teilte  die Bildungseinrichtung mit. Gleichzeitig merkt sie an, dass bei dieser Zahl nicht ausgeschlossen werden kann, ob die Betroffenen ihr Studium abgebrochen, das Fach gewechselt oder ihr Studium nur für eine gewisse Zeit unterbrochen haben. Die Uni Freiburg hingegen berechnet gar keine Quoten, sondern ermittelt in ihre Studierendenstatistik nur die Zahl der Exmatrikulierten ohne sie in Beziehung zu den Studienanfängern zu setzen und kann nach eigener Aussage daher »keine sinnvollen Angaben« machen. Ein Sonderfall in der Region ist die Hochschule Kehl. Bei der Hochschule Kehl als interne Verwaltungshochschule des Landes Baden-Württemberg haben die Studierenden im Beamtenverhältnis auf Widerruf Anwesenheitspflicht. »Die Abbrecher melden sich meist freiwillig im Studierendenbüro und äußern ihren Abbruchswunsch«, erklärte die Pressestelle. Konkret haben 2016 16 von 403 Studienanfängern ihr Studium vorzeitig beendet, im Jahr davor waren es 5 von 403. Eine Quote wird nicht erhoben. 

 Zu hohe Anforderungen

Der häufigste Grund für einen Abschied vom Studienfach waren der DZHW-Studie zufolge zu hohe Anforderungen (30 Prozent). Danach folgten mangelnde Motivation (17 Prozent) und der Wunsch nach mehr Praxis (15 Prozent). Nachrangig sind dagegen finanzielle Engpässe oder die schwierige Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Studium.

Während die Politik noch nach geeigneten Maßnahmen sucht, um die Zahlen zu verringern, plädiert das Deutsches Studentenwerk für eine »Kultur der zweiten Chance und dafür den Studienabbruch nicht als etwas Schlimmers zu behandeln.« Dieser Ansatz habe sich in den letzten Jahren auch in der Wirtschaft und an den Hochschulen immer mehr durchgesetzt, teilte das Deutsche Studentenwerk auf Anfrage der Mitteilbadischen Presse mit. Mittlerweile werben sogar die Industrie und Handelskammern um die Studienabbrecher, und das sei auch gut so. 

Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt

Die IHK Südlicher Oberhein bestätigt dies. Der Leiter des Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung, Simon Kaiser, gibt aber gleichzeitig zu: »Wir müssen in unseren offenen Sprechstunden häufig, die Studienabbrecher von der dualen Ausbildung überzeugen«.  Dabei stehen die Chancen für die Studienabbrecher eine Ausbildung zu erhalten gut. »Die meisten Unternehmen stehen den Studienabbrechern gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sehr offen gegenüber«, sagte Kaiser der Mittelbadischen Presse. 

Mehr noch, die Aussteiger seien auf dem Arbeitsmarkt  begehrt. Der Grund: »Oftmals fehlt den Abiturienten vor Studienbeginn die berufliche Orientierung oder sie vermissen während des Studiums eine Praxisbezug«, so Kaiser. Die Motivation der Studienabbrecher sei den Rückmeldungen der Unternehmen in der Ortenau zufolge außerordentlich hoch. Gleichzeitig kritisierte er, die fehlende Berufsorientierung an den Schulen, man müsse die Entscheidung für ein Studium auf solide Grundlagen stellen. 

 

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