Domenico Ebner: Mit Herzblut in Italiens Tor
Am Wochenende war Domenico Ebner gefeierter Held in Italiens Handball-Nationalmannschaft beim WM-Qualifikationsturnier in Bozen, am Montag noch schwärmte der Torwart des Zweitligisten SG BBM Bietigheim, der einst in der Jugend des TuS Schutterwald spielte: »Es war ein Super-Erlebnis. Nicht nur für Italiens Handball-Verband, sondern auch für mich.«
So ein bisschen ist der 23-Jährige, dessen Mutter Rita mit sechs Jahren aus der Nähe von Bari (Apulien) nach Deutschland übersiedelte, zu seinem Einsatz für die Azzuri wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Über den ehemaligen italienischen Nationalspieler Claudio Ebner (Freiburg), nicht mit ihm verwandt, wurde Italiens Verband auf ihn aufmerksam.
Der Deutsch-Italiener Domenico Ebner war gleich Feuer und Flamme: »Es herrscht große Aufbruchstimmung, die waren auf der Suche nach Spielern im Ausland. Bei diesem Projekt wollte ich gerne mitmachen.«
Sieg gegen Ukraine
Beim WM-Qualifikationsturnier in Südtirol gab es nun am Ende Platz zwei hinter Rumänien, absolutes Highlight: Der 29:28-Sieg gegen die Ukraine, und der überragende Domenico Ebner wurde anschließend »Man of the Match«.
Die Lobeshymnen prasselten nur so auf den aus March stammenden Mann herein, verstanden hat er in den vergangenen Tagen allerdings nicht alles. »Ich kann kein Italienisch«, gab Ebner gestern freimütig zu. Ein Versäumnis, das »ich jetzt dringend angehen will«. Denn auch das Interview im italienischen Fernsehen musste auf Deutsch geführt werden, wofür der überaus beliebte 1,92-m-Hüne einige spöttische Kommentare seiner zahlreichen Freunde bei Facebook bekam.
Nationalhymne geübt
Immerhin: Die Nationalhymne sang Domenico Ebner mit Inbrunst. »Zum einen ist sie sehr schön, zum anderen haben wir vorher geübt«, lachte er. Für ihn ist jedenfalls klar: »Wenn ich für ein Land spiele, will ich mich damit identifizieren.«
Gestern übrigens war Ebner schon wieder bei der Arbeit im Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald. Oft kommt das nicht vor, auch wenn der IT-Systemadministrator dort einen 50-Prozent-Job hat. Die Erklärung ist einfach. »Das meiste mache ich im Home-Office.« Als Ebner nämlich 2016 von der SG Köndringen/Teningen nach Bietigheim wechselte, hat er mit seinem Arbeitgeber dieses interessante Arrangement getroffen. Als junger Kerl wollte er damals nicht komplett auf die Karte Handball setzen. Die Teilzeit-Stelle hat Ebner nach wie vor, auch wenn er in Bietigheim mittlerweile eine feste Größe ist und seinen Vertrag gerade um weitere zwei Jahre verlängert hat.
Mentor Philipp Grangé
Der Kontakt in die Ortenau ist übrigens nie abgerissen. Nicht nur, dass er als Jugendlicher in Schutterwald spielte, er war in der südbadischen Auswahl mit den heutigen Bundesligaspielern Peter Strosack, Felix Gäßler und Chris Berchtenbreiter (alle ehemals SG Ottenheim/Altenheim) am Ball, und zu Philipp Grangé, Torwart des TuS Altenheim, hat er eine ganz besondere Beziehung. »Er war für mich in der Zeit in Köndringen/Teningen ein Mentor. Ich habe sehr viel von ihm gelernt«, sagt Ebner. Kurzum: »Philipp war einer der wichtigsten Menschen in meiner Karriere.«
Jetzt darf Domenico Ebner sogar von größeren Taten träumen. Im Sommer stehen die Mittelmeermeisterschaften an, ein großes Ziel für die kleinen Handballer aus dem großen Fußball-Land ist zudem die EM 2020. »Da dürfen erstmals 24 Mannschaften starten, das könnte für uns eine Chance sein«, hofft er.