Der SV Oberachern ist erneut südbadischer Pokalsieger
In seinem fünften Südbaden-Pokalfinale feierte der SV Oberachern zum zweiten Mal den Titel durch ein letztlich hochverdientes 3:0 (0:0) gegen den Oberliga-Konkurrenten FC 08 Villingen, den Rekordsieger mit zehn Titelgewinnen. Damit gelang dem SVO auch die Revanche für das 3:5 im 2016er-Finale in Offenburg - damals beim ersten „Finaltag der Amateure“ mit der Live-Konferenz in der ARD-Sportschau, der an diesem Samstag eine Neuauflage hatte. Bundesweit war also zu sehen, wie der SVO Pokalgeschichte schrieb. Erstmals nach 30 Jahren konnte ein Verein den südbadischen Pokalsiegertitel verteidigen.
Unter den 2351 Zuschauern im Elzstadion überwog die Farbe Blau, die stattliche Fankolonie sicherte sich den Schattenbereich, während die überschaubare Menge in Schwarz-Weiß in der prallen Sonne aber durchaus für Stimmung sorgte. Beide Teams setzten auf Dreierkette, beide brauchten keine Anlaufzeit. Auch wenn die Nervosität sowie das etwas stumpfe und holprige Grün zunächst mitwirkten. Nicola Leberer, SVO-Kapitän und Abwehrchef, blockte nach fünf Spielminuten Mokhtar Boulachab gerade noch ab, in Szene gesetzt von As Ibrahima Diakite, 24-facher Liga-Torschütze und ab Sommer beim Regionalligisten VfR Aalen. Der SVO antwortete mit einem ersten gefährlichen Abschluss von Nico Huber nach gutem Pass in die Tiefe des agilen Mehmet Güzelcoban. Und Boulachab grätschte gegen den aufgerückten Marvin Ludwig in Villingens Strafraum das Runde im letzten Moment ab. Marin Stefotic spielte kurz danach Nico Huber frei, doch 08-Keeper Dennis Klose war einen Tick schneller.
Der SVO erarbeitete sich nach 20 Minuten leichte Feldvorteile. Güzelcoban mit klugen Pässen in die Spitze und selbstbewusste Tempo-Dribblings von Stefotic beschäftigten Villingens Defensive um den Offenburger Jonas Busam im Mittelpunkt, der gegen seinen Ex-Verein viel Ruhe ausstrahlte. Brenzlig wurde es in Minute 23 bei einer Ecke von Kapitän Tevfik Ceylan, die gefährlich am langen Pfosten des aber weiter beschäftigungslosen SVO-Torhüter Mark Redl landete. In 29. Minute vergab Huber freistehend aus zehn Metern die größte Chance in Hälfte eins und setzte den Ball deutlich übers Tor von Klose, der 2020 noch für Rielasingen-Arlen den Kasten hütete, als der SVO im Freiburger Finale mit 0:3 unterlag. Zuvor hatte Güzelcoban den Ball clever wie robust an der Torauslinie erobert und aufgelegt. Klose klärte kurz vor der Pause außerhalb des Strafraums noch per Hacke gegen Huber. Nach 34 Minuten verfehlte Ceylan mit einem linken Schnittball aus 22 Metern knapp das lange Eck.
Der torlosen ersten Halbzeit folgte eine deutlich ereignisreichere zweite. Redl war in der 53. Minute gefragt, als Diakite am Fünfmeterraum den Ball Richtung kurzes Eck spitzelte. Im Gegenzug schickte Cemal Durmus dann Huber auf die Reise, der Klose umkurvte und zum vielumjubelten 1:0 einschob. Der SVO ruhte sich auf diesem 1:0 nicht aus und setzte nach. Ludwigs Linksschuss von der Strafraumgrenze strich am langen Pfosten vorbei, dann fand Huber nach gutem Konter über Güzelcoban und ebensolcher Vorarbeit von Luca Fritz, der auf der Außenbahn immense druckvolle Laufarbeit leistete, seinen Meister. Das 2:0 lag in der Luft, dann jedoch hatten die Ortenauer Dusel, dass Schiedsrichter Stefan Ebe nicht auf Elfmeter entschied in Minute 70. Nach Traumpass von Ceylan auf Diakite kreuzten sich die Wege des Torjägers und Ludwig entscheidend. Diakite fiel und konnte es nicht fassen, dass kein Pfiff ertönte. Eine Minute später klärte Nathan Recht in allerhöchster Not kurz vor der Torlinie und Diakite.
Es war längst ein packender Pokal-Fight, in dem der SVO einfach den größeren Willen zeigte. In seinem letzten Spiel für den SVO bot sich dem eingewechselten Jonas Knobelspies (83.) eine gute Schusschance. Die Achertäler hatten noch mehr Sprit im Tank, hielten den Ball gut in den eigenen Reihen und den Gegner weg vom eigenen Tor. Und dann krönte Fritz seine gesamte Energieleistung mit dem 2:0, als er einen perfekten Konter über vier Stationen mit einem satten Schuss aus 14 Metern vollendete. Der Jubel in dieser 89. Minute kannte kaum Grenzen. Fritz legte noch einmal einen letzten 80-Meter-Vollsprint hin - zum Fanblock in Blau-Weiß. Und der eingewechselte Bastian Barnick überlistete Klose noch aus spitzem Winkel zum 3:0 in der Nachspielzeit. Danach war nur noch Feiern angesagt.
"Das war ein Riesenfight von meiner Mannschaft", sagte Trainer Fabian Himmel überglücklich: "Wie sich die Jungs nach der Pause bei jedem Schritt gequält haben, aber wir wollten unbedingt das schaffen, als erstes Team in diesem Jahrtausend den Pokaltitel zu verteidigen. Wir haben Geschichte geschrieben, und diese Mannschaft ist so was von besonders, ich freue mich wahnsinnig für die Jungs." Und Himmel vergoss Freudentränen, "obwohl ich sonst nicht so nah am Wasser gebaut bin."
Sein Villinger Kollege Reiner Scheu sprach von einem "verdienten Sieg des SV Oberachern", der nicht nur kämpferisch das bessere Team gewesen sei.
Am Sonntag um 6.05 Uhr startet der südbadische Pokalsieger der Jahre 2022 und 2023 per Flieger nach Mallorca - bis dahin dürfte in Oberachern durchgefeiert werden. Und für die zweite Teilnahme am DFB-Pokal des kleinen Vereins aus Acherns Ortsteil wünschte sich ein stolzer wie begeisterter Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach "eine Revanche gegen Borussia Mönchengladbach".