Notre-Dame: Ermittler gehen weiter von Unfall aus
Wie es zum Großbrand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame kam, ermittelt derzeit die Pariser Staatsanwaltschaft. Bislang geht sie weiterhin von einem Unfall aus. Um einen derartigen Brand in Freiburg oder Ulm zu verhindern, versuchen dort die Münsterbaumeister das Risiko mit vorbeugendem Brandschutz zu senken.
Die Pariser Staatsanwaltschaft geht weiter davon aus, das der verheerende Brand in der Kathedrale Notre-Dame auf einem Unfall beruht. »Nichts weist derzeit in die Richtung einer vorsätzlichen Tat«, sagte der Pariser Staatsanwalt Rémy Heitz am Dienstag. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits in der Nacht bestätigt, dass sich die Ermittlungen um eine »unbeabsichtigte Zerstörung« durch Feuer drehen.
18.20 Uhr gab es den ersten Alarm
Laut Heitz werden Zeugen angehört. Dazu gehören auch Arbeiter, die bei den Renovierungsarbeiten in der Kathedrale beschäftigt waren. Laut Heitz suchen rund 50 Ermittler nach der Brandursache. Es habe am Montag zwei Mal Alarm gegeben: Einmal um 18.20 Uhr, dabei seiner aber bei einer Überprüfung kein Feuer entdeckt worden. Der zweite Alarm wurde um 18.43 Uhr ausgelöst - dann sei der Brand im Dachstuhl entdeckt worden.
Freiburg und Ulm nutzt bereits vorbeugende Maßnahmen
Auch in Freiburg und Ulm reagieren die Münsterbaumeister auf den Brand der Kathedrale im Herzen Paris und äußern sich zur Brandgefahr in beiden gotischen Kirchen. Ähnlich wie im Pariser Gotteshaus besteht der Dachstuhl des Freiburger Münsters aus Holz. Münsterbaumeisterin Yvonne Faller sagte am Dienstag, man versuche daher das Risiko durch vorbeugenden Brandschutzes zu senken. Im Bereich des Dachs sei eine Brandmeldeanlage angebracht, die Gefahr frühzeitig anzeigen könne.
Faller sagte, sie halte wenig von Sprinkleranlagen. Solche automatischen Löschanlagen könnten durch das hinausgepumpte Wasser erhebliche Schäden an einem Kirchengewölbe anrichten. Man berate, wie die ohnehin hohen Sicherheitsbestimmungen während Bauarbeiten weiter verbessert werden könnten.
Dachtsuhl aus Metall
Auch Michael Hilbert, Münsterbaumeister in Ulm, nannte vor allem vorbeugenden Brandschutz als Möglichkeit, ähnliche Katastrophen zu vermeiden. Dass es in der berühmten Ulmer Kirche seit dem 19. Jahrhundert ein Dachstuhl aus Metall gibt, sei mit Blick auf den Brandschutz eine gute Sache.
Das Ulmer Münster sei seit einigen Jahren auch mit einer modernen Brandmeldeanlage ausgestattet. Zudem seien Gegenstände aus Holz - etwa alte Kirchenbänke - aus dem Dachstuhl entfernt worden, so dass bei einem möglichen Feuer wenig brennbares Material vorhanden ist. Wie seine Kollegin Yvonne Faller hält auch er wenig von Sprinkleranlagen.
Beide Münsterbaumeister zeigten sich betroffen von den Ereignissen in Paris. Nach dem Feuer in Notre-Dame läuteten am Dienstag um 12 Uhr Glocken in europäischen Kirchen als Zeichen der Solidarität - auch in Ulm und in Freiburg.
Wiederaufbau der Kathedrale
Frankreichs Premierminister Édouard Philippe hat am Dienstag bereits eine Ministerrunde zusammengerufen, um über einen Wiederaufbauplan für Notre-Dame zu beraten. Noch während des Brandes hatte Präsident Emmanuel Macron angekündigt: »Wir werden Notre-Dame wieder aufbauen.« Das erwarteten die Franzosen. Zu dem Treffen bei Philippe am Dienstag kamen Kulturminister Franck Riester und der Minister für öffentliche Finanzen, Gérald Darmanin. Das Innenministerium war durch Staatssekretär Laurent Nuñez vertreten, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete.