Nairobi

Terror in Nairobi: Zahl der Opfer steigt auf 21

dpa
Lesezeit 5 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
16. Januar 2019
Angehörige nehmen in Nairobi an der Beerdigung zweier Opfer des von Islamistenm verübten Terroranschlages teil.

Angehörige nehmen in Nairobi an der Beerdigung zweier Opfer des von Islamistenm verübten Terroranschlages teil. ©dpa - Brian Inganga/AP

Die Angreifer zündeten Bomben vor einem Luxushotel, stürmten die Anlage und lieferten sich dann bis zum Morgen Schusswechsel mit der Polizei: Bei einer Attacke islamistischer Terroristen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi sind mindestens 21 Menschen getötet worden.

Unter den Opfern ist nach offiziellen Angaben auch ein US-Amerikaner und ein Brite. Zudem starben fünf Angreifer, mindestens 28 weitere Menschen wurden verletzt, wie Polizeichef Joseph Boinnet mitteilte.
Der Einsatz rund um das Hotel DusitD2 begann Dienstagnachmittag und endete erst am Mittwochmorgen. Präsident Uhuru Kenyatta sagte anschließend: «Alle Terroristen sind eliminiert.» Er sprach zunächst von 14 Todesopfern, später erhöhte sich diese Zahl weiter. Mehr als 700 Menschen seien während des Einsatzes in Sicherheit gebracht worden, hieß es.

Die mit Al-Kaida verbundene somalische Terrorgruppe Al-Shabaab beanspruchte den Anschlag für sich. Die Tat sei eine Reaktion auf die Entscheidung von US-Präsident Donald Trump im Dezember 2017, Jerusalem als Israels Hauptstadt anzuerkennen, erklärte die Miliz über den Radiosender Al-Andalus.

Explosion vor Hotel

Die Attacke begann mit einer Explosion vor dem Hotel, dann sprengte sich ein Selbstmordattentäter im Foyer in die Luft, wie die Polizei erklärte. Einige schwer bewaffnete Angreifer verschanzten sich danach über Stunden in dem Komplex. Augenzeuge Joseph Katana berichtete, die Angreifer hätten wahllos um sich geschossen. «Aber ich hatte Glück, konnte wegrennen und mich verstecken.» Noch am frühen Mittwochmorgen waren Schüsse zu hören, wie ein dpa-Reporter berichtete.

Die somalische Extremistengruppe Al-Shabaab verübt immer wieder Anschläge im Nachbarland Kenia. Die sunnitischen Fundamentalisten wollen in Somalia einen sogenannten Gottesstaat schaffen und haben bei Anschlägen und Angriffen schon Tausende Menschen getötet. Kenias Streitkräfte unterstützen die somalische Regierung im Rahmen eines Militäreinsatzes der Afrikanischen Union (AU) im Kampf gegen die Terrormiliz. Das bei Ausländern beliebte Luxushotel liegt in einer relativ zentralen und wohlhabenden Gegend. Wie die meisten Hotels und Einkaufszentren in Nairobi führt das DusitD2 bei ankommenden Autos einen Sicherheitscheck vor dem Eingang durch. In dem Gebäudekomplex befinden sich auch Büros - etwa eines vom deutschen Softwarehersteller SAP - sowie Läden und Restaurants.

Informationen über die Opfer sickerten langsam durch. Unter den Toten seien ein US-Amerikaner und ein Brite, bestätigten Polizeichef Boinnet sowie das US-Außenministerium und die britische Botschaft. Der Brite arbeitete als Afrika-Programmdirektor für die Organisation Gatsby, die Verbindungen zur britischen Supermarktkette Sainsbury hat, wie die Organisation mitteilte. Zudem starben Boinnet zufolge 16 Kenianer und drei Menschen afrikanischer Herkunft, deren Identität zunächst nicht geklärt war. Zwei der Kenianer waren Mitarbeiter der britischen Organisation Adam Smith International, wie eine Sprecherin bestätigte. Der 31-Jährige und der 33-Jährige befanden sich demnach auf der Terrasse eines Restaurants in dem Gebäudekomplex. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, es lägen keine Hinweise vor, dass Deutsche unter den Opfern seien.

- Anzeige -

Zwei Verdächtige

Kenyatta sagte, man sei in Gedanken bei den unschuldigen Männern und Frauen, die von der «sinnlosen Gewalt» betroffen seien. Kenia sei eine Nation, «die diejenigen niemals vergisst, die ihren Kindern wehgetan haben». Nach dem Ende des Anschlags würden nun die Ermittlungen beginnen, erklärte Innenminister Fred Matiang'i. Polizeichef Boinnet sagte, es seien inzwischen zwei Verdächtige festgenommen worden, die mutmaßlich an dem Anschlag beteiligt waren. Sie würden der Polizei bei den Ermittlungen helfen.

Die deutsche Botschaft, die knapp drei Kilometer vom Hotel DusitD2 entfernt liegt, verurteilte den Angriff aufs Schärfste. «Deutschland steht mit Kenia im Kampf gegen Radikalisierung und Terrorismus», hieß es auf Twitter. Der UN-Sicherheitsrat würdigte Kenias Rolle im Kampf gegen den Terrorismus und vor allem den Einsatz kenianischer Truppen gegen Al-Shabaab in Somalia. «Der Terrorismus in all seinen Formen und Ausprägungen stellt eine der größten Bedrohungen für den internationalen Frieden und die Sicherheit dar», hieß es.

Unweit des Hotels liegt das Einkaufszentrum Westgate, wo im Jahr 2013 bei einem Terroranschlag mindestens 67 Menschen umgekommen waren. Damals wurden die Behörden und Sicherheitskräfte scharf kritisiert. Die Reaktion der Sicherheitskräfte auf den Terroranschlag im DusitD2 sei «wesentlich professioneller und effektiver als während der Anfangsphase des Westgate-Angriffs vor fünf Jahren» gewesen, schrieb Analyst Ed Hobey-Hamsher von der Risikoberatung Verisk Maplecroft.

Motiv unklar

Warum die Terroristen ausgerechnet diesen Komplex angriffen, blieb zunächst unklar. Ein mögliches Ziel könnte eine von US-Amerikanern organisierte Konferenz gewesen sein, die in dem Hotel hätte stattfinden sollen, sagte Mawira Mungania, ein Beamter der Anti-Terror-Polizeieinheit. Dies konnte allerdings nicht unabhängig bestätigt werden. Analyst Hobey-Hamsher erklärte, weil es in dem Komplex nicht nur ein Hotel, sondern auch Büros ausländischer Firmen und Luxusläden gebe, habe dieser den Angreifern gleich drei wertvolle Ziele geboten. Einer der verheerendsten Anschläge von Al-Shabaab in Kenia fand 2014 statt, bei der Attacke auf eine Universität in Garissa starben damals mindestens 148 Menschen.
Der Anschlag am Dienstag fiel auf den dritten Jahrestag eines verheerenden Angriffs der Terroristen auf kenianische Streitkräfte in Somalia, bei dem Dutzende Soldaten starben.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Nachrichten

22.03.2024
Nachrichten
Es ist eines der großen gesellschaftspolitischen Vorhaben der Ampel-Koalition - und jetzt am Ziel: Kiffen wird für Erwachsene in Grenzen erlaubt. Bei der Umsetzung gibt es aber noch offene Fragen.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.