Nathalie Armbrusters Olympia-Traum geplatzt
Im März 2022 feierte die damals gerade 16 Jahre alt gewordene Nordische Kombiniererin Nathalie Armbruster ihren größten Erfolg. Als Jüngste von fünf Jahrgängen ging sie im polnischen Zakopane erstmals bei der Junioren-Weltmeisterschaft an den Start und holte völlig unerwartet Bronze im Einzel und Gold mit der Mannschaft.
Der Erfolg in Zakopane, danach ihr erster Start im Weltcup in Schonach mit Platz 14 und 15 und der zweitschnellsten Laufzeit ließen aufhorchen und die junge Kniebiserin wurde prompt für die neue Saison in die Nationalmannschaft berufen. Die Freude war groß und das große Ziel der ambitionierten Sportlerin rückte in greifbare Nähe: Einmal bei Olympia dabei zu sein. Doch dieser große Traum wurde nun jäh zerstört. Seit vergangenen Freitag ist es amtlich. Das IOC lässt die Nordischen Kombiniererinnen bei Olympia 2026 nicht zu und stellt sogar die Teilnahme der Männer in 2030 in Frage.
Ein Schlag ins Gesicht
Die Entscheidung, mit der niemand gerechnet hatte, ist ein Schlag ins Gesicht für alle Kombinierer, die sich Woche für Woche mit Training in gleich zwei Sportarten schinden. Tief erschüttert, fassungslos und traurig zeigte sich auch die Junioren-Weltmeisterin. „Mit der Entscheidung des IOC ist auch für mich ein Kindheitstraum gestorben – ganz unabhängig davon, ob ich am Ende tatsächlich bei den Olympischen Spielen 2026 dabei gewesen wäre oder nicht“, erklärte Nathalie Armbruster und fand kaum Worte für ihren Gemütszustand: „Ich bin geschockt. Es ist so unbeschreiblich traurig und enttäuschend, dass im 21.
Alle Vorgaben des IOC erfüllt
Jahrhundert in unserer Sportart immer noch keine Gleichberechtigung herrscht. Leider hat die Entscheidung des IOC überhaupt gar nichts mit dem Sport zu tun. Es geht nur noch um Geld und Einschaltquoten.“
Alle Vorgaben des IOC für eine Teilnahme der Frauen bei Olympia waren erfüllt. Die Damen hatten alle geforderten Wettkampfserien bis hin zur Weltmeisterschaft durchlaufen und es hatten dabei auch mehr als die ursprünglich vorgegebenen zehn Nationen teilgenommen. Die Nordische Kombination bleibt für 2026 die einzige Disziplin, in der Frauen zwar Weltcups und Weltmeisterschaften bestreiten, aber nicht bei Olympia antreten dürfen. Nach der WM-Premiere 2021 in Oberstdorf wird 2023 in Planica sogar erstmals ein Mixed-Teamwettbewerb mit Männern und Frauen ausgetragen.
„Geld regiert die Welt“
„Es ist so traurig. Es entscheiden sich ohnehin viele Nachwuchsathletinnen und -athleten nur im Spezialsprung zu starten, denn das Training der Kombinierer ist viel zeitintensiver und auch die Tages- und Wettkampfabläufe sind viel zeitaufwendiger“, berichtet Armbruster: „Ganz unabhängig davon wissen alle, dass mit der Nordischen Kombination im Vergleich zum Skisprung weniger Geld zu verdienen ist und steigen daher vorzeitig um. Und wie soll sich die Sportart – wie vom IOC nun erneut gefordert – positiv entwickeln, wenn ihr die größte Perspektive genommen wurde? Eine traditionelle Sportart, die seit 1924 Teil von Olympia ist, muss nun um ihren Bestand fürchten.“
Noch weiß die 16-Jährige nicht, wie sie mit dieser bitteren Entscheidung umgehen soll. „Ich liebe die Nordische Kombination, aber natürlich stellt sich auch für mich die Frage, ob es sich lohnt, in dieser Sportart, die zukünftig immer weniger finanziell gefördert werden wird, weiter zu kämpfen. Schade, Geld regiert die Welt. Und alle schauen zu.“
Weiter motiviert
Auch wenn wenig Hoffnung besteht, dass sich an der Entscheidung des IOC etwas ändert, bleiben die für die kommende Saison geplanten Wettkämpfe vorerst bestehen. Noch in dieser Woche reist Nathalie Armbruster nach Ramsau zu einem Lehrgang und noch vor den Sommerferien nach Lillehammer/Norwegen.
„Ich freue mich auf diese Erfahrungen und werde überall mein Bestes geben“, sagt die 16-jährige Schülerin des Kepler-Gymnasiums Freudenstadt, die trotz der schlechten Nachricht immer noch motiviert und unermüdlich scheint. „Ich werde der Nordischen Kombination vorerst erhalten bleiben und – wenn ich gesund bleibe und die Vorbereitungen nach Plan laufen – bei der Junioren-WM und der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr an den Start gehen.“