Cambridge

Blick zurück könnte Staus verhindern

dpa
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
18. Dezember 2017
Als Vorbild dienen den Wissenschaftlern Vogelschwärme, in denen sich die Tiere trotz geringer Abstände nicht in die Quere kommen.

Als Vorbild dienen den Wissenschaftlern Vogelschwärme, in denen sich die Tiere trotz geringer Abstände nicht in die Quere kommen. ©dpa - Daniel Bockwoldt

Ein Blick zurück könnte helfen, Staus zu vermeiden. Wenn beim Stop-and-Go-Verkehr auch der Abstand zum hinteren Fahrzeug geregelt würde, würden Staus durch scharfes Bremsen einzelner Fahrzeuge nicht entstehen.

Das zumindest haben Berthold Horn und Liang Wang vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge (Massachusetts, USA) errechnet und erfolgreich simuliert. Ihre Studie wird im Fachjournal «IEEE Transactions on Intelligent Transportation Systems» vorgestellt.

«Wir Menschen neigen dazu, die Welt in Bezug auf das, was vor uns liegt zu betrachten, sowohl wörtlich als auch übertragen, so dass es der Intuition zuwiderlaufend erscheint, rückwärts zu schauen», erklärt Horn. Er geht deshalb auch nicht davon aus, dass man Autofahrer dazu bringen könne, den Abstand zum hinteren Fahrzeug zu beachten. Vielmehr setzen er und Wang auf Sensoren und Abstandskontrollsysteme, die allerdings bisher nur den Abstand zum vorderen Fahrzeug steuern. Die MIT-Forscher fordern, auch den Abstand zum nachfolgenden Wagen in die Berechnung einer optimalen Fahrweise einzubeziehen.

Als Vorbild dienen den Wissenschaftlern Vogelschwärme, in denen sich die Tiere trotz geringer Abstände nicht in die Quere kommen. Um dieses Verhalten mathematisch zu berechnen, müsse man sich alle Artgenossen in der Umgebung eines Vogels ansehen und nicht nur diejenigen vor ihm. Horn und Wang übertrugen dies in ein technisches System, in dem die Fahrzeuge einer Spur in Form von Federn und Dämpfern miteinander verbunden sind. Daraus wiederum leiteten sie ihre Formeln für ihr System der «zweiseitigen Kontrolle» (bilateral control) ab.

«Grob gesagt versucht bei der zweiseitigen Kontrolle jedes Fahrzeug, auf halbem Weg zwischen dem vorderen und dem folgenden Fahrzeug zu sein (zumindest, wenn sie ähnliche Geschwindigkeiten haben und keiner von ihnen zu weit entfernt ist)», schreiben die Forscher. In Simulationen von zähfließendem Verkehr konnte die zweiseitige Kontrolle - im Gegensatz zur Abstandskontrolle zum vorderen Wagen - das Anhalten von Fahrzeugen verhindern. In weiteren Untersuchungen, die von einem Autokonzern unterstützt werden, möchte Horn herausfinden, ob die zweiseitige Kontrolle nicht nur eine höhere Geschwindigkeit zulässt, sondern auch für mehr Sicherheit sorgt.

- Anzeige -

Ein «harmonisierendes Element»

Die Idee sei zwar sehr technisch gedacht, aber interessant, urteilt Stauforscher Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen, der nicht an der Studie beteiligt war. Der Bezug auf die Schwarmintelligenz sei nicht neu, aber tatsächlich werde in der Fahrzeugfolgetheorie im Wesentlichen der Abstand zum Vordermann berücksichtigt. Mit der zunehmenden Vernetzung von Fahrzeugen biete sich nun die Gelegenheit, den Verkehr besser zu steuern. Dabei könne die Abstandsmessung nach vorn und nach hinten ein «harmonisierendes Element» darstellen.

Im Hinblick auf Staus in den kommenden zwei Wochen verweist Schreckenberg vor allem auf dem Umstand, dass Heiligabend in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt: «Bei drei Tagen mit geschlossenen Geschäften wird es am Samstag, dem 23. Dezember, einen erheblichen Einkaufsverkehr geben.» Dieser falle vermutlich mit dem Besucherverkehr zu Weihnachten zusammen.

Einen Tag zuvor, am 22. Dezember, werden wegen des Beginns der Weihnachtsferien in zahlreichen Bundesländern viele Urlauber unterwegs sein, vor allem in Richtung der Skigebiete in den Alpen. «Sie treffen dann in Süddeutschland auf den Berufsverkehr», prognostiziert Schreckenberg. Zwischen Weihnachten und Neujahr und zu Jahresbeginn sieht er keine erhöhte Staugefahr. Allerdings hänge dies sehr von der Witterung ab.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".