Jovana Damnjanovic: »Wir müssen an uns glauben«
Köln ist eine Reise wert! Bereits zum dritten Mal steht Jovana Damnjanovic vom Frauenfußball-Bundesligisten SC Sand mit einem Verein im DFB-Pokal-Finale der Frauen.
2015 stemmte die Mittelstürmerin als Spielerin des VfL Wolfsburg den Siegerpokal in die Höhe, und 2016 musste die 22-jährige serbische Nationalspielerin mit dem SC Sand ihrem Ex-Verein zur Titelverteidigung gratulieren. Heute (16.15 Uhr/ARD) will Jovana Damnjanovic nun zum zweiten Mal in der Domstadt triumphieren und mit Außenseiter SC Sand den ganz großen Coup schaffen. »Wir müssen einfach daran glauben«, ist die Serbin im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse überzeugt, dass sie mit dem Bundesliga-Achten aus der Ortenau dem deutschen Meister VfL Wolfsburg den dritten Pokalsieg in Folge vermasseln kann.
Was muss passieren, dass es diesmal mit dem DFB-Pokalsieg gegen Wolfsburg klappt?
Jovana Damnjanovic: Wir müssen einfach etwas mehr Glück als letztes Jahr haben. Beim 1:2 im Vorjahr haben wir gut gespielt, hatten aber etwas Pech mit den Schiedsrichter-Entscheidungen. Wir hätten auch 2:1 gewinnen können. Wir müssen heute einfach an uns glauben und gemeinsam spielen. Denn nur als Team können wir Wolfsburg schlagen. Wir haben schon einmal gezeigt, dass wir das können: beim 1:0-Sieg in der vergangenen Saison in Wolfsburg.
Wo liegen die Stärken beim deutschen Meister aus Wolfsburg?
Damnjanovic: Die Niedersachsen haben eine hohe individuelle Qualität, sie haben wahrscheinlich den besten Kader in ganz Europa. Im Angriff sorgen zum Beispiel die deutsche Nationalspielerin Alexandra Popp, die Norwegerin Caro Hansen und die Dänin Pernille Harder für Gefahr. Im Mittelfeld setzen die Isländerin Sara Björk und Vanessa Bernauer aus der Schweiz die Akzente.
Was hat der SC Sand dem entgegenzusetzen?
Damnjanovic: Hoffentlich eine gute Leistung. Wir haben auch einen guten Kader, doch unsere Stärke liegt vor allem im Team. Wir kämpfen bis wir tot sind.
Tun das nicht alle?
Damnjanovic: Nein. Der SC Sand gilt in Deutschland als Kampfmannschaft, also als ungemein zweikampfstark. Wir spielen vielleicht nicht den schönsten Fußball, doch wir geben immer alles.
Sie spielen im Schnitt in der Bundesliga vor 500 bis 1000 Zuschauern. Wie motivierend finden Sie es, heute in Köln vor 20 000 bis 30 000 Fans zu spielen?
Damnjanovic: Das ist ein überragendes Gefühl. Bei den Männern ist das ja Standard, doch für uns ist das etwas Besonderes und sehr motivierend. Es ist auch toll, dass das Finale im Fernsehen übertragen wird. Außerdem ist meine Familie im Stadion. Vater, Mutter, Bruder, Onkel, zwei Cousinen und mein bester Freund kommen extra aus Belgrad.
Wie selbstbewusst gehen Sie in das heutige Finale?
Damnjanovic: Alle sind gesund. Sogar Dominika Skorvankova hat im letzten Spiel gegen Frankfurt ihr Comeback nach längerer Verletzungspause gegeben. Zudem haben wir die letzten beiden Spiele in der Liga gewonnen – 3:0 in Jena und 1:0 gegen Frankfurt. Im Vorjahr sind wir mit einer Serie von sechs Niederlagen ins Pokalfinale gegangen. Diesmal dagegen haben wir Selbstvertrauen getankt. Anders als Wolfsburg. Die haben die letzten beiden Spiele nicht gewonnen – 2:2 gegen Jena und 0:2 in Freiburg.
Was tippen Sie heute im Pokalfinale?
Damnjanovic: 2:1 für uns. Denn wir sind mehr motiviert als Wolfsburg. Die sind schon deutscher Meister und spielen in der Champions League. Der Pokal bringt denen nichts. Doch für uns ist er das Highlight der Saison. Es wäre etwas Besonderes, den Pokal mit einem Außenseiter zu gewinnen. Außerdem will ich unbedingt mit einem Titel zu den Bayern wechseln.
Nach zwei Jahren Sand zieht es Sie zur neuen Saison zum FC Bayern München, wo Sie einen Vertrag über drei Jahre unterschrieben haben. Was sind Ihre Ziele?
Damnjanovic: Ich will im kommenden Jahr das Triple gewinnen – oder zumindest zwei Titel. Vor allen Dingen aber will ich persönlich einen Schritt nach vorne machen: Ich will mir selbst zeigen, dass ich eine große Rolle in einem großen Verein spielen kann.
Sie haben mit Wolfsburg die Champions League und die deutsche Meisterschaft 2014 gewonnen und 2015 noch den DFB-Pokal, der FC Bayern war 2015 und 2016 Meister und hat sich in diesem Jahr als Vizemeister wieder für die Champions League qualifiziert: Wie bewerten Sie zwischen solchen Stationen ihre Zeit beim Dorfverein SC Sand?
Damnjanovic: Ich hatte und habe noch eine superschöne Zeit beim SC Sand. Mir gefällt diese familiäre Atmosphäre. Ich genieße es, in der Ortenau zu leben. Die Leute hier freuen sich viel mehr über Frauenfußball als in Wolfsburg. Und zudem sind die sportlichen Bedingungen in Sand positiv.
Sie hatten sich Mitte September im Training mit der serbischen Nationalmannschaft den rechten Mittelfuß gebrochen und Mitte Februar beim 1:4 in Wolfsburg Ihr Comeback gegeben. Sind Sie inzwischen wieder hundertprozentig fit?
Damnjanovic: Jein. Ich bin okay, wenn es um die Ausdauer geht. Doch mein Fuß macht mir Probleme, die Platte und die Schrauben stören mich. Deshalb habe ich letzte Woche auch pausiert und mich geschont. Wir wollten kein Risiko eingehen. Die Platte und die Schrauben kommen aber am Dienstag raus.
Jovana Damnjanovic
Geburtstag: 24. November 1994 in Belgrad (Serbien)
Nationalität: Serbin
Sportart: Fußballerin, Mittelstürmerin
Ausbildung: derzeit noch im Management-Studium (Bachelor) in Belgrad
Vereine: 2011 - 2013 Roter Stern Belgrad, 2013 - 2015 VfL Wolfsburg, 2015 - 2017 SC Sand, ab 2017 FC Bayern München (Drei-Jahres-Vertrag)
Erfolge: Champions-League-Sieger 2014, deutscher Meister 2014, DFB-Pokalsieger 2015 (alles mit dem VfL Wolfsburg)