Wie das Stahlwerk die Wärmeversorgung Straßburgs revolutionieren will

Sabine Schimetschek (Mitte) wurde zur Generaldirektorin von Calorie Kehl-Straßburg ernannt. Straßburgs OB Jeanne Barseghian (links) und der Kehler OB Wolfram Britz äußern sich dazu erfreut. ⇒Foto: Annette Lipowsky/Stadt Kehl ©Annette Lipowsky/Stadt Kehl
Der Verwaltungsrat der gemischtwirtschaftlichen Gesellschaft nach französischem Recht (SEM, „Société d‘économie mixte“) übertrug die Steuerung des in Europa einzigartigen Projekts zur grenzüberschreitenden Nutzung der Abwärme der Badischen Stahlwerke (BSW) im Kehler Hafen an eine Bauingenieurin mit langjähriger Berufserfahrung in Frankreich und Deutschland.
Wenn das neue Wärmenetz 2027 in Betrieb gehe, würden in einer ersten Phase etwa 7000 Haushalte in Straßburg mit Wärme versorgt werden, in einer zweiten auch Wohnungen, Unternehmen und Einrichtungen in Kehl. Von Anfang an würden bei einer Wärmelieferung von 70 Gigawattstunden pro Jahr etwa 19.600 Tonnen des klimaschädlichen Gases CO₂ vermieden. Das schreibt die Stadt Kehl in einer Pressemitteilung. Zweck der Calorie Kehl-Strasbourg sind die Planung, der Bau und der Betrieb eines rheinübergreifenden Rohrleitungsnetzes, in das die bei der Stahlproduktion der BSW in Kehl unvermeidbar entstehende Abwärme eingespeist wird.
In der im Mai 2022 gegründeten Gesellschaft arbeiten sechs Partner von beiden Rheinseiten zusammen: Hauptanteilseignerin ist die Eurometropole Straßburg mit 49 Prozent. Die Région Grand Est, das Land Baden-Württemberg sowie die Stadt Kehl haben jeweils 12,75 Prozent des Stammkapitals der Gesellschaft von rund 4,2 Millionen Euro eingebracht; die „Caisse des Dépôts et consignations“ (CDC) hält 15 Prozent der Aktien, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
„Ich freue mich sehr über die Ernennung von Sabine Schimetschek zur Generaldirektorin der SEM Calorie Kehl-Strasbourg. Mit ihrer soliden Erfahrung als Führungskraft und ihren Kompetenzen in der Leitung von Großprojekten, zusammen mit ihrer doppelten französischen und deutschen Kultur, bringt sie alle Voraussetzungen mit, um dieses grenzüberschreitende Projekt, das für die Zukunft der Energiewende in unserem gemeinsamen Gebiet entscheidend ist, zum Erfolg zu führen“, wird Jeanne Barseghian, Präsidentin der SEM Calorie und Oberbürgermeisterin von Straßburg, in der Pressemitteilung zitiert.
4,5 Kilometer
Die neue Generaldirektorin stammt aus Gießen, ist Diplom-Bauingenieurin und hat bereits während ihres Studiums an der Fachhochschule in Konstanz Praktika in Frankreich absolviert, teilt die Stadt Kehl weiter mit. Der Bau der etwa 4,5 Kilometer langen Leitungstrasse vom Gelände der BSW bis in die Straßburger Esplanade wird von der französischen Umwelt- und Energieagentur ADEME sowie vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle mit insgesamt voraussichtlich rund 14 Millionen Euro gefördert. Die Kostenschätzung für die Planung und den Bau der Fernwärmeleitung liegt bei rund 29 Millionen Euro.