Übersicht

Anschlag in Straßburg: Was wir wissen, was wir nicht wissen

dpa
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
12. Dezember 2018
Bildergalerie ansehen
Mehr zum Thema
Ein Polizist steht nach dem Angriff in der weihnachtlich geschmückten Innenstadt von Straßburg.

Ein Polizist steht nach dem Angriff in der weihnachtlich geschmückten Innenstadt von Straßburg. ©dpa - Sebastian Gollnow

Bei einem mutmaßlichen Terroranschlag in Straßburg sind am Dienstagabend drei Menschen getötet und dreizehn verletzt worden. Viele Fragen sind geklärt, einige noch nicht.

WAS WIR WISSEN

Die Tat: Am Dienstagabend gegen 20 Uhr eröffnete ein Mann in der weihnachtlich geschmückten Straßburger Innenstadt das Feuer. Später griff er auch Menschen mit einem Messer an. Dabei tötete er zwei Menschen und verletzte weitere. Zeugen zufolge habe der Angreifer «Allahu Akbar» (Allah ist groß) gerufen, sagt der Pariser Antiterror-Staatsanwalt Rémi Heitz. Angesichts des Zielorts, seiner Vorgehensweise und der Zeugenaussagen habe die Antiterrorabteilung der Pariser Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen.

Der Täter sei vor seiner Flucht von Soldaten verletzt worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft entkam er mit einem gestohlenen Taxi. Mehr als 600 Einsatzkräfte und mehrere Hubschrauber seien an der Fahndung beteiligt, hieß es.

Der Täter:  Die französische Polizei fahndet mit einem Aufruf nach dem 29-jährigen Cherif Chekatt, einem französischen Staatsbürger mit afrikanischen Wurzeln. In der Personenbeschreibung heißt es, der Verdächtige sei von normaler Statur, und etwa 1,80 Meter groß. Er habe kurze Haare und eventuell einen Bart. Sein Haut wird als bleich beschrieben. Auf seiner Stirn befinde sich eine Narbe, so die französische Polizei. Sie bittet Menschen, die den Verdächtigen sehen, in Frankreich die 112 und in Deutschland die 110 zu wählen und die Polizei zu rufen. Auf keinen Fall solle man sich dem Mann nähern.  

Der mutmaßliche Angreifer stammt nach offiziellen Angaben aus Straßburg. Chekatt  war wegen schweren Diebstahls zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und war in Deutschland in Haft. Nach dem Verbüßen der Strafe wurde er im Jahr 2017 nach Frankreich abgeschoben.

In dem Urteil aus Singen heißt es, der Mann sei zusammen mit sechs Geschwistern im Elternhaus in Straßburgaufgewachsen, habe einen dem Hauptschulabschluss vergleichbaren Abschluss, aber keine Ausbildung gemacht. Nach der Schule habe er bei der Gemeinde gearbeitet, seit 2011 sei er arbeitslos gewesen und nach eigener Aussage viel gereist. Schon vor seiner Verurteilung in Singen habe er insgesamt vier Jahre in Gefängnissen verbracht.

Nur Stunden vor dem Anschlag waren Medienberichten zufolge bei einer Durchsuchung seiner Wohnung Waffen gefunden worden - darunter Granaten und Messer. Die Polizei hatte die Wohnung am Dienstagmorgen aufgesucht, weil Chérif C. wegen eines versuchten Tötungsdelikts verhaftet werden sollte. Er ist derzeit auf der Flucht.

- Anzeige -

Das Umfeld: Die Sicherheitsbehörden gehen nach dpa-Informationen davon aus, dass der mutmaßliche Attentäter von Straßburg zusammen mit seinem 34 Jahre alten Bruder Sami C. auf der Flucht ist. Beide gelten demnach als islamistisch radikalisiert. Laut Berliner «Tagesspiegels» wohnten sie in Straßburg. Die Brüder würden dem Islamistenmilieu zugerechnet, sagte ein hochrangiger Sicherheitsexperte der Zeitung.

Ermittler haben derweil vier Menschen aus dem Umfeld des Tatverdächtigen Chérif C. in Gewahrsam genommen.

Die Opfer: Bei dem Anschlag wurden zwei Menschen getötet. Eine weitere Person ist nach Angaben des Pariser Antiterror-Staatsanwalts Rémi Heitz hirntot. Zwölf Menschen wurden verletzt, sechs von ihnen sehr schwer.

Eines der Todesopfer ist ein Tourist aus Thailand. Laut dem Außenministerium in Bangkok handelt es sich um einen 45 Jahre alten Mann, der zusammen mit seiner Frau zu einem Urlaub in Frankreich war. Nach Medienberichten starb er durch einen Schuss in den Kopf. Unter den Verletzten ist auch ein italienischer Radiojournalist, wie ein Sprecher des Außenministeriums der dpa bestätigte. Nach jetziger Kenntnis des Auswärtigen Amtes sind keine Deutschen unter den Opfern.

WAS WIR NICHT WISSEN

Der Täter: Der Aufenthaltsort des Täters ist nicht bekannt. Die französische Regierung schließt nicht aus, dass der Straßburger Attentäter nach Deutschland geflüchtet sein könnte - womöglich zusammen mit seinem Bruder Sami. Die Bundespolizei kontrolliert deshalb mehrere Grenzübergänge von Deutschland nach Frankreich. Hinzu kommen laut Bundespolizei Fahrzeugkontrollen im grenznahen Bereich.

Das Motiv: Die Ermittler in Frankreich gehen von einem terroristischen Hintergrund aus. Angesichts des Zielorts, seiner Vorgehensweise und der Zeugenaussagen habe die Antiterrorabteilung der Pariser Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen, hieß es. Der Tatverdächtige sei mehrfach im Gefängnis gewesen. Dort sei auch eine Radikalisierung festgestellt worden, sagte der Staatssekretär im Innenministerium, Laurent Nuñez. Zuvor war bekannt geworden, dass der Täter in der Sicherheitsakte «Fiche S» geführt wurde - einer Liste von Personen, die verdächtigt werden, radikalisiert zu sein. In Deutschland war der mutmaßliche Attentäter nicht als islamistischer Gefährder bekannt.

Das Motiv für den Angriff auf den Straßburger Weihnachtsmarkt könnte auch Rache gewesen sein, spekulierte der deutsche «Tagesspiegel» unter Berufung auf Sicherheitskreise. Möglicherweise habe der 29-Jährige auf den Versuch seiner Festnahme durch die Polizei in Straßburg spontan reagiert. Den französischen Sicherheitsbehörden sei keine Vorbereitung eines Anschlags in Straßburg bekannt gewesen.

Mehr zum Thema

Weitere Artikel aus der Kategorie: Nachrichten

22.03.2024
Nachrichten
Es ist eines der großen gesellschaftspolitischen Vorhaben der Ampel-Koalition - und jetzt am Ziel: Kiffen wird für Erwachsene in Grenzen erlaubt. Bei der Umsetzung gibt es aber noch offene Fragen.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.