Berliner U-Bahn-Treter kommt vor Haftrichter
Seit Donnerstag galt der Haftbefehl, nun ist der Mann gefasst: Nach dem brutalen Tritt gegen eine junge Frau in einem Berliner U-Bahnhof wird der Hauptverdächtige am Sonntag einem Haftrichter vorgeführt.
Die genaue Uhrzeit war am Vormittag noch unklar, wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Thomas Fels, sagte. Der 27-Jährige Bulgare, der am Samstagnachmittag auf dem Zentralen Omnibusbahnhof in Berlin in einem Bus aufgegriffen wurde, war wegen gefährlicher Körperverletzung gesucht worden. Es werde auch ein Tötungsdelikt geprüft, hatte die Staatsanwaltschaft am Samstag erklärt. Eine abschließende rechtliche Bewertung könne es aber erst nach Ende der Ermittlungen geben.
Offen blieb, ob und wie der Mann sich den Ermittlern gegenüber äußerte. Er solle vernommen werden, bevor er dem Haftrichter vorgeführt werde, hieß es. Auch zum Aufgreifen gab es zunächst nur wenig Angaben: Der 27-Jährige saß noch im Bus, als Beamte ihn festnahmen. Er kam nach Angaben der Staatsanwaltschaft aus Südfrankreich. Was der Mann dort machte und wieso er ausgerechnet nach Berlin zurückkehrte, war noch unklar.
Der Festgenommene soll eine 26-Jährige Ende Oktober unvermittelt von hinten eine Treppe des U-Bahnhofs Hermannstraße hinuntergetreten haben. Die Frau brach sich einen Arm. Ein Video zeigt die Tat, die bundesweit Entsetzen ausgelöst hatte. Besonders die demonstrative Teilnahmslosigkeit des weiterschlendernden Täters und dreier Begleiter hatte Empörung verursacht und eine Debatte darüber entfacht, ob Gewalt und Verrohung in der Gesellschaft zunehmen.
Laut «Bild am Sonntag» soll der mutmaßliche Täter Familienvater sein - die drei Kinder seien zwischen sechs und zehn Jahren alt. Weiteren Medienberichten zufolge soll der 27-Jährige in seiner Heimat Bulgarien schon wegen mehrerer Delikte aufgefallen sein.
Ermittelt wird laut Justizangaben auch gegen zwei Brüder und einen Bekannten des Hauptverdächtigen. Sie sollen zusammen am Tatort gewesen sein. Ein jüngerer Bruder des 27-Jährigen war am Montag von der Polizei zunächst festgenommen worden. Ihm war aber laut Staatsanwaltschaft keine unmittelbare Tatbeteiligung nachzuweisen. Er kam wieder auf freien Fuß.