Lokalsport

Hrvoje Horvat: Willstätt ist unsere Heimat in Deutschland

Thomas Kastler
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29. Dezember 2007
Foto: Ulrich Marx - Hrvoje Horvat

Foto: Ulrich Marx - Hrvoje Horvat

Handball ist wieder das große sportliche Thema in der Ortenau: Der TV Willstätt-Ortenau hat sich unter Trainer Goran Suton zu einer Spitzenmannschaft in der 2. Bundesliga Süd gemausert. Die Zuschauerzahlen liegen häufig im vierstelligen Bereich. Und das Projekt Handball-Region Ortenau (HRO) weckt Hoffnungen, dass viel von der alten Faszination, die TuS Hofweier, TuS Schutterwald und TV Willstätt einst ausgestrahlt haben, zurückkehren könnte. Am drittletzten Tag gipfelt dieses hochinteressante Handball-Jahr nun im direkten Duell um Platz drei: Heute (19.30 Uhr/ Hanauerlandhalle) kommt es gegen den HSC 2000 Coburg außerdem zum Wiedersehen mit Willstätts Ex-Trainer Hrvoje Horvat (61), der den TVW 1999 in die Bundesliga führte, und Martin Reuter (36), der bis Sommer 2002 das Trikot der SG Willstätt/Schutterwald trug. Horvat, seit 2005 auf der Trainerbank der Franken, hat den ehrgeizig geführten Verein bereits von der Regionalliga in die Spitzengruppe der 2. Liga gehievt. Nun träumt Coburg für die Zukunft vom ganz großen Coup – einem Aufstieg in die Bundesliga. »Das würde Euphorie und Glücksgefühle auslösen wie damals in Willstätt«, hofft auch Horvat auf eine Duplizität der Ereignisse.
? Wann waren Sie zum letzten Mal in Willstätt? Hrvoje Horvat: Eijeijei... Ich glaube, da muss ich meine Frau fragen – Moment: Privat haben wir zuletzt dort einen Stopp bei Hennes Cleiß gemacht, als wir unterwegs in die Schweiz zu unserem Sohn waren. Und als Trainer war ich das letzte Mal mit MT Melsungen dort, als wir in der 2. Bundesliga gegen die SG Willstätt/ Schutterwald verloren haben. ? Das heißt, Sie kommen jetzt zum zweiten Mal als Trainer eines Gegners in die Hanauerlandhalle, wo sie früher als TVW-Coach so große Erfolge gefeiert haben. Eine prickelnde Geschichte? Horvat: Ich komme immer ganz gerne nach Willstätt – egal ob als Trainer oder privat. Wir haben dort vier schöne Jahre erlebt und viele Bekannte und Freunde kennen gelernt. ? Um Ihre Entlassung beim TV Willstätt im Oktober 1999 gab es damals mächtigen Wirbel – auch innerhalb der Vereinsführung. Ist das für Sie mit dem Abstand von acht Jahren eine ganz normale Erfahrung, die ein Trainer macht? Horvat: Das nehme ich so, wie das Geschäft im Sport nun mal ist. Ich habe überhaupt keine Probleme mehr damit. ? Wie und warum sind Sie in Coburg gelandet? Horvat: Nach der Willstätter Zeit war ich vier Jahre in Melsungen, habe dann aber dort Schluss gemacht, indem ich selbst um die Vertragsauflösung gebeten habe. ? Warum? Horvat: Das Klima war nicht mehr gut. Es gab zu viel Rummel im Verein, die Fans waren keine echten, sondern hatten überzogene Erwartungen. Und mir hat es keine Freude mehr gemacht, dort zu arbeiten. Danach haben sie in Melsungen acht Tschechen geholt und sind ein Jahr später in die Bundesliga aufgestiegen. ? Und Sie hat’s nach Coburg in die Regionalliga verschlagen... Horvat: Ich habe dann gewartet, was zu kriegen, wollte aber nicht irgendwas. Dann sagte mir jemand, in Coburg würde ein gutes Klima für Handball herrschen und der Verein sei gut organisiert. Mein Manager hat Kontakt zum HSC aufgenommen – und der Wechsel kam zustande. ? Mit Erfolg: Sie haben Coburg schon im zweiten Jahr in die 2. Bundesliga geführt und dort mit Ihrem Team jetzt als Aufsteiger einen richtigen Senkrechtstart hingelegt. Horvat: Ja, eigentlich stehen wir sensationell da. Unser Ziel waren 24 Punkte und damit nicht abzusteigen. Jetzt haben wir zu Beginn der Rückrunde schon 25 Punkte beisammen. Alles hat sich unerwartet gut entwickelt. ? Wie ist das möglich? Horvat: Wir haben eine gute Mannschaft. Die Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern stimmt. Wir sind auch in der Lage, schnellen Handball mit schneller Mitte zu spielen, können dadurch schnelle Tore machen. Die Chemie innerhalb der Mannschaft und auch mit mir stimmt. Der Vorstand ist sehr engagiert und steht voll hinter dem Team und dem Trainer. Dazu kommt eine gute, stabile Finanzlage. Man kann hier normal arbeiten. ? Welche Möglichkeiten und Ziele hat der HSC Coburg und Sie als Trainer dort? Horvat: In Coburg haben sie davon geträumt, einmal in die 2. Bundesliga zu kommen. Das haben wir jetzt geschafft. Norbert Kastner, unser Vereinspräsident, ist gleichzeitig der Oberbürgermeister von Coburg und ein sehr ehrgeiziger junger Mann. Er will mit dem HSC 2000 nach vorne. Und der Verein hat mit der Versicherung HUK als Hauptsponsor sowie vielen anderen Sponsoren das Potenzial, weiter nach oben zu kommen – vielleicht sogar bis in die Bundesliga. ? Das Hinspiel im September hat Coburg gegen Willstätt 33:27 gewonnen. Was passiert am Samstag in der Hanauerlandhalle? Horvat: Willstätt hat den Bonus des Heimvorteils, ist Favorit und muss uns in eigener Halle schlagen. Notfalls mit der Brechstange. Das macht die Sache für den TVW nicht leichter. Darin sehe ich unsere Chance. ? Der TVW hat nach der Niederlage in Coburg eine enorme Auswärtsstärke entwickelt, bei Heimspielen dagegen nicht immer überzeugen können. Ein weiterer Vorteil für Ihr Team? Horvat: Wir hatten ebenfalls zu Hause Probleme und haben auswärts mehr Punkte geholt. Vielleicht liegt auch eine kleine Chance darin, dass Willstätt nervös wird, wenn die Partie lange Zeit offen bleibt. ? Ist der TV Willstätt-Ortenau für Sie schon ein echter Aufstiegskandidat? Horvat: Ich kenne die Mannschaft und Trainer Goran Suton. Im Verein herrscht Ehrgeiz, die sind in Lauerstellung und haben hinter den Topfavoriten Dormagen und Düsseldorf ihre Rolle als Geheimfavorit im Gegensatz zu Friesenheim bisher bestätigt. Aber sie müssen nicht unbedingt um Platz eins spielen. ? Hat sich das Projekt Handball-Region Ortenau schon bis zu Ihnen herumgesprochen? Horvat: Ich weiß davon, habe darüber gelesen und verfolge das. Ich finde, es ist eine Chance für den Handball in der Ortenau-Region. ? Was würden Sie in Ihrer Trainerlaufbahn noch gerne erleben? Horvat: Also auf alle Fälle hier in Coburg meine Arbeit weiter zu machen. Ich würde mich freuen, wenn wir noch in die Bundesliga aufsteigen könnten. Die Parallelen zu meiner Zeit in Willstätt sind ganz deutlich. Auch dort sind wir von der Regionalliga bis in die Bundesliga hoch gekommen. In Coburg haben wir jetzt die erste Stufe geschafft. Ja, ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn ich hier noch als Trainer den Erstliga-Aufstieg erleben dürfte. Das würde Euphorie und Glücksgefühle auslösen wie damals in Willstätt. Deshalb ist Willstätt unsere Heimat in Deutschland geworden. ? Und was schwebt Ihnen nach Ihrer Zeit als Handball-Trainer vor? Horvat: Meine Frau und ich werden dann wahrscheinlich nach Kroatien zurückkehren und erst mal zwei, drei Jahre lang nichts mit Handball zu tun haben wollen. Obwohl mir in meinem Heimatort schon alle möglichen Posten angeboten werden, selbst vom Handball-Verband. Aber ich will dann zunächst die freie Zeit mit meiner Frau genießen. Mein Enkel spielt in Florida Tennis in der Schule von Nick Bolletieri. Da möchte ich im Winter auch mal hin. Außerdem haben wir auf der Insel Hvar in Kroatien unser Ferienhaus. Es gibt also genügend Gründe, sich ein paar Jahre Pause zu gönnen.

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