In Berlin vorgestellt

Kriminalstatistik: Niedrigste Straftatenzahl seit 25 Jahren

dpa
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08. Mai 2018
Rückschlüsse auf die Herkunft der Täter sind nur begrenzt möglich.

Rückschlüsse auf die Herkunft der Täter sind nur begrenzt möglich. ©dpa - Klaus-Dietmar Gabbert

5,76 Millionen Straftaten haben die Behörden in Deutschland im vergangenen Jahr erfasst. Das ist die niedrigste Zahl seit 1992, wie Innenminister Horst Seehofer am Dienstag bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2017 sagte.

Die Kriminalität in Deutschland geht laut Statistik zurück: Die Behörden erfassten im vergangenen Jahr 5,76 Millionen Straftaten - die niedrigste Zahl seit 1992. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl ist die erfasste Kriminalitätsrate sogar niedriger als in den vergangenen 30 Jahren, wie das Bundesinnenministerium am Dienstag in Berlin bekanntgab. Auf 100 000 Einwohner kommen demnach weniger als 7000 Fälle. Innenminister Horst Seehofer, der die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für 2017 vorstellte, sagte: «Deutschland ist sicherer geworden. Gleichwohl gibt es zur Entwarnung keinen Anlass.» Für die Behörden von Bund und Ländern bleibe viel zu tun, sagte der CSU-Politiker.

Der Anteil der aufgeklärten Straftaten ist laut Innenministerium mit 55,7 Prozent so hoch wie nie seit Beginn der Zählung 2005. Ausländerrechtliche Verstöße wie zum Beispiel die illegale Einreise sind dabei ausgeklammert. Die Aufklärungsquote hängt aber stark vom Tatbereich ab: Bei Wohnungseinbrüchen mit Diebstahl werden nur 17,8 Prozent der Fälle aufgeklärt, bei Tötungsdelikten sind es 95,6 Prozent.

Weniger Wohnungseinbrüche

Drei Viertel der 1,98 Millionen Tatverdächtigen des vergangenen Jahres waren den Angaben zufolge Männer. Etwa 30 Prozent der Tatverdächtigen sind keine Deutschen. Die meisten davon sind Zuwanderer, was einem Gesamtanteil von 8,5 Prozent entspricht. Einen erheblichen Rückgang von 11,8 Prozent verzeichnen die Behörden beim Diebstahl. So sanken die Fälle von Wohnungseinbruchsdiebstahl um 23,0 Prozent, beim Taschendiebstahl um 22,7 Prozent. Auch die Gewaltkriminalität ist leicht zurückgegangen - um 2,4 Prozent.

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Um 12,9 Prozent angestiegen sind dagegen Delikte, bei denen Pornografie verbreitet wurde. Der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, sprach von einem «erschütternden Ausmaß» der Kinder- und Jugendpornografie. Auch sogenanntes Cybergrooming - das Ansprechen Minderjähriger im Netz mit dem Ziel sexueller Kontakte - stelle eine Gefahr dar.

Gewerkschafter warnten zudem vor zunehmender Gewalt gegen Polizisten und Rettungskräfte. «Die zahlreichen Gewaltdelikte gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst sind auch Symptom des schwindenden gesellschaftlichen Zusammenhalts und Folge eines zu schlanken Staates», sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack.

Mehr Polizisten als Opfer

Laut Gewerkschaft der Polizei (GdP) wurden im vergangenen Jahr 74.400 Polizeibeamte Opfer von vollendeten und versuchten Straftaten - das seien rund 2600 mehr als 2016. «Die Einsatzkräfte können zwar viel ab, aber es nagt schon sehr an der Motivation und der wichtigen Bürgernähe, wenn der Frust der Bürger sich nicht nur verbal, sondern auch über Respektlosigkeit und Gewalt gegen die Beamten entlädt», sagte der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow.

Bei Verstößen gegen das Waffenrecht gab es laut Kriminalstatistik einen Zuwachs um 10,3 Prozent, bei Rauschgiftdelikten um 9,2 Prozent. Einen starken Anstieg um 28,7 Prozent gab es auch bei der Wirtschaftskriminalität, was das Bundesinnenministerium aber auf ein «komplexes Ermittlungsverfahren» zurückführt, das im vergangenen Jahr abgeschlossen wurde.

Hintergrund

Wo die Kriminalstatistik an ihre Grenzen stößt

STÄDTEVERGLEICH: Einzelne Städte lassen sich mit den Zahlen der PKS nur schwer vergleichen. Das liegt unter anderem an der Infrastruktur einer Stadt: In Frankfurt am Main etwa werden sämtliche Vergehen am größten deutschen Flughafen der Stadt zugeordnet. Auf die Zahl der Einwohner gerechnet kommt es daher in Frankfurt zu verhältnismäßig vielen Straftaten. Ob die Stadt unsicherer ist als andere, belegen diese Zahlen aber nicht.

FEHLENDE VERSTÖßE: In der PKS werden nicht alle Verstöße aufgelistet, die die Polizei innerhalb eines Jahres dokumentiert hat. So fehlen im zugehörigen Straftatenkatalog etwa einige Verkehrsdelikte. Auch Ordnungswidrigkeiten, Finanz- und Steuerdelikte sowie Straftaten, die unmittelbar bei der Staatsanwaltschaft angezeigt werden, sind in dem Jahrbuch nicht enthalten. Politisch motivierte Straftaten - und damit auch Terrorismus - werden gesondert erfasst.

DUNKELZIFFER: Die Polizei gibt in der PKS nur Straftaten an, die angezeigt wurden. Damit gibt sie kein genaues Bild über die tatsächliche Kriminalität in Deutschland - und auch nicht über ihre genaue Entwicklung. Beispiel: Gehen die angezeigten Fälle zurück, kann das an weniger Kriminalität liegen, aber auch an einer geringeren Verfolgungsintensität der Polizei oder einfach an weniger Anzeigen. Letzteres ist vor allem beim Diebstahl wichtig, da diese Fälle meist erst durch eine Anzeige bekannt werden.

NATIONALITÄT: Rückschlüsse auf die Herkunft der Täter sind nur begrenzt möglich. Die PKS differenziert zwischen deutschen und nichtdeutschen Tatverdächtigen. Ein eventueller Migrationshintergrund bei deutschen Tatverdächtigen wird nicht berücksichtigt.

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