Linkspartei

Wagenknecht wartet noch mit Entscheidung über Parteigründung

Von Jörg Ratzsch, dpa
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
18. März 2023
Sahra Wagenknecht: "Neue Parteien haben immer das Risiko, dass nicht nur kluge und ehrlich engagierte Menschen mitmachen wollen, sondern auch schwierige Leute".

Sahra Wagenknecht: "Neue Parteien haben immer das Risiko, dass nicht nur kluge und ehrlich engagierte Menschen mitmachen wollen, sondern auch schwierige Leute". ©Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Tut sie's oder tut sie's nicht? Die Spekulationen darüber, ob die bekannteste Politikerin der Linkspartei eine eigene Partei gründen will, laufen seit Monaten. Jetzt verrät Wagenknecht einen Zeitplan.

Berlin - Sahra Wagenknecht will keinen Fehler machen: Die heißdiskutierte Frage, ob sie eine eigene Partei gründet, will die prominente Linke-Politikerin erst in den nächsten Monaten beantworten. "Ich gehe davon aus, dass innerhalb des nächsten Dreivierteljahres die Entscheidungen fallen. Bis Ende des Jahres muss klar sein, wie es weitergeht", sagte die 53-Jährige dem Nachrichtenportal "ZDFheute.de". Die Linken-Spitze kritisierte die Äußerungen Wagenknechts scharf.

Keine "One-Woman-Show"

In dem Gespräch nennt Wagenknecht die Gründe für ihr vorsichtiges Vorgehen: "Die Erwartung, man könnte - selbst wenn man sich entschieden hätte - mal eben so eine Partei aus der Taufe heben, von einer Woche zur nächsten, das wäre zum Scheitern verurteilt." Wagenknecht verweist auf nötige Strukturen, juristische Überlegungen und darauf, dass sie genügend Unterstützer bräuchte. Ein neues Projekt könne nur mit einem wirklich verlässlichen Team funktionieren, das ihr viele von den Dingen abnehme, für die sie schlicht kein Talent habe. "Als One-Woman-Show kann ich das nicht."

Fremdeln mit politischem Handwerk

Wagenknecht ist eher eine intellektuelle Einzelkämpferin, die gerne Bücher schreibt. Mit dem eigentlichen politischen Handwerk tut sie sich nach eigener Aussage schwer. "Den Apparat zu beherrschen", das sei ihr fremd, hat sie einmal gesagt - also etwa die Führung von Parteifreunden, das Pflegen von Netzwerken, das Trommeln für Unterstützung in Gesprächsrunden.

"Ich kann mir auch eine Perspektive als Schriftstellerin und Publizistin vorstellen", sagt sie in dem Interview. "Aber ich möchte gerne politisch auch noch etwas bewegen, das sage ich ehrlich." Doch vor der Entscheidung für "ein solches Projekt" will Wagenknecht sichergehen, dass es funktionieren kann. "Ich möchte meine politische Laufbahn nicht mit einem Flop abschließen."

Mit "Aufstehen" schon einmal gescheitert

Noch gut in Erinnerung ist ihr der gescheiterte Versuch, eine parteiübergreifende linke Sammlungsbewegung aufzubauen. Das 2018 gestartete Projekt "Aufstehen" zündete nicht.

- Anzeige -

"Neue Parteien haben immer das Risiko, dass nicht nur kluge und ehrlich engagierte Menschen mitmachen wollen, sondern auch schwierige Leute". Bei "Aufstehen" habe sie erlebt, dass so etwas ein Projekt zum Scheitern bringen könne.

Keine Zukunft mehr in der Linkspartei

In der Linkspartei selbst sieht die Politikerin keine Zukunft mehr für sich. Anfang März hatte Wagenknecht klargemacht, dass sie nicht mehr für die Partei für den Bundestag kandidieren wolle. Nach Ablauf dieser Legislaturperiode 2025 soll entweder Schluss sein mit der Politik "oder es ergibt sich politisch etwas Neues".

Seit Jahren hadert sie mit ihrer Partei, diese aber auch genauso mit ihr. Einerseits ist Wagenknecht so etwas wie das prominente Aushängeschild der Linken und wird in jede Talkshow eingeladen, andererseits bürstet sie bei kontroversen Themen immer wieder gegen den Strich und gegen den offiziellen Kurs der Partei: in der Flüchtlingspolitik sprach sie sich gegen offene Grenzen aus, sie äußerte sich bei Corona skeptisch zur Impfung und in ihrem Buch "Die Selbstgerechten" rechnete sie mit dem gender- und klimaengagierten Teil ihrer Partei ab.

Die Spitze der Linken kritisierte am Samstag via Twitter das Vorgehen von Wagenknecht. Die Partei sei angesichts von Krieg, Klimakrise, Inflation und Streiks mehr denn je gefordert. "Anzukündigen, dass man im Verlauf der nächsten Monate über die Bildung einer konkurrierenden Partei entscheiden will, ist verantwortungslos", teilten die Linken-Vorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan nach einem Tweet der Partei-Pressestelle mit. "Es stößt die tausenden Mitglieder vor den Kopf, die sich vor Ort für DIE LINKE und ihre Ziele einsetzen. Wir fordern alle auf, Spaltungsbestrebungen eine Absage zu erteilen, DIE LINKE als plurale sozialistische Partei zu verteidigen und weiterzuentwickeln."

Angebote von der AfD

Auch beim Thema Russland und Ukraine eckte Wagenknecht an, als sie etwa der Bundesregierung einen Wirtschaftskrieg gegen Russland vorwarf - was eins zu eins der Wortwahl von AfD-Chef Tino Chrupalla entspricht. Zuletzt hatte sie mit einem "Manifest für Frieden" gemeinsam mit Alice Schwarzer für Verhandlungen und Kompromisse "auf beiden Seiten" geworben und mobilisierte Tausende in Berlin bei einer Großdemo. Von Thüringens AfD-Chef Björn Höcke bekam Wagenknecht eine Einladung, in die AfD einzutreten.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Nachrichten

Friedensdemo im Februar in Berlin, initiiert von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer.
17.03.2023
Wagenknecht, Schwarzer und Co.
Neu-Pazifisten fordern ein Waffenembargo für die Ukraine. Sie ignorieren die Wirklichkeit.
Die verordneten Schutzmaßnahmen wurden zu selten hinterfragt. Hier eine Straßenszene in Oberkirch während des Lockdowns im Dezember 2020.
14.03.2023
Corona und Freiheit
In Deutschland wurde während Corona Eingriffe in Freiheitsrechte begrüßt. Politik darf jedoch keine Sündenbockmentalität verbreiten. Es liegt an uns allen, zu verhindern, dass die Impfpflichtdebatte zum Schlüsselmoment für eine illiberale Zeitenwende wird.
Jens Marco Scherf, grüner Landrat des nordbayerischen Kreises Miltenberg.
12.03.2023
Bei der Migrationspolitik
Jens Marco Scherf ist überzeugt: Wollen die Grünen einmal den Kanzler stellen, führt an mehr Realismus in der Asylfrage kein Weg vorbei.
Staatsnah und immer mit einer moraldurchtränkten Haltung, dazu eine gewisse Selbstbedienungsmentalität: ARD und ZDF haben nicht erst seit dem RBB-Skandal ein Akzeptanzproblem.
10.03.2023
Gebührenfinanzierter Rundfunk
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist in der Krise. Es fehlt das Problembewusstsein hinsichtlich der weltanschaulichen Schieflage. Bezahlen müssen die Bürger, die – anders als in der Schweiz – kaum politischen Druck ausüben können.
10.03.2023
Gewalttat in Hamburg
Der Amokschütze von Hamburg war ein Ex-Mitglied der Zeugen Jehovas. Er hatte seine Gemeinde wohl nicht im Guten verlassen. Auf einer Pressekonferenz haben die Ermittler jetzt Details zu der Tat mit mehreren Toten bekannt gegeben.
Der ehemalige Koch Peter Fitzek erwirbt mit dem Geld seiner Anhänger Ländereien und träumt von einem Großreich. Hier ist er im November 2019 im Amtsgericht Wittenberg zu sehen, wo ein Berufungsprozess wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis und Beleidigung in insgesamt 29 Fällen begann.
08.03.2023
Reichsbürger
Der Reichsbürger und selbsternannte König Peter Fitzek hat zwei Schlösser in Sachsen gekauft und bringt ein ganzes Dorf gegen sich auf.
Kampfpanzer Leopard 2. Rüstung als Teil der Sicherheitsvorsorge war jahrzehntelang kein relevantes Thema.
05.03.2023
Nachrichten
Den großen Worten des Bundeskanzlers ist wenig gefolgt – die Wehrfähigkeit des Landes hat sich keinen Deut verbessert.
Die Bewohner des Seniorenheims "Pflege & Wohnen Schillerpark" müssen das Haus verlassen.
03.03.2023
Nachrichten
Eigentümer nimmt in dem ehemaligen Pflegeheim Flüchtlinge auf.
Ukrainische Soldaten feuern mit Artillerie auf russische Stellungen in der Nähe von Bachmut.
01.03.2023
Nachrichten
Der Ukraine-Krieg ist mehr als ein regionaler Konflikt. Er hat eine globale Dimension. China baut seinen Einfluss aus, die Schurkenstaaten Iran und Nordkorea liefern Munition und Waffen. Europa weiß keine Antwort auf die geopolitischen Herausforderungen.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • "Volle Kraft voraus", heißt es im 60. Bestehensjahr bei der Maklerbüro Arnold Ernst GmbH mit Sitz in Offenburg und Kühlungsborn an der mecklenburgischen Ostsee. 
    17.03.2023
    60 Jahre Maklerbüro Arnold Ernst GmbH in Offenburg
    Immobilienvermittlung ist Vertrauenssache – und Vertrauen hat sich das Team des Maklerbüros Arnold Ernst in Offenburg über Jahrzehnte verdient. Seit 60 Jahren ist der Makler und Verwalter erfolgreich in der Ortenau tätig, hat vielen ihren Immobilientraum verwirklicht.
  • Welches Holz für den Garten soll es sein? Dabei hilft die fachgerechte Beratung von B+M HolzWelt. Die Ausstellung „Holz im Garten“ ist die Größte dieser Art in der Region.
    17.03.2023
    Beim Spezialisten in Appenweier werden Wohnträume wahr
    Bei einem Besuch in der B+M HolzWelt in Appenweier wird schnell klar: Hier kümmern sich echte Profis um die Wohnträume und das Zuhause ihrer Kunden. Egal ob für Haus oder Garten – beste Beratung ist das A und O. Das beweist auch ein Besuch der Hausmesse am 1. April.
  • Hausmesse mit vielen Vorführungen: Die Oehler-Arena bietet genügend Fläche für die Demonstration großer Fahrzeuge und Geräte für Land- und Forstwirtschaft.
    10.03.2023
    17. bis 19. März 2023: Hausmesse bei Oehler in OG-Windschläg
    Sie ist Tradition beim Traditionsunternehmen Oehler Maschinen und Fahrzeugbau GmbH: Die große Hausmesse mit viel Programm für Groß und Klein. An drei Tagen von 9 bis 17 Uhr erwartet die Besucher ein vielseitiges Programm mit Gerätedemonstrationen und Unterhaltung.
  • Wulff-Michael Brack und Seniorchef Rainer Brack (beide Mitte) vom Traditionsunternehmen Brack Pumpentechnik mit den Teams des Außendienstes (links/rechts) Werkstatt und Verkauf (linke Gruppe) sowie Büro (rechte Gruppe).
    10.03.2023
    Die Firma Brack KG ist in dritter Generation der kompetente Ansprechpartner für Firmen- wie Privatkunden für viele Anwendungsbereiche.