Donald Trump ist keine moralische Instanz
Dass der Kern von Donald Trumps Anhängern aus Weißen mittleren Alters aus vom Aufschwung vergessenen Arbeiter-Regionen der USA sowie Mitgliedern des rechtsextremen Lagers besteht, ist nach seinem Wahlsieg von Analysten klar ermittelt worden. Dies erklärt auch die wachsweichen, zögerlichen Aussagen des US-Präsidenten nach den schweren Unruhen am Wochenende im Bundesstaat Virginia. Trump versuchte dabei unglücklicherweise, allen Seiten gerecht zu werden – was allein schon deshalb nicht funktionieren kann, weil sich hier Neonazis und Ku-Klux-Klan-Anhänger sowie legitime Gegendemonstranten gegenüber standen, denen man keine radikale Gesinnung unterstellen kann.
Bestürzend auch, dass der Präsident keine Worte dafür fand, dass ein Autofahrer erkennbar vorsätzlich Demonstranten aus dem linken Lager niedermähte und dabei eine Frau tötete. Trump sendet damit indirekt das fatale Signal aus, dass er irgendwie die Anwendung von Gewalt gegenüber Andersdenkenden als gesellschaftsfähig ansieht. Das erinnert auch an die üblen Zwischenfälle im Wahlkampf, als er seine Fans und die Polizei dazu ermunterte, Störer und Zwischenrufer einer rauen Behandlung zu unterziehen. Einmal mehr ist am Wochenende deutlich geworden, dass Donald Trump als moralische Instanz für ein tief gespaltenes Land nicht taugt. Denn wer es versäumt, sich mit klaren Worten von Rechtsextremisten zu distanzieren, verliert jede politische Glaubwürdigkeit.