Laura Feiersinger: Ein Ball musste immer dabei sein
Sie ist DFB-Pokalsiegerin und zweifache deutsche Meisterin - und seit dieser Saison spielt Laura Feiersinger beim Bundesligisten SC Sand. Dabei stand ihre Wiege in einem österreichischen Ski-Ort.
Noch heute blickt Laura Feiersinger in erstaunte Augen, wenn sie erzählt, dass sie Fußballspielerin ist. »Die Leute sind immer noch überrascht«, lacht die Stürmerin des SC Sand, die ab 16. Juli mit Österreich bei der Weltmeisterschaft in den Niederlanden spielt.
Noch mehr Erstaunen löst der Heimatort der 24-Jährigen aus: Saalfelden im Salzburger Land – dort sind die besten Biathleten Österreichs zuhause und die alpine Ski-Ikone Marlies Raich (ehemals Schild).
In Hochfilzen, Weltcup- und WM-Ort in der Nachbarschaft, hat einst auch die talentierte Biathletin Laura Feiersinge trainiert und die Nordische Skimittelschule in Saalfelden besucht. »Eine coole Sache«, denkt sie gerne an die Zeit zurück. »Von acht bis zwölf hatten wir Unterricht, von 13 bis 17 Uhr haben wir trainiert. Im Winter Langlauf und Biathlon, im Sommer alles mögliche.«
Schon immer fußballverrückt
Und in der Freizeit hat sie Fußball gespielt. »Immer mit den Burschen. Ich war das einzige Mädchen«, lacht Laura Feiersinger. Puppen waren nicht so ihr Ding, »die Mama erzählt noch heute, dass ich fußballverrückt war. Ein Ball musste immer dabei sein.«
Dieses Gen hat sie zweifellos vom Papa mitbekommen. Wolfgang Feiersinger lief 46 Mal für Österreich auf und spielte zwischen 1996 und 2000 bei Borussia Dortmund. Diese Zeit ist bei Laura Feiersinger aber weniger präsent. »Ich war mit meiner Mutter und meiner drei Jahre älteren Schwester zwar 1997 beim Champions League Finale im Stadion, an mir ist das Spiel mit vier Jahren aber vorbeigegangen.«
2012 Fußballerin des Jahres
Dass Laura Feiersinger in Österreich zu den bekanntesten Sportlerinnen gehört, mag auch dem Papa geschuldet sein. Und war für sie nicht immer einfach. »Es hat mich schon genervt, dass es immer hieß: Die Tochter von ...«, sagt sie offen, doch mit den Jahren hat sie eigene Akzente gesetzt, hat es zur Nationalspielerin gebracht, war 2012 »Fußballerin des Jahres« in Österreich. Und »Woman«, das führende Lifestyle-Magazin der Alpen-Republik, titelte gar: »Diese junge Österreicherin sollte man unbedingt kennen.«
Das tut man inzwischen – nicht nur in Austria. Bei Facebook hat Feiersinger derzeit knapp 18 000 Follower, und die versorgt die attraktive Frau mit den blauen Augen regelmäßig mit Fotos. »Anfangs habe ich mich schwer getan, mittlerweile macht es sehr viel Spaß.« Facebook ist ihr so ans Herz gewachsen, dass die Studentin der Sportwissenschaften nun auch ihre Bachelor-Arbeit in diesem Bereich schreiben will.
Mit 15 Jahren ist Laura Feiersinger, zu dieser Zeit Staatsmeisterin im Crosslauf, in das Schul-Sport-Modell (SSM) in Salzburg als Leichtathletin eingestiegen. Doch nach einem halben Jahr war klar: »Es muss Fußball sein. Fußball war das, was mir am meisten Spaß gemacht hat.«
MIt 17 Jahren zum SV Herford
2008 stieg sie mit dem USK Hof vor den Toren Salzburgs in die 1. österreichische Liga auf. 2010 stand der Teenager erstmals für die Frauenmannschaft von Österreich auf dem Feld und unterschrieb wenige Tage später beim SV Herford in der deutschen Bundesliga. Knapp 800 Kilometer von der Heimat entfernt. Mit 17 Jahren – und gemeinsam mit Nationalelfkollegin Verena Aschauer, mit der sie nun auch beim SC Sand in einem Team steht. »Ich wusste, ich musste ins Ausland, um den nächsten Schritt zu gehen. Und es war wichtig, dass ich da nicht alleine war, sondern mit Verena eine Vertraute hatte.«
Es war eine lehrreiche Zeit. Laura Feiersinger musste sich durchbeißen, auch in der Schule. Als sie sich im März 2011 verletzte und gleichzeitig ein Angebot des FC Bayern kam, packte sie ihre Sachen und ging zurück nach Salzburg. Missen will sie die Zeit in Herford aber nicht. »Es war für mich ein Super-Sprungbrett. So ist Bayern auf mich aufmerksam geworden.«
Anderthalb Jahre pendelte sie fortan zwischen Salzburg, wo sie wieder die Schule besuchte, und München – und schaffte den Durchbruch. Mit den Bayern wurde Feiersinger 2012 DFB-Pokalsieger. An die Ehrung auf dem Marienplatz hat sie aber weniger gute Erinnerungen. »Leider haben die Männer damals das ›Finale dahoam‹ in der Champions League gegen Manchester verloren. Da war dann eher Trauerstimmung angesagt.« So ging die sensationelle Leistung der Frauen, die als Außenseiter den FFC Frankfurt besiegten, unter. Denn die Bayern-Frauen waren damals noch nicht das, was sie heute sind – zweimal deutscher Meister.
Einladung von Uli Hoeneß
»Die Menschen hören FC Bayern und haben falsche Vorstellungen«, sagt Feiersinger. Frauen und Männer bei den Bayern sind zwei verschiedene Welten. Immerhin: Auch die Frauen, die im Sportpark Aschheim trainieren, dürfen die vereinseigene Kantine an der Säbener Straße benutzen und treffen dort regelmäßig Karl-Heinz Rummenigge. Uli Hoeneß hat die Frauen nach den Meisterschaften 2015 und 2016 sogar zum Essen an den Tegernsee eingeladen.
Dass Laura Feiersinger heute in Sand die Fußball-Stiefel schnürt, hat viel mit einer schweren Verletzung zu tun. Im März 2014 brach sie sich beim Algarve-Cup das Schien- und Wadenbein. »Ein blöder Zeitpunkt«, sagt sie im Nachhinein. »Bayern hatte gerade einen Umbruch. Es lief super, da hat man es schwer, in die Mannschaft zurückzukommen.« Sie hat es nicht mehr geschafft, hadern will sie damit aber nicht: »Man kann nie sagen, wie es gelaufen wäre, wenn die Verletzung nicht gewesen wäre.«
Geht eine Tür zu, geht oft eine andere auf. Für Feiersinger die beim SC Sand. Die Entwicklung beim Dorfklub aus dem Hanauerland hat auch die deutsche Meisterin beeindruckt. »Ich weiß, dass viele über den engen Platz meckern. Als Gegner nimmst du das natürlich auch anders wahr. Aber so schlimm ist es nicht. Ich mag den Platz, die Leute sind nahe dran. Das passt.«
Skitouren in der Heimat
Auch das eher ruhige Leben in der Ortenau genießt die 24-Jährige, die mit ihren Kolleginnen Verena Aschauer und Jenny Gaugigl in einer WG in Kehl-Kork lebt. »Auch Saalfelden ist ländlich geprägt«, sagt sie. Dorthin zieht es sie immer wieder. »Ich bin so oft weg, da bin ich gerne zu Hause. Und das ist für mich Saalfelden.« Die Oma bewirtschaftet einen Berggasthof, von dort aus unternimmt Laura Feiersinger gerne Skitouren.
Skilaufen liebt sie noch immer – weit mehr aber nach wie vor das Spiel mit dem Ball.
Laura Feiersinger
Geburtstag: 5. April 1993
Geburtsort: Saalfelden
Familienstand: ledig
Wohnort: Kehl-Kork
Beruf: Studentin der Sportwissenschaften
Sportart: Fußball
Vereine: Saalfeldner SK (2001-2007); FC Pinzgau Saalfelden (2007-2008); USK Hof (2008-2010); SV Herford (2010-2011); FC Bayern München (2011-2016); SC Sand (seit 2016)
Größte Erfolge: 2012 DFB-Pokalsieger; 2015 und 2016 deutscher Meister jeweils mit dem FC Bayern München; 2017 EM-Qualifikation mit Österreich
Standpunkte
◼ Blaues Meer oder Steinernes Meer ...
... das Steinerne Meer, das Gebirge in meiner Heimat, ist wunderschön. Als Kind habe ich das nicht so wahrgenommen. Wenn ich heute abschalten will, gehe ich heim nach Saalfelden.
◼ Ischgl oder Saalbach ...
... in Ischgl war ich noch nie, in Saalbach schon. Am liebsten ist mir aber Maria Alm in meiner Heimat. Da bin ich schon als Kind mit meiner Familie Ski gelaufen.
◼ Felix Neureuther oder Marcel Hirscher ...
... Neureuther. Er kommt locker rüber, Hirscher ist oft so verbissen.
◼ Reinhard Fendrich oder Helene Fischer ...
... wenn es was zu feiern gibt, dann Fendrich.