„Transfer ist für beide Seiten ein Gewinn“
Das Verhältnis von Wissenschaft und Wirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Der Rektor der Hochschule Offenburg Prof. Dr. Stephan Trahasch und HIWIN-Geschäftsführer Werner Mäurer sprechen über die Auswirkungen und Hintergründe.
Wie profitiert HIWIN und wie die Hochschule von der Zusammenarbeit?
Mäurer: Die Hochschule Offenburg hat eine große regionale Bedeutung für die Unternehmen. Mit ihren Studienangeboten sorgt sie dafür, dass Firmen mit Fachkräften versorgt werden. Daher ist es eine Verpflichtung, aber auch zu unserem eigenen Vorteil, dass wir uns kümmern. Das zeigt sich sowohl in Einzelunterstützungen, aber noch viel mehr in der Stiftungsprofessur Robotik und Kobotik des wvib.
Trahasch: Neben Studium und Lehre sind Forschung und Transfer für die Hochschule sehr wichtig. Mit einer Stiftungsprofessur wie der des wvib können wir gemeinsam mit Firmen Innovationen entwickeln und etablieren. Dabei lernen wir viel von der Wirtschaft und die Wirtschaft von uns. Die Betriebe, mit denen wir zusammenarbeiten, zeigen uns, welche Probleme in der Praxis auftreten, wie sie diese angehen, und wir bringen unsere wissenschaftliche Expertise ein, um gemeinsam eine Lösung zu entwickeln.
Warum hat der Transfer, die Third Mission, in jüngster Zeit so stark an Bedeutung gewonnen?
Mäurer: Jedes Unternehmen hat seine Kernkompetenzen, die es selber weiterentwickelt. Aber um neue Kompetenzfelder zu erschließen, brauchen Firmen den Transfer. Nur so ist es möglich, das allgemein notwendige Wissen aufzubauen, das einzelne Unternehmen später wieder zu einer ihrer Kernkompetenzen machen können. Es wäre inneffizient, ja sogar schädlich, würde jeder auf eigene Faust forschen, wenn viele das neue Wissen brauchen.
Trahasch: Transfer schafft einen Mehrwert für Firmen. Gleichzeitig kann er die gesellschaftliche Akzeptanz für technische Neuerungen erhöhen, indem er zeigt, wie Transformation mit Hilfe moderner Technik möglich ist und wie Jobs sich dabei verändern. Das kann die notwendige Transformation der Wirtschaft beschleunigen, und dazu ist die Hochschule da.
Mäurer: Früher hat es oft Jahrzehnte gedauert, bis der Nutzen von Entwicklungen, die mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden, auch für den Privatmensch sichtbar wurde. Heute geht das viel schneller. Ein ideales Beispiel ist der diesjährige Medizin-Nobelpreis für die beiden Forscher, die die Grundlage für die mRNA-Corona-Impfstoffe gelegt haben.
Aber sind Wissenschaft und Wirtschaft nicht eigentlich zwei sich widersprechenden Systeme?
Trahasch: Nein, denn sie versprechen beide einen Nutzen für die Gesellschaft. Die Robotik/Kobotik hilft den Unternehmen zum Beispiel mit weniger Menschen, die aufgrund des demografischen Wandels nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, erfolgreich zu arbeiten. Es ist unsere Aufgabe, Erkenntnisse der Wissenschaft in die Anwendung der Wirtschaft und der Gesellschaft zu bringen.
Mäurer: Genau, Wissenschaft eilt der Wirtschaft voraus. Ich muss erst Erkenntnisse gewinnen, bevor ich finanziellen Gewinn erzielen kann. Dieser sichert wiederum den Fortbestand der Unternehmen und damit letztlich den Wohlstand aller.
HIWIN GmbH
Gründung: 1993
Geschäftsführung: Werner Mäurer, Eddie Chuo, Olivia Chuo und Leo Liao
Geschäftsfelder: Elektrische und mechanische Antriebstechnik, von der Einzelkomponente bis hin zu kompletten, kundenspezifisch gefertigten Systemen
Kunden: Industrieunternehmen aus ganz Europa (Maschinenbau, Verpackungs- und Medizintechnik, Druckindustrie, Halbleiter, Photovoltaik sowie Laserbearbeitung und Automatisierung)
Standort(e): Offenburg sowie Vertriebsstandorte in Frankreich, Ungarn, Dänemark, Niederlande und Polen
Anzahl Mitarbeiter:
> 500
Kontakt:www.hiwin.de, info@hiwin.de