Noch keine EM-Höhenflüge für den Gutacher Roland Wöhrle
Tag 6 bei den Weltmeisterschaften der Starrflügler (Klasse FAI 5) und den Europameisterschaften der »Flexiblen« (FAI 1) unter den Drachenfliegern bescherte dem deutschen Nationalteam in Mazedonien zwei Tagessieger: Primoz Gricar flog zum zweiten Mal zum Tagessieg, ebenso Tim Grabowski. Das Ziel war erneut am »Aerodrom Bitola« im Süden des Startorts Krushevo, auf 1350 Metern die höchstgelegene Stadt des Balkans mit einem Fluggebiet auf einem Hochplateau und umringt von Gebirge. »Gut dabei waren auch andere deutsche Piloten wie Gerd Dönhuber, Robert Bernat und Norbert Kirchner«, merkt Roland Wöhrle an. Für den Gutacher bleibt diese EM flugtechnisch indes weiter ohne Höhepunkt.
Aber »erfreulicherweise liegen unsere Piloten der Klasse 5 gut im Rennen«, so Wöhrle: »Unser amtierender Weltmeister Tim Grabowski liefert sich mit dem Österreicher Kothgasser ein Kopf-an-Kopf-Rennen. In der Teamwertung ist fast täglich ein Wechsel zwischen Österreich und Deutschland auf Platz 1«. Bei den »Flexis«, zu denen Wöhrle zählt, laufe es nicht so gut: »In der Teamwertung sind wir im Moment auf Rang 4, aber der Rückstand zu den Briten ist schon etwas gewaltig. Da müssen ein paar Überraschungen her, um auf Tuchfühlung zu kommen«. Angesprochen auf seine eigene Leistung bisher, passt für ihn dieser Spruch ganz gut: »When the shit hits the van«. Vornehmer auf gut Deutsch formuliert: »Ich komme einfach nicht in die Gänge«.
Reichlich Probleme
Schon durchs Zusammenleihen der Ausrüstung – nachdem nur der eigene Drachen in Mazedonien angekommen war – »entstehen überall Probleme«. Nichts passe richtig zusammen. Der Ausdruck »Vertrautheit« bekomme gerade »neue Bedeutung«, so Wöhrle, der zudem über eine Entzündung in der Schulter klagt, die zunehmend schmerze. »Wenn man kein Glück hat, kommt Pech dazu«, schüttelt Wöhrle den Kopf: »Und man steht hier sehr schnell am Boden, es ist sehr ratsam, im Pulk mit möglichst vielen Kollegen zu fliegen, weil es oft schwierig ist, alleine die nächste Thermik zu finden. Aber Aufgeben ist nicht – jeder Tag ist ein neuer Tag!«
Besondere Geschichten
Am Tag zuvor musste der Gutacher abseits von einer Straße landen. »Wege gibt es hier wenige«, erzählt er, »nachdem ich über Bäche und durch viele Büsche einen Zugang zur Straße gefunden hatte und auf den Rückholer wartete, kam ein Traktor angefahren, beladen mit meinem Gurtzeug und Drachen«. Denn: »Der Bauer hat mich landen sehen, kurzerhand in meiner Abwesenheit die Utensilien aufgeladen und hinterher gefahren«, so Wöhrle, »eine sehr freundliche Geste eines sehr hilfsbereiten Mazedoniers, wie alle hier«. Wäre da nicht ein Schönheitsfehler: »Mich hat fast der Schlag getroffen ob der unorthodoxen Transportmethode«, jetzt hat mein Drachen ein paar Schrammen, zum Glück ist weiter nichts beschädigt«.
Und am Sonntag mussten Wöhrle und ein paar Kollegen einen anderen Kameraden in »unwegsamem Gelände« suchen – mit Erfolg. Am Montag war Ruhetag. Gut so auch für Roland Wöhrle, der sich für die zweite Woche deutlich mehr vorgenommen hat. »Mein persönliches Ziel ist aber zweitrangig«, hatte er vor dem EM-Start mit Blick aufs Nationalteam gesagt, das im Vorjahr bei der WM in Brasilien fast sensationell Bronze gewonnen hatte. »Ich bin schon oft an den Top-Ten vorbeigeschrammt«, fügte er aber indirekt noch etwas Wünschenswertes an.