Angriff als beste Verteidigung
Bereits zum 33. Mal verlieh die Kinzigtal-Sportredaktion des Offenburger Tageblatts am Montagabend die Preise im populären Wettbewerb „OT-Torjägerkanone“ an die drei treffsichersten Fußballer im Erscheinungsgebiet der Schwarzwald-Zeitung der Mittelbadischen Presse – erstmals aber im Rahmen des Mode-Giesler-Cups und erstmals mit einem Sonderpreis als überraschende Zugabe. Von Letzterem wusste keiner der gut 200 Besucher in Mühlenbach etwas, vor allem ahnte der Preisträger nichts. Entsprechend baff und happy nahm Jannik Schwörer das Preisgeld und eine handgemachte OT-Kanone aus Holz entgegen.
Nicht zufällig vor Ort
Schwörer war nicht zufällig vor Ort, sondern zuvor beim 6:3 des SC Hofstetten im Eröffnungsspiel des Turniers gegen den Gastgeber am Ball und einer der Torschützen. Vorstandssprecher Edgar Mäntele und Spielertrainer Dennis Kopf waren eingeweiht und sollten darauf achten, dass ihr Torjäger das Sportgelände nicht zu früh verlässt. Sie mussten indes nicht eingreifen.
„Ich wollte mir die Preisverleihung der OT-Torjägerkanone sowieso anschauen, auch weil ich mich mit dem zweitplatzierten Claudius Bührer sehr gut verstehe“, so der 23-Jährige, der bisher noch nicht geehrt wurde als Torjäger. Erstens weil es höherklassige Spieler schwer haben, in die Top-Drei dieses Wettbewerbs vorzudringen. „Vor allem aber war ich bisher noch kein Torjäger, mal abgesehen von meinen ersten Jugendjahren bei der DJK“, lächelt der Welschensteinacher, der mit Selina und Marlon noch eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder hat.
Größtes Lehrjahr beim SV Linx
Jannik Schwörer wechselte im zweiten C-Juniorenjahr zum Offenburger FV, in der U17 zum Karlsruher SC und kehrte ein Jahr später zum OFV zurück, wo sein Vater dann U19-Trainer wurde. Gotthard Schwörer galt zu seiner langen aktiven Zeit als Torgarant seiner DJK und stürmte auch für den OFV in der Oberliga, damals noch dritthöchste Spielklasse der Republik. Mit dem U19-Verbandsliga-Meistertitel im Gepäck stieg Jannik Schwörer, in seinen letzten Nachwuchsjahren auch in der Südbaden-Auswahl entweder Rechts- oder Innenverteidiger, beim SC Hofstetten in den Seniorenfußball ein, für den er in der Landesliga und schon einmal in der Verbandsliga spielte.
Dazwischen lag die Saison 2018/19 beim Oberligisten SV Linx, die Schwörer als „mein bisher größtes Lehrjahr“ einstuft: „Da konnte ich aus Qualität und Belastung im Training extrem viel mitnehmen für meine weitere Entwicklung“. Zudem lernte er damals schon Dennis Kopf kennen und schätzen, seit Juli 2021 Spielertrainer in Hofstetten und auf Anhieb Meistertrainer: „Dennis ist eine Respektsperson und ein guter Freund zugleich“, so Schwörer, der von seinem Vater auf die offensiv orientierte Außenbahn geschickt wurde, als jener in den beiden coronabedingt abgebrochenen Spielzeiten den SCH coachte.
„Meine wohl beste Saison“
Nun blickt der äußerst dynamische Jannik Schwörer auf „meine wohl beste und vor allem beständigste Saison zurück“, aus der er als Meister und mit 22 Treffern in verletzungsbedingt nur 26 Spielen als zweitbester Torjäger der Landesliga hervorgegangen ist. „Wie schon Claudius bei seiner Ehrung sagte, musste er bei etlichen Toren nur noch den Ball über die Linie drücken und dankte daher der Mannschaft für all die Vorlagen“, relativiert Schwörer: „Ein Tor kann nur nach einer Vorlage entstehen, den größten Teil zu meinen Toren hat auch bei mir die Mannschaft geleistet.“ Allerdings sei er schon abschlussstärker geworden, dazu „kopfballstärker, was ich dann vielleicht doch geerbt habe“.
23-jähriger Führungsspieler
Umso mehr will er seinen Beitrag auch als erster Verteidiger in vorderer Linie leisten, gewissermaßen unter dem bekannten Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“, um mit dem SCH das große Ziel, den erstmaligen Klassenerhalt in „dieser sehr starken Verbandsliga“, zu schaffen.
„Wir spielen einen besseren Fußball als in meiner ersten Verbandsliga-Saison mit dem Sportclub und haben mehr Qualität in der Breite des Kaders“, teilt Schwörer den Optimismus von Kopf und Co-Trainer „Kiki“ Sanchez. „Und ich will als Führungsspieler gerade für unsere noch jüngeren Spieler vorangehen“, sagt der 23-Jährige, der im Zuge seiner Weiterbildung zum Techniker im Maschinenbau bei der Firma Benz in Haslach den theoretischen Teil gerade mit „sehr gut“ abschloss und vor einiger Zeit ein zweimonatiges Stipendium in der IHK-Weiterbildung genoss, einen Englisch-Kurs in Neuseeland.
Für besondere Leistungen
Um besondere Leistungen auszuzeichnen, die mit Torerfolgen verknüpft sind, deren Anzahl indes nicht ausreicht für einen Siegerpodestplatz bei der OT-Torjägerkanone, hatte Carlo Carosi die Idee für diesen künftig jährlichen Sonderpreis in Höhe von 150 Euro. Der Vorstand der Sparkasse Kinzigtal freute sich ähnlich wie der Beglückte über diese gelungene Überraschung, „insbesondere über die riesige Freude von Jannik Schwörer“, der auch am Mittwoch noch leicht den Kopf schüttelte: „Als ich aufgerufen wurde und vorne stand, konnte ich das kaum glauben und war fast sprachlos.“