Tauziehen

Goldscheuers stärkste Männer

Michael Hoffmann
Lesezeit 4 Minuten
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26. Juli 2017
Das Zusammenspiel macht’s: Bundestrainer Andreas Berl (links) koordiniert die Bewegungen seiner Athleten. Von den Sportfreunden Goldscheuer sind Philipp Berl (2. von links), Martin Higel (3. von rechts, verdeckt), Daniel Fien (2. von rechts) sowie Heinrich Biegert, Christian Bartmann, Christian Egg und Andreas Fien in Polen dabei.

(Bild 1/3) Das Zusammenspiel macht’s: Bundestrainer Andreas Berl (links) koordiniert die Bewegungen seiner Athleten. Von den Sportfreunden Goldscheuer sind Philipp Berl (2. von links), Martin Higel (3. von rechts, verdeckt), Daniel Fien (2. von rechts) sowie Heinrich Biegert, Christian Bartmann, Christian Egg und Andreas Fien in Polen dabei. ©Ulrich Marx

Die deutsche Tauzieh-Nationalmannschaft startet am Samstag in die World Games in Breslau/Polen. Mit dabei sind sieben Aktive und drei Betreuer der Sportfreunde Goldscheuer.

Wer nur die Geräusche am Goldscheurer Sportgelände, versteckt hinter Büschen, hört, könnte ein Schauspiel roher Gewalt  vermuten. Gequältes Stöhnen, angestrengtes Atmen, hier und da ein Schrei tönen raus auf die Straße. Bei einem Blick um die Ecke offenbart sich jedoch ein synchrones, fast schon elegantes Bild von 16 gestandenen Männern, die in zwei Teams um die entscheidenden Zentimeter Seil kämpfen. Die deutsche Nationalmannschaft im Tauziehen bereitet sich hier für die am Wochenende anstehenden World Games im polnischen Breslau vor. 

Mit sieben Athleten, zwei Trainern und einem Kampfrichter stellen die Sportfreunde Goldscheuer die stärkste Fraktion im deutschen Aufgebot. Die Bundestrainer Andreas Berl und Eberhard Bartmann schicken zwei Teams in den Klassen bis 640 Kilogramm und bis 700 Kilogramm ins Rennen. 

Dass Goldscheuer, die kleine Ortschaft am Rhein, mittlerweile das deutsche Tauzieh-Mekka ist, liegt vor allem an der langen Tradition der Sportfreunde. Bereits in den 20er-Jahren sei der Verein mit einer Kraftsportabteilung gegründet worden, seit 1949 gibt es die Sportfreunde mit einer eigenen Abteilung Tauziehen, so Kurt Rosa, Kampfrichter und Turnierleiter bei den World Games. Die Bilanz: beeindruckend. 45 deutsche Meisterschaften sowie mehrere WM- und EM-Titel stehen zu Buche.
»Südbaden ist mittlerweile das Zentrum dieses Sports«, meint Eberhard Bartmann. Die Athleten der Nationalmannschaft kommen fast ausschließlich aus dem Süden der Republik: Goldscheuer, Böllen, Wieden und Simonswald. Lediglich vier Zieher stammen aus Zell im Allgäu. »In Norddeutschland hat sich das Tauziehen aufgelöst, weil es keine Mitglieder gibt«, so Bartmann.

Für den ganzen Körper
Tauziehen ist Sport in seiner reinsten Form. Keine Schläger oder Bälle, nur der pure Kampf, Mann gegen Mann, getrennt von einem Stück Seil. Harz, welches andere Sportler – so könnte man meinen – für ihre Haarpracht verwenden, wird hier in die Hände geschmiert. »Es ist ein Sport, in dem du deine ganze Körperkraft benötigst: Beine, Oberkörper, Rumpf und Arme«, bestätigt Rosa. 

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Es sei aber falsch zu glauben, die Kraft entscheide über den Ausgang eines Kampfes – auch wenn die Schreie es vermuten lassen. »Die Mannschaft, die Technik, die Haltung – alles muss einheitlich sein«, so Daniel Fien, einer der Goldscheurer Athleten. Wie eine Dampflok, ausgestattet mit weißen Rugby-Trikots, Gewichtheber-Gürteln und Schuhen mit Stahl-Absätzen, bewegt sich das Team: alle acht Mann, im selben Winkel nach hinten gebeugt, die Schuhe in den Boden gerammt, einen Schritt nach dem anderen – selbst die Atmung bleibt im gleichen Takt. 

Groß sein ist von Vorteil
Wer der Nationalmannschaft beim Training zusieht, stellt schnell fest, dass es nicht »den einen Typ« von Tauzieher gibt: Klein und kompakt, groß und drahtig, jung und athletisch mischen sich durcheinander. »Es ist schwierig zu sagen, welcher Typ nun der beste ist«, sagt Daniel Fien. Von Vorteil wäre es, wenn man groß sei: »Dann hat man einen super Hebel.« Kraft sei aber eine der wichtigsten Grundlagen. 

Deutschland zählt zu den führenden Tauzieh-Nationen. Bei den am Wochenende anstehenden World-Games-Wettkämpfen gehen die Teams von Eberhard Bartmann und Andreas Berl als Mitfavoriten ins Rennen. Die Gegner kommen aus der Schweiz, Holland, England, Belgien, Irland und Schweden. »Die World Games sind das härteste Turnier der Welt«, erklärt Bartmann. Nur die weltweit sechs besten Teams pro Gewichtsklasse qualifizieren sich. Das Ziel? »Mit beiden Mannschaften mindestens ins Halbfinale kommen«, sagt er. »Aber Medaillen will man schon auch, deswegen fährt man ja hin.« 

Ob Medaillen oder nicht – nach der Rückkehr am Dienstag soll den Athleten an der Kittersburger Kirche ein würdiger Empfang bereitet werden. 

Info

Hintergrund

Die deutsche Tauzieh-Nationalmannschaft startet am Samstag in die World Games in Breslau/Polen. Ab 15 Uhr beginnen die Wettkämpfe in der Gewichtsklasse bis 700 
Kilogramm. Das Team bis 640 Kilogramm greift sonntags ab 12 Uhr ins Geschehen ein. Sport1 überträgt die Wettkämpfe im Free-TV und als Online-Stream. Die World Games sind eine alle vier Jahre stattfindende Multisport-Veranstaltung. Weil die World Games als Plattform für nicht-olympische Sportarten dienen sollen, finden sich im Programm fast nur Sportarten und Disziplinen, die nicht im olympischen Programm vertreten sind.

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