Lasst uns über ... Tinder reden

Warum jetzt die richtige Zeit für Online-Dating ist

Claudia Huber (aufgezeichnet von Sascha Maier)
Lesezeit 4 Minuten
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26. April 2020
Frisch verlieben in Coronazeiten macht man am besten digital. Was man vom ersten Treffen im echten Leben erwarten darf, versucht Claudia Huber zu erklären.

Frisch verlieben in Coronazeiten macht man am besten digital. Was man vom ersten Treffen im echten Leben erwarten darf, versucht Claudia Huber zu erklären. ©Foto: Adobe Stock/Valeriy Kachaev

Sich mit weitestgehend Fremden zum Dating zu treffen, wäre in Coronazeiten verantwortungslos. Unsere Kolumnistin findet, dass jetzt die richtige Zeit ist, digital nach Nähe zu suchen – und erklärt, warum die manchmal sogar prickelnder sein kann als im echten Leben.

Stuttgart - Warum sollte man Onlinedating in Coronazeiten betreiben, wo doch jeder persönliche Kontakt fahrlässig ist? Dafür gibt es sehr gute Gründe. Denn wer nicht auf der Suche nach dem schnellen One-Night-Stand ist, hat jetzt die Gelegenheit, jemanden digital richtig kennenzulernen – und ihm auch sinnlich auf eine Weise zu begegnen, wie es im echten Leben vielleicht gar nicht möglich wäre. Was daran so besonders ist und was es welche Hoffnungen man sich beim ersten richtigen Date besser nicht machen sollte, will ich heute erklären.

Bei Onlinedating-Portalen wie Tinder beobachte ich einen Generationenkonflikt. Ü30-Pärchen, die so zueinander gefunden haben, fürchten die Frage: „Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?“ Das führt viele zu Fehler Nummer Eins.

Mit dem Fußballproll werde ich nicht warm

Datingversuche auf „falschen“ Plattformen. Vor allem Männer tendieren meiner Erfahrung nach dazu, sich bei der Partnersuche auf allen möglichen sozialen Plattforme umzuschauen, da viele denken, die Wahl der Plattform sei egal. Leider nutzen Frauen meiner Erfahrung nach allgemeine soziale Medien wie Facebook so gut wie nie für Partnerschaften oder Abenteuern. Der zweite Fehler ist, wenn die Kontaktaufnahme eher schäbig wirkt ganz im Stil von „Ficken?“ Das verdanken wir der hübschen Anonymität, die wir glauben, auf solchen Plattformen zu haben. Und selbst wenn man in Kontakt kommt – Facebook ist keine anonyme Plattform, Profile sind wie Visitenkarten.

Doch wenn man in Kontakt kommt sei an folgendes erinnert: Facebook ist keine anonyme Plattform, Profile sind wie Visitenkarten. Ein Beispiel: Jemand gibt vor, Fußball zu mögen, was er auch tut, noch mehr interessiert ihn Gärtnern und esoterische Bücher lesen. Letztere Leidenschaften verschweigt er, weil er sich ein bisschen dafür schämt oder es „dem Facebook“ nicht verraten will. Ein potenzielles Match denkt sich vielleicht aber nur: Fußballproll, werde ich nicht mit warm.

Also lassen wir die Finger von Facebook und schauen uns Tinder, Parship und Co. genauer an. Klar, auch hier kann man peinliche Hobbys verschweigen. Aber so daneben ganz plumpe Anmachen natürlich auch hier sind, so fehl am Platz ist hier auch falsche Scham.

Sex unter der Dusche? Kategorie Desaster

Wer sich darauf einlässt, kann beim Onlinedating erleben, dass eine Nähe entsteht, die Erotik prickeln lassen kann. Manchmal sogar besser als in der Realität. Manche können das dort auch besser als in der Realität.

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Die Möglichkeiten der Kommunikation dort können in eine Fantasiewelt führen, die viel erotischer ist als face to face. Chatten hat den Vorteil, dass man weiß, in der Wirklichkeit kommt es vielleicht gar nicht dazu. Das sexy Pingpong hat wahrscheinlich keine Konsequenzen.

Man kann da auch mal Dinge mitmachen, die man im echten Leben nicht mitmachen würde – oder könnte! Denken wir an Sex unter der Dusche. Das endet meistens in der Kategorie Desaster. Die Baumarktdusche Marke Plastik oder Billigkunststoff ist nämlich nicht dafür ausgelegt, sich irgendwo festzuhalten; von den anatomischen Schwierigkeiten unterschiedlich großer Partner, es im Stehen zu machen, mal ganz abgesehen. Als Fantasie in Textform ist das aber kein Problem.

Gleichzeitig ist dieses Sexting auch ein gutes Training für den Alltag – online üben für den Ernstfall. Man kann im Netz eine innere Leichtigkeit lernen sexuelle Fantasien zu besprechen, die einem auch bei realen Treffen zugute kommt.

Chemische Substanzen hin- und hergeschippert

Wenn dann nach Corona Treffen im Café wieder möglich sind und man zuvor jemand im Internet kennengelernt hat, sollte man auf keinen Fall alles für bare Münze nehmen, was digital gelaufen ist. Wenn sich zwei Menschen treffen, werden chemische Substanzen hin- und hergeschippert, man bemerkt vielleicht Macken, möglicherweise hat das Gegenüber, wenn es spricht, einen anderen Gesichtsausdruck als auf den Bildern. Auch wenn man vielleicht eine gewisse Basis hat, ist es doch ein neues Kennenlernen.

Im Grunde verhält sich das Online-Kennenlernen wie das frisch verliebt sein zum Eingehen einer Beziehung. Erst der Realitätscheck, dann die Härteprüfung, wenn man in der gemeinsamen Wohnung das erste Mal vor dem anderen pupst. Was auch gut ist: Je länger man sich schon irgendwie kennt, desto schneller bauen sich dann auch hormongesteuerte High-Gefühle ab und man kann eine realistischere Einschätzung der Situation abgeben.

Und auch wenn man dann zu dem Ergebnis kommt, dass es das nicht ist, war es vielleicht doch interessanter, sich Sexfantasien ins Ohr geflüstert zu haben, die vielleicht weggefallen wären, wäre man gleich körperlich geworden.

Unsere Kolumnenreihe „Lasst uns über ... reden“ über Liebe, Sex und Intimes – alle Folgen im Überblick

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