Gab es im Elsass schon Mitte November Corona-Infektionen?

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Ein Chefarzt eines elsässischen Krankenhauses geht davon aus, dass es die ersten Coronavirus-Infektionen in Colmar bereits Mitte November 2019 gegeben habe. Michel Schmitt vom Colmarer Albert-Schweitzer-Krankenhaus untersucht in einer Studie Lungenerkrankrungen, die zwischen November 2019 und April 2020 aufgetreten sind.
Die Studienergebnisse eines Colmarer Chefarzts deuten darauf hin, dass eventuell nicht China, sondern das Elsass Ursprung des Coronavirus sein könnte. Der Chefarzt des Albert-Schweitzer-Krankenhauses in Colmar geht davon aus, dass es bereits am 16. November einen ersten Corona-Fall in Colmar gegeben habe. Das schreibt das Albert-Schweitzer-Krankenhaus in Colmar in einer Pressemitteilung.
Studie analysiert 2456 Fälle
Schmitt leitet derzeit eine Studie, in der 2456 Lungen-Untersuchungen von Patienten zwischen November 2019 und April 2020 analysiert werden. Die Studie soll zahlreiche Erkenntnisse zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region erbringen. Dabei werden unter anderem pathologische, pulmonale, herz- und Tumortechnische Erkenntnisse einbezogen. Die Fälle, die als Corona-typisch eingestuft wurden, seien von zwei weiteren erfahrenen Radiologen gegengeprüft worden, heißt es in der Pressemitteilung.
Erster Fall am 16. November
Die bisherigen Studienergebnisse sind erstaunlich. Demnach soll es bereits am 16. November einen Corona-Fall gegeben haben. Das Virus hätte sich dann bis Ende Februar aber nur sehr langsam ausgebreitet. Damals habe nichts auf eine Pandemie hingedeutet.
Die ersten offiziellen Coronaf-Fälle in Colmar seien erst am 25. Februar bestätigt worden, der erste Todesfall im Zusammenhang mit Covid-19 am 4. März. Ab dann habe es eine schnelle Zunahme der Infektionen mit einem Peak am 31. März gegeben.
Laut Chefarzt Schmitt habe sich die Ausbreitung des Virus aber schon ab Jahresende 2019 durch Weihnachtsmärkte und Familienfeste beschleunigt. Durch ein religiöses Treffen in Mulhouse in der letzten Februarwoche sei die Infiziertenzahl dann „explodiert“, so die Pressemitteilung.
Auffälligkeiten im Winter
Zu der Studie kam es, da im vergangenen Winter atypische Erkrankungen sowohl bei Erwachsen, als auch Kindern festgestellt worden seien, die dann als Grippe eingestuft wurden. Diese Erkrankungen seien mit Fieber und Husten, der länger als gewöhnlich – 2-3 Wochen – angehalten habe, außerdem Stimmverluste, Gewichtsabnahmen und untypische Müdigkeitszustände.
Das Colmarer Krankenhaus plant weitere Analysen, um die Studie voranzutreiben, heißt es in der Pressemitteilung abschließend.