Letzte Ausfahrt für den ersten Heimsieg
Ein klein wenig scheint es schon wie verhext. Die Jungs von Iker Romero holen sieben ihrer acht Punkte in fremden Hallen. In der heimischen EgeTrans Arena aber können sich die Bietigheimer Handballer einfach nicht belohnen. Den einzigen Punkt erkämpften sich die Spieler um Kapitän Paco Barthe beim 28:28 gegen den TSV Hannover-Burgdorf. Auch im Derby gegen den TVB Stuttgart ging es am vergangenen Montag zum wiederholten Male ganz eng zu. Der Aufsteiger unterlag durch ein Gegentor in letzter Sekunde mit 29:30.
Auch im Heimspiel zuvor gegen den SC DHfK Leipzig stand am Ende eine ganz knappe 28:29-Niederlage. Und im rechten Lichte betrachtet wäre auch bei den beiden Unentschieden der Bietigheimer in dieser Saison mehr drin gewesen. Die Abstiegszone rückt näher für den so furios gestarteten Neuling. Will man am Ende der Hinrunde nicht doch noch unterm Strich stehen, wäre es am Samstag höchste Zeit für den ersten doppelten Punktgewinn vor den heimischen Fans.
Die Derbyniederlage rückte durch die Verletzung von Tom Wolf am Montagabend zunächst in den Hintergrund. Der erfolgreichste Bietigheimer Torewerfer hatte sich bereits nach 40 Sekunden eine schwere Handverletzung zugezogen. Der 30-jährige Rückraum-Shooter wurde bereits am Dienstag operiert. Die medizinische Abteilung der SG BBM rechnet mit einer Ausfallzeit von mindestens zehn Wochen. Tom Wolf, der gerade in den letzten Partien mit herausragenden Leistungen auf sich aufmerksam gemacht hatte, wird damit auch den Auftakt der Rückrunde Anfang Februar verpassen.
Iker Romero muss nach dem Ausfall seines Top-Werfers Taktik und Spielidee anpassen. Der Spanier macht das mit einer für ihn typischen Ansage: „Wenn ein Spieler ausfällt, müssen die anderen näher zusammenrücken. Jeder muss einen Schritt nach vorne gehen und noch ein paar Prozente mehr aus sich herauskitzeln, um den verletzen Spieler zu ersetzen. Dabei setzen wir nicht auf einen Spieler, sondern auf die Leistung des gesamten Teams.“ Also wird von Julius Kühn, Fynn Nicolaus, Juan de la Peña & Co., aber auch vom bislang meist nur in der Defensive eingesetzten Nikola Vlahovic mehr gefordert sein.
Eines muss man den Hanseaten lassen: Ihren Fans wird es nie langweilig. Der Handball Sport Verein Hamburg beschäftigte schon weit vor dem Saisonstart die Öffentlichkeit. Bis ein Schiedsgericht den Lizenzentzug der Handball-Bundesliga wieder aufgehoben und Hamburg auch die letzte an die Lizenzerteilung geknüpfte Bedingung erfüllt hatte, war es Anfang Juni geworden. Der HSVH hatte wenige Tage zuvor die Runde auf einem hervorragenden 9. Rang abgeschlossen.
Die Hanseaten liegen nach 14 Spieltagen mit 13 Punkten aktuell auf dem 11. Rang. Damit stellt die Mannschaft von Trainer Torsten Jansen – einem der deutschen Weltmeister von 2007 - wie auch in der letzten Saison unter Beweis, dass sie das Drumherum im sportlichen Bereich wunderbar ausblenden kann. Hamburg hat nach der vergangenen Saison einige Spieler ziehen lassen. U21-Weltmeister Moritz Sauter und der ägyptische Torsteher Mohamed El-Tayar (HBW Balingen-Weilstetten) sind die prominentesten Neuzugänge. Sportlich läuft es in Hamburg mit sieben Punkten aus fünf Spielen zuletzt hervorragend. Erst am Mittwoch fand die kleine Hamburger Erfolgsserie mit der 28:35-Niederlage bei Tabellenführer MT Melsungen ihr Ende. Die Leistung von Spielmacher Leif Tissier, mit 70 Toren erfolgreichster Werfer des Teams, wurde mit der Berufung in den deutschen 35er-Kader für die bevorstehende WM belohnt.
Der HSVH spielt unter Torsten Jansen einen selbstbewussten temporeichen Handball. Viel geht über die Außenpositionen, über Fredrik Bo Andersen (rechts) und Casper Mortensen (links). Neben Tissier sorgt Jacob Lassen für viel Torgefahr aus dem rechten Rückraum. Andersen, Mortensen und Lassen entstammen alle drei übrigens der feinen dänischen Handballschule.
Worauf die SG BBM vorbereitet sein muss, ist das Spiel über den Kreis. Niklas Weller und Andreas Magaard werden von ihren Mitspielern erstklassig in Szene gesetzt. Nachdem im Tor der Norweger Robin Haug und Neuzugang El-Tayar jetzt dauerhaft im Kader stehen, hat Johannes Bitter mitten in der Hinrunde seinen Rücktritt erklärt. Der 42-Jährige soll – so ist der Plan – gegen die SG Flensburg-Handewitt sein Abschiedsspiel machen. Der frühere deutsche National-Keeper wird zukünftig als Sportdirektor die Geschicke des Vereins lenken.