Warum weltweit immer mehr Menschen hungern
Berlin - Hunger und Armut nehmen weltweit massiv zu. Das teilte die Welthungerhilfe bei der Vorstellung ihres aktuellen Welthungerindexes mit. Demnach leiden derzeit rund 811 Millionen Menschen an Hunger. 2019 waren noch rund 690 Millionen Menschen betroffen. „Damit haben sich unsere schlimmsten Befürchtungen des vergangenen Jahres bewahrheitet“, sagte Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe, am Donnerstag in Berlin.
Von dem eigentlichen Ziel, bis 2030 eine Welt ohne Hunger zu schaffen, entferne sich die internationale Staatengemeinschaft immer weiter. Vermutlich sei die Lage sogar noch gravierender, fügte der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, hinzu. Nicht bei allen Daten habe man die Coronapandemie einrechnen können – eine weitere Verschlechterung sei in den kommenden Jahren erwartbar.
Drei große Probleme
Neben der Pandemie sind nach Auswertungen der Welthungerhilfe vor allem gewaltsame Konflikte und der Klimawandel für die wachsenden Probleme verantwortlich. „Es leiden diejenigen am stärksten, die den Klimawandel nicht verursacht haben“, sagte Thieme. Nutztiere ertränken in Fluten oder verhungerten, Ernten fielen Hitzewellen zum Opfer: „Lebensgrundlagen von ganzen Familien werden vernichtet.“
Wo Krieg herrscht, zerstören Kämpfer wiederum Felder, Nahrungsspeicher und Brunnen, erklärte Mogge. Jeder dritte Afghane gehe derzeit täglich hungrig ins Bett. Gleichzeitig sorge die Coronaviruspandemie dafür, dass etwa Tagelöhner in armen Ländern ihre Arbeit verlieren, während die Preise für Nahrungsmittel weltweit steigen.
Besonders dramatisch ist die Lage laut dem 16. Welthungerindex in Somalia, im Jemen, in Afghanistan, Madagaskar und im Südsudan. Der Bericht beleuchtet die Lage in insgesamt 135 Ländern. Für die jährlichen Auswertungen werden die Zahl der Unterernährten, der ausgezehrten Kinder, der Wachstumsprobleme bei Kindern und ihre Sterblichkeit herangezogen.