Forschung in einem 57- Einwohner-Dorf

Stiftung für das Rätsel von Unterregenbach

Tanja Kurz
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03. Juni 2020
Zwei, die sich Unterregenbach verbunden fühlen: der Schaumwein-Erzeuger Hans-Jörg Wilhelm (links) und der Stifter Christian Neuber in der Krypta.

Zwei, die sich Unterregenbach verbunden fühlen: der Schaumwein-Erzeuger Hans-Jörg Wilhelm (links) und der Stifter Christian Neuber in der Krypta. ©Foto: Tanja Kurz

Warum wurde in dem Dorf Unterregenbach, in dem heute 57 Menschen leben, vor rund 1000 Jahren die größte Kirche Württembergs gebaut? Und von wem? Ein Stuttgarter Ex-Verleger will nun die Forschung rund um das Dorf an der Jagst voranbringen.

Unterregenbach - Hans-Jörg Wilhelm muss sich wie im Märchen gefühlt haben. Die gute Fee, die an jenem Sonntagmorgen bei dem Schaumwein-Produzenten in Unterregenbach an der Jagst (Kreis Hall) vor der Tür stand, war freilich ein Mann. Christian Neuber, 70, erfüllt Wilhelm tatsächlich einen besonderen Wunsch: Der Ex-Verleger aus Stuttgart stiftet 200 000 Euro seines Vermögens, um die Lösung des „Rätsels von Unterregenbach“ voranzubringen.

Warum wurde in dem Dorf, in dem heute gerade einmal 57 Menschen leben, vor rund 1000 Jahren die größte Kirche Württembergs gebaut? Wer hat sie bauen lassen? Und warum ist das religiöse Zentrum untergegangen? An Bestrebungen, das Rätsel zu lösen, hat es nicht gefehlt. Seit mehr als 100 Jahren kniffeln Archäologen und Archäologiebegeisterte wie Hans-Jörg Wilhelm am Rätsel von Unterregenbach herum.

Zwischen 1960 und 1988 gab es Ausgrabungen des Landesdenkmalamts

Bereits 1879 wurden die Kellergewölbe des heutigen Pfarrhauses als Krypta einer Kirche identifiziert. Die umfangreichen Ausgrabungen des Landesdenkmalamts Baden-Württemberg in den Jahren 1960 bis 1988 ließen das spektakuläre Ausmaß und die Baugeschichte der kirchlichen Gebäude erkennen. An Stelle der heutigen, um 1480 neu erbauten Pfarrkirche St. Veit stand eine um das Jahr 1050 errichtete kleinere Basilika. Unweit ergraben wurde eine aus der Zeit um 1100 stammende, zur Krypta gehörende dreischiffige Große Basilika von imposanten 50 Metern Länge und 17 Metern Breite. Ihre Mauern bilden heute das Fundament des Pfarrgartens.

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Nun sind 200 000 Euro einerseits viel Geld, angesichts der zu lösenden Aufgabe andererseits überschaubar. Christian Neuber sagt, er begreife seine Stiftung als „Impuls“ und hoffe, dass Hohenloher Privatpersonen oder Firmen nachziehen. Zudem weißt sich der Ex-Stuttgarter, der inzwischen nach Schwäbisch Hall gezogen ist, mit seinem Stiftungsrat gut aufgestellt. Zum Kreis gehören etwa Nina Willburger, die im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart die Fachabteilung Archäologie leitet, Jonathan Scheschkewitz vom Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen oder Lars Bleher, der Mitinhaber der renommierten Agentur Markgraph in Frankfurt und Architekturprofessor.

Die Helfer erwarten sich auch Aufschluss über die Bestattung eines Kindes

„Die Stadt Langenburg überlässt uns das ehemalige Schulgebäude“, nennt der Stifter ein Beispiel, „Studierende sollen für das Gebäude das Ausstellungskonzept erarbeiten, die das bisher Entdeckte bestmöglich präsentiert.“ Aufschluss erwarten sich die Beteiligten auch über drei, für die damalige Zeit außergewöhnlich große männliche Bestattungen und eine Kinderbestattung, die um die Kreuzkanäle unter der heutigen Pfarrkirche entdeckt wurden. War das Kind mit den „drei Riesen aus dem Jagsttal“ verwandt?

Die DNA-Analysen werden in Bozen durchgeführt – in demselben Institut, das einst den legendären Ötzi entschlüsselte. „Die Forschungen werden nun von Seiten des Landesamts für Denkmalpflege wiederbelebt, um offene Fragen mit modernen Methoden der Archäologie und Naturwissenschaften zu klären“, teilt das Regierungspräsidium auf Anfrage mit. In den Sommermonaten werden auf der Pfarrwiese und in den Jagstauen geophysikalische und so genannte Metallsondenprospektionen vorgenommen. Die Beteiligten hoffen Spuren eines historischen Marktfleckens zu finden.

„Es ist schon so viel da und noch so viel Platz für Fantasie“, schwärmt der Stifter vom „Unberührten und Verschlafenen“ Unterregenbachs. Und versichert, man wolle behutsam vorgehen, ein zweites Rothenburg ob der Tauber sei nicht geplant. Neuber ist sicher, dass seine Initiative zur rechten Zeit kommt: „Nach der Corona-Krise wird der Tourismus in der Heimat eine neue Wertschätzung erfahren.“

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