Erst abgeschoben, jetzt wieder glücklich vereint
Tübingen - Die Liebe von Ricarda Zelter und Bilal Waqas wäre fast zerbrochen – und hat nun doch ein glückliche Wendung gefunden. „Es ist schön, wieder meinen Mann an der Seite zu haben“, sagt die 51-jährige Tontechnikerin am Tübinger Landestheater, sie war vor lauter Kummer in eine Depression gerutscht. „Ich habe meine Frau vermisst“, sagt der 36-jährige Pakistaner und hat immer daran geglaubt, dass er es zurück nach Deutschland schaffen würde, zurück in seinen Job als Pizzabäcker in einem Tübinger Imbiss. „Ich bin ein guter Mitarbeiter gewesen“, sagt er selbstbewusst, „ohne Arbeit geht es mir schlecht.“
Fast ein Jahr und drei Monate waren die beiden getrennt. Waqas wurde an Dreikönig vergangenen Jahres abgeschoben, nachts um halb elf kam die Polizei und nahm ihn aus der gemeinsamen Wohnung mit. Er durfte einen Anruf machen und seinen Koffer packen, am nächsten Morgen saß er im Flieger nach Islamabad.
Anwalt Rothbauer: „Die Abschiebung war menschlich und politisch falsch“
Die Abschiebung des geduldeten Wirtschaftsflüchtlings sei rechtmäßig gewesen, sagt Waqas‘ Anwalt Holger Rothbauer, „aber sie war menschlich und politisch falsch“. Zumal die Tübinger Ausländerbehörde dem gut integrierten Pakistaner, der schon sieben Jahre im Schwäbischen lebte, eine Aufenthaltserlaubnis hätte erteilen können, sagt Rothbauer. „Es gab einen Auslegungsspielraum.“ Zum Verhängnis war Waqas eine geringfügige Straftat geworden, er hatte 2013 bei seiner Einreise nach Deutschland einen falschen Namen angegeben. Ein Fehlverhalten, das zu Verweigerung des Aufenthaltstitels führen kann, aber nicht muss.
SPD-Bundestagsabgeordneter Martin Rosemann spricht von einem „klaren Rechtsverstoß“
Viele Fürsprecher haben sich für Waqas eingesetzt. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Rosemann beklagte in einem Brief an den baden-württembergischen Innenminister einen „klaren Rechtsverstoß“. Selbst Oberbürgermeister Boris Palmer hält Waqas Abschiebung für falsch. „Es gibt keinen Grund, ihm ein Leben in Tübingen zu verweigern.“
Am Montag letzter Woche nahmen sich Ricarda Zelter und Bilal Waqas am Frankfurter Flughafen wieder in die Arme. Ein Visum zur Familienzusammenführung hat die Rückkehr möglich gemacht.