Sexistisch, unökologisch, unnötig

Shitstorm gegen pinke Handschuhe

Leonie Rothacker
Lesezeit 3 Minuten
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14. April 2021
Eugen Raimkulow (li.) und André Ritterswürden (re.) konnten den „Löwen“ Ralf Dümmel von ihrer Idee überzeugen.

Eugen Raimkulow (li.) und André Ritterswürden (re.) konnten den „Löwen“ Ralf Dümmel von ihrer Idee überzeugen. ©Foto: TVNOW/Bernd-Michael Maurer/Pinky

Zwei Männer bekommen in der Vox-Sendung ein Investment für einen Einmalhandschuh zur Entsorgung benutzter Periodenprodukte. Im Netz sorgen die „Pinky Gloves“ für Häme und Entsetzen.

Olfen - Zwei Bundeswehrsoldaten aus Olfen in Nordrhein-Westfalen haben am 12. April in der Sendung „Die Höhle der Löwen“ auf Vox ein Periodenprodukt vorgestellt, mit dem sie Frauen helfen möchten, benutzte Tampons und Binden hygienisch zu entsorgen: „Pinky“ haben sie ihre pinken Einmalhandschuhe genannt. Die haben einen integrierten Klebestreifen, so dass die Menstruierenden den Hygieneartikel nach der Benutzung in den auf links gedrehten Handschuh einwickeln, zukleben und so geruchsfrei transportieren können.

Die Gründer störte der Müll im Bad

Damit wollen Eugen Raimkulow und André Ritterswürden ein Problem lösen, das ihrer Erfahrung nach viele Frauen hätten: Wenn unterwegs kein Mülleimer in der Nähe sei, ermögliche der „Pinky Glove“ dennoch das hygienische Austauschen der Tampons oder Binden. Auf die Idee hätten eigene Erlebnisse sie gebracht: „Wenn man mit mehreren Frauen in einer WG wohnt und nur ein Badezimmer hat, ist ja klar, dass man auch mal den Blick in den Mülleimer werfen muss. Da hatten wir schon mehrmals den Fall, dass wir die typische Entsorgungsart, das Einwickeln in Toilettenpapier, gesehen haben. Nach einer Zeit riecht das unangenehm und das Papier nässt durch. Das ist ziemlich unangenehm“, erzählten sie im Pitch.

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Der Investor Ralf Dümmel entschied sich, in das Start-up zu investieren. Damit löste er auf Twitter und Instagram einen Shitstorm aus: Unter dem Hashtag #pinkygate echauffierten sich zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer über das Produkt und die beiden Gründer.

Zwei Jahre zuvor hatten die Gründerinnen Kati Ernst und Kristine Zeller in der „Höhle der Löwen“ ein anderes Periodenprodukt vorgestellt: nachhaltige Menstruationswäsche. Sie hatten dafür kein Funding bekommen, konnten ihre Firma Ooia aber dennoch erfolgreich aufbauen. Sie bekamen in Zuge des Shitstorms viele Nachrichten aufgebrachter Menschen und fassten die Kritikpunkte in einem Video auf Instagram zusammen: Der Plastikhandschuh mit jeweils einzelner Umverpackung sei nicht umweltfreundlich und produziere noch mehr Müll, als es Einwegprodukte für die Periode ohnehin täten. Der Name und die Farbe reproduzierten ein Klischee über Frauen und symbolisierten überdies, nur Frauen würden menstruieren, was mit Blick auf transidente und nicht-binäre Personen nicht stimmt. Der Preis sei zu hoch und der Vorteil gegenüber gewöhnlichen Gummihandschuhen kaum erkennbar. Vor allem aber werde suggeriert, die Periode sei unhygienisch und müsse versteckt werden. Das beschriebene Problem habe kaum eine menstruierende Person je gehabt und sei, so Ernst und Zeller, „eigentlich eher ein Problem von Männern oder anderen Menschen, die anderen menstruierenden Personen zugucken“. So bleibe die Periode ein Scham- und Tabuthema.

Am Mittwoch reagierte der Investor Dümmel auf die Kritik und entschuldigte sich auf seinem Instagram-Kanal. „Periode ist ein politisches Thema“, schrieb er, damit habe er sich bisher nicht genug auseinandergesetzt. Das werde er nun ändern. Die beiden Gründer formulierten ihr Statement ähnlich. Ihnen sei klar geworden, dass es ernst zu nehmende Kritikpunkte an ihrem Produkt gebe, derer sie sich nicht bewusst gewesen seien. Sie schrieben allerdings auch, sie seien massivem Hate-Speech ausgesetzt und baten darum, die Kritik sachlich zu halten.

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