"Software ist vorwiegend Dienstleistung"
Es braucht keine glänzenden Firmenschilder, um ein Global Player zu sein. Verifysoft Technology ist es mit einigen klugen Köpfen und einem Produkt, das marktrelevant ist. Geschäftsführer Klaus Lambertz und Julia Drengwitz, Sales Managerin im deutschsprachigen Raum, schildern, was das Unternehmen ausmacht.
Herr Lambertz, was hat Sie vor 20 Jahren als Nicht-ITler motiviert, Verifysoft Technology zu gründen?
Klaus Lambertz: Als sich die Chance auftat, als Distributor des Produkts Testwell CTC++ in den Markt einzusteigen, war ich gerade im Export einer Druckerei tätig. Ich war damals schon überzeugt davon, dass die Software erfolgreich werden würde. Sie ist genauso genial wie einfach. Und es hat mich gereizt, weltweit agieren zu können. Wir haben es täglich mit Kunden unterschiedlichster Länder und damit auch Kulturen zu tun – in tausenden verschiedenen Bereichen und von kleinsten Betrieben bis hin zu Weltkonzernen. Die Arbeit ist dadurch unglaublich vielseitig und spannend.
Wie bewerten Sie den Standort Offenburg?
Lambertz: Da unsere Kunden über mehr als 43 Länder und fünf Kontinente verteilt sind, ist der Standort für uns eher zweitrangig. Aber Offenburg liegt dennoch günstig für uns. Rein räumlich, da ein Großteil unserer deutschen Kunden im süddeutschen Raum ansässig ist. Daneben hat Offenburg mit der Hochschule eine Talentschmiede im IT-Bereich. Einige unserer Mitarbeiter haben als Werkstudenten bei uns angefangen.
IT-Experten sind begehrt. Spüren auch Sie den Fachkräftemangel?
Julia Drengwitz: Wir sind gut aufgestellt. Sicherlich auch wegen der familiären Atmosphäre. Wir unterstützen uns gegenseitig und haben viel Gestaltungsfreiheit. Jeder ist in die Entwicklungsprozesse eingebunden. Wie gut unser Team harmoniert, zeigt sich daran, dass wir uns auch außerhalb der Arbeit oft treffen. So starten wir regelmäßig bei Lauf-Events oder beim Stadtradeln und treffen uns beim Grillen.
Lambertz: Ich habe jahrelang in Firmen gearbeitet, in denen die Mitarbeiter getriezt wurden. Das möchte ich nicht mehr erleben. Mir liegt am Herzen, dass wir offen und vertrauensvoll miteinander umgehen können. Den Erfolg messe ich nicht nur am Gewinn, sondern auch daran, wie zufrieden meine Mitarbeiter und natürlich auch unsere Kunden sind.
Seit 2014 wächst der Umsatz von Verifysoft im Durchschnitt um mehr als 30 Prozent. Das ist auch ein wirtschaftlicher Erfolg.
Lambertz: Wir befinden uns in einem riesigen Wachstumsmarkt. Vor 20 Jahren wurde die Software Testwell CTC++ überwiegend in sicherheitskritischen Bereichen in den Sparten Luftfahrt, Automotive, Medizintechnik, Schienenverkehr, Energie und Medizin eingesetzt. Mit der zunehmenden Digitalisierung wird verlässliche Software jedoch auch im Alltag immer wichtiger – ob in Handys oder Haushaltsgeräten. Zu Beginn war die Software jedoch alles andere als ein Selbstläufer. Wir haben drei Jahre erst einmal nur investiert – Arbeit und Eigenkapital. Ich bin glücklich, dass wir das ohne Investoren geschafft haben und dadurch unabhängig sind.
Ist es nicht schwierig, als kleines, inhabergeführtes Unternehmen mit den IT-Riesen zu konkurrieren?
Drengwitz: Ganz im Gegenteil, wir haben sogar einen Riesenvorteil. Software ist in erster Linie Dienstleistung. Unsere Kunden erreichen uns ohne Warteschleife und werden persönlich betreut. Die Kunden kennen ihre Ansprechpartner, wir kennen ihre Wünsche. So können wir schnell und lösungsorientiert agieren. Zusätzlich haben wir Distributoren in China, Indien, Korea, Japan und den USA, die sich mit den Gepflogenheiten der Länder auskennen und zu den dortigen Arbeitszeiten erreichbar sind. All das wird von unseren Kunden geschätzt.
Wie wichtig ist die TÜV-Zertifizierung?
Lambertz: Sie ist wichtig, um im asiatischen Raum ernstgenommen zu werden. Und auch im sicherheitsrelevanten Bereich ist sie von Vorteil.