Medienprofi Ralf Lankau warnt vor "Zwangs-Digitalisierung"
Zu einem spannenden Vortrag hatte der Kulturverein „Willst@Kultur“ ins Foyer der Hanauerland-Halle eingeladen. Thema war der „Digital-Pakt Schule“ und WLAN in der Schule.
Wieviel Digitalisierung brauchen Schulen, und wieviel Digitalisierung ist gut für Schulen und Schüler? Diesen Fragen ging Ralf Lankau von der Hochschule Offenburg auf Einladung des Kulturvereins „Willst@Kultur“ am Mittwoch im Foyer der Hanauerland-Halle nach.
Hintergrund ist der „Digital-Pakt Schule“, mit dem der Bund die Länder und Gemeinden bei Investitionen in die digitale Bildungs-Infrastruktur unterstützt. Ziel des Digitalpakts ist der flächendeckende Aufbau einer zeitgemäßen digitalen Infrastruktur an Schulen unter dem Primat der Pädagogik.
An Folgekosten denken
Was die Umsetzung angehe, sollten die Schulen genau überlegen, was sie brauchen und ob ein Beitritt zum „Digital-Pakt Schule“ ihnen etwas bringe so Lankau. Zwar gebe es zunächst Geld vom Bund für die Digitalisierung in den Schulen – aber es kämen Folgekosten, die dann von den Schulen zu tragen seien. Aus pädagogischer Sicht sei die „Zwangs-Digitalisierung“ nicht zu verantworten, meinte er. Es sollten an Schulen nur PCs online sein, für die es unbedingt notwendig ist. Vieles könne auch offline erfolgen zum Schutz der Daten.
Natürlich hätten die großen Konzern wie Google oder Microsoft Interesse, an so viele Nutzerdaten wie möglich zu kommen, um diese zu vermarkten. Die Privatsphäre der Nutzer bleibe dabei aber auf der Strecke, kritisierte er.
Auch zweifelte Lankau, ob ein früher Einsatz digitaler Medien pädagogisch Sinn macht. Geht es nach den großen Internet-Anbietern, säßen Schüler künftig nur noch am Bildschirm und erhielten ihren Unterricht vom Lehrer aus der Ferne. Dabei bleibe jedoch der soziale Gedanke auf der Strecke. Kinder, die zu früh vor Bildschirmmedien sitzen, entwickelten wesentlich schlechtere Fähigkeiten beim Lesen, Schreiben, der Feinmotorik und Sprache. Das heiße nicht, dass moderne Technik an Schulen den Kindern nicht vermittelt werden soll – aber alles zu seiner Zeit und erst ab einem gewissen Alter.
Eigenverantwortung
Im privaten Bereich ist jeder für sich verantwortlich, welche Daten er über sich preis gibt. In Europa sollte als Gegenpol zu den USA und China ein eigenes System entwickelt werden. „Aber wir müssen bei uns selbst und in unserer Familie anfangen – nicht alles mit anderen zu kommunizieren und auch einmal offline zu gehen“, meinte Lankau.
Was WLAN betrifft, sollten Schulen darauf verzichten und die Visible Light Communication-Technologie (VLC) nutzen. Diese erzeuge keine Strahlenbelastung für den Mensch, und zum anderen seien die Daten im diesem System sicherer.
Am Anschluss an den Vortrag hatten die Zuhörer noch Gelegenheit, Fragen an den Medienexperten zu stellen und zu diskutieren, wovon sie auch rege Gebrauch machten.