Karlsruher SC: Punkte nicht nur geklaut
Der derzeitige Höhenflug des Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC kommt nicht von ungefähr. Das sah man auch am Sonntag beim glücklichen 3:2-Sieg des Tabellensechsten in Kiel.
Kurz vor ein Uhr morgens kam der Karlsruher Mannschaftsbus am Montagmorgen am Wildparkstadion an – mitsamt dem Diebesgut, das das Team beim 3:2-Sieg in Kiel aus dem hohen Norden mitgeführt hatte: drei Punkte. „Wir haben heute dieses Ding mal geklaut“, hatte es Christian Eichner formuliert. „Manchmal gewinnt nicht die bessere, sondern die glücklichere Mannschaft“, so der Karlsruher Trainer weiter.
Wobei zur Ehrenrettung des KSC gesagt werden muss, dass er im hohen Norden ein sehr ordentliches Auswärtsspiel gezeigt hat. Nur dass er dabei eben auf einen Gegner traf, der taktisch und spielerisch zum Besten zählt, was diese Liga zu bieten hat und der das nur vier Tage nach der Pokalsensation gegen die Bayern auch zeigte. „Wenn die Kieler schwere Beine hatten, haben wir das nicht wirklich gespürt“, sagte Philip Heise. „Sie können mit ihrer Leistung zufrieden sein. Nur nicht mit dem Ergebnis.“
Schwer auszurechnen
Natürlich war der Karlsruher Sieg am Sonntag glücklich. Von ungefähr kam er allerdings nicht. Die Maximen, nach denen Eichner diese Mannschaft umgemodelt hat, seit er im Februar vergangenen Jahres vom Assistenten zum Cheftrainer befördert wurde, tragen Früchte. Unter Vorgänger Alois Schwartz beschränkte sich die Offensivstrategie auf Standards und lange Bälle auf Philip Hofmann als einziger Spitze. Heute ist der KSC schwieriger auszurechnen und erarbeitet sich insgesamt viel mehr Torchancen. Fünf, sechs gute Möglichkeiten hatten die Badener in Kiel. Das ist ein exzellenter Wert für ein Auswärtsspiel. Die Gegner müssen sich zudem in dieser Saison auf viele potenzielle Karlsruher Torschützen einrichten. Elf Spieler haben bereits getroffen, darunter allein fünf gelernte Abwehrspieler.
Auch in Kiel trafen die Defensiven. Beim 0:1 war Heise zur Stelle (6.), das 0:2 besorgte Marco Thiede mit einem 15-Meter-Schuss (45.). Und den Siegtreffer steuerte Robin Bormuth per Kopf bei (85.). Die neu installierte, spielstarke Doppel-Sechs mit Jerôme Gondorf und Marvin Wanitzek harmonierte auch in Kiel prächtig. Was nicht unbedingt eine gute Nachricht für den kampfstarken, aber spielerisch limitierten Lukas Fröde ist, der nach abgelaufener Sperre dennoch auf der Bank blieb.
Personaldecke dünn
Dass der KSC mit 25 Zählern auf Rang sechs steht und von Ole Werner schon zu den potenziellen Aufstiegskandidaten erklärt wurde, dürfte trotzdem in die falsche Richtung weisen. Denn im Vergleich zu den echten Spitzenmannschaften der Liga ist die Personaldecke der Badener schlicht zu dünn. Eichner weiß das, und er weiß, dass er vor allem mit manch jungem Spieler im Kader noch lange arbeiten muss, bis sie echte Alternativen für die Stammelf sein können. Für die letzte Viertelstunde des Spiels hat Eichner in Kiel Dominik Kother eingewechselt. Der 20-Jährige ist nach einigen starken Spielen in ein kleines Loch gefallen, was altersspezifisch ganz normal ist. Nicht normal ist es, dass man nach einer Einwechslung schon nach wenigen Minuten daran erinnert werden muss, nach Ballverlusten nicht stehen zu bleiben und defensiv mitzuarbeiten. Eichner hat Kother genau das am Sonntag sehr deutlich zu verstehen geben: „Lauf Dome“, rief er kurz vor Schluss. „Lauf um dein Leben.“ Und Dome lief.