Minister Hauk steht unter Druck
Stuttgart - Töten ist immer grausam. Das sollten sich alle bewusst machen, die jetzt mit dem Finger auf die Schlachthöfe zeigen und dann ein schönes Rumpsteak bestellen – der Tod kommt selten ohne Leid. Dennoch: Was in zwei Dritteln der 40 größeren Schlachthöfe Baden-Württembergs 2018 an Mängeln festgestellt worden ist, ist in doppeltem Sinne erschreckend. Erstens mussten Tiere oft mehr leiden als nötig. Und zweitens werden die Mängel vom Agrarministerium in irritierender Weise heruntergespielt.
Das Problem in den Schlachthöfen sind nicht die fehlenden Gesetze. Vielmehr ist sogar geregelt, wie hoch die Tränken hängen müssen, wie stark das Gefälle einer Rampe sein darf oder wie lang die Betäubung dauern muss. Das Problem scheint der Alltag zu sein. Es fällt eine Gerätefunktion aus und wird nicht gleich repariert. Es wird ein Mitarbeiter krank, so dass ein Kollege betäuben und töten muss. Ob die Verstöße System haben, lässt sich aus der Mängelliste nicht ersehen. Es drängt sich aber der Eindruck auf, dass die Schlachthöfe unter enormem wirtschaftlichem Druck stehen und allerorten gespart werden muss.
Jetzt steht der Minister selbst unter Verdacht
Doch auch Minister Peter Hauk (CDU) steht nun unter politischem Druck, weil sich der Verdacht aufdrängt, dass er im Herbst 2019 die Ergebnisse des Schlachthof-Monitorings beschönigt oder gar bewusst die Unwahrheit gesagt hat. Sein Ministerium beteuert, keine anderen Ergebnisse als die damals wiedergegebenen vorgelegt bekommen zu haben. Wurde also von anderer Stelle ein zu positives Bild gezeichnet, glaubt man, dass es sich bei den Verstößen nicht um tierschutzrelevante Punkte handelt, oder ist alles vom Minister nur vorgeschützt? Man weiß nicht, was schlimmer wäre.
Zwar hat Hauk begonnen, die Kontrollen durch vorerst zwei zusätzliche Tierärzte zu verbessern. Aber das kann nur der Anfang sein. Sonst wird es eng – für den Ruf der Schlachthöfe und für Peter Hauk.
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