Paul Vollmer – die ringende Legende des VfK Mühlenbach
Das Drehbuch für seinen 500. Kampf im Ringer-Trikot des VfK Mühlenbach war perfekt: Nach 12:14-Rückstand gegen KSK Furtwangen am 30. September 2017 fegte Paul Vollmer im letzten Kampf an diesem denkwürdigen Abend seinen Gegner Mike Kromer mit 17:1 von der Matte und drehte den Mannschaftskampf zum 16:14-Sieg seiner Mühlenbacher. Zum 227. Mal bescherte er seinem Team damit die maximalen vier Mannschaftspunkte, die pro Kampf möglich sind.
Seit 1984 ringt Paul Vollmer beim VfK Mühlenbach, der erst ein Jahr zuvor gegründet wurde. Seinen ersten Vierer für die Mannschaft holte der damals elfjährige Paul am 24. August 1986 in der Gewichtsklasse bis 31 Kilo gegen den ASV Altenheim mit einem Schultersieg gegen Harald Rudolf. Seine Premiere bei den Senioren hatte er dann als 14-Jähriger am 18. November 1989 – also neun Tage nach dem Fall der Berliner Mauer – in der Gewichtsklasse bis 48 Kilo gegen den TuS Adelhausen. Damals steuerte er den leichtesten aller möglichen Siege bei, da er ohne Gegner auf die Matte ging.
Seither punktete er von 48 bis 98 Kilo in fast allen Gewichtsklassen erfolgreich, ist aktuell immer noch einer der besten Punktelieferanten in der Oberliga. Bei Deutschen Meisterschaften wurde er dreimal Jugend-Vizemeister. Inzwischen haben sich mehr als 2000 Minuten Kampfzeit für den VfK summiert. Vor dem 500. Kampf standen 366 Siege zu Buche, davon 182 Schultersiege und 44 technisch überlegene Punktsiege, für die es ebenfalls volle vier Mannschaftspunkte gibt. Hinzu kommen 114 Punktsiege und 26 weitere Siege. Unterm Strich ergab dies vor dem Jubiläumskampf gegen Furtwangen eine Punktebilanz von 1331,5:426,5 – im Durchschnitt 2,7:0,8.
In der ewigen VfK-Bestenliste führt Paul Vollmer, der mit sechs Geschwistern aufwuchs, uneinholbar vor drei Brüdern: Franz und Josef mit je 423 sowie Georg mit 390 VfK-Kämpfen. Eine Schwester feierte vor ein paar Jahren in ihrer Wahlheimat in der Schweiz ihren 40. Geburtstag. »Wir alle sind dorthin gefahren, nur Paul nicht, denn es gab einen Kampf des VfK«, erzählt Ehefrau Nicole Vollmer. Weder Sohn noch Tochter haben übrigens die Ringer-Leidenschaft ihres Vaters geerbt, der schon jetzt eine VfK-Legende ist.
»Ringen in Mühlenbach ohne unseren Paule ist nur schwer vorstellbar«
Welche Kämpfe herausragen? Paul Vollmer zuckt mit den Schultern: »Schwer zu sagen.« Oder welche Kämpfe er als klarer Außenseiter gewann? »Da gab es schon den einen oder anderen«, sagt er. Nur könne er mit den Namen nicht mehr dienen. Nicht zuletzt weil die Regionalliga-Zeiten des VfK länger zurückliegen, in denen schon mal ein ausländischer Spitzenringer mit dem Kraftpaket aus Mühlenbach unliebsame Bekanntschaft machen musste, mit »dem Publikumsliebling beim VfK«, wie der Vorstand um Matthias Ketterer betont, der Paul Vollmer beim Ehrenamtspreis der Sparkasse angemeldet hat. »Ringen in Mühlenbach ohne unseren Paule ist nur schwer vorstellbar. Trotz vieler Abwerbungsversuchen von anderen zahlungsfähigen Vereinen blieb er seinem VfK immer treu, bei dem er nie Geld bekommen hat«, heißt es in der langen Begründung, die auch den Trainer und Vereinsfunktionär Paul Vollmer vorstellt. Er unterstützt die aktiven Trainer im wöchentlichen Training, ist als Jugendtrainer und Motivator stets im Einsatz, wenn Not am Mann ist. Ende der 1990er leitete er einige Jahre das Jugendtraining eigenverantwortlich und trug dazu bei, dass mit Florian Neumaier, Peter Öhler und Kathrin Neumaier mehrfache Deutsche Meister hervorgegangen sind, die den VfK auch international vertreten haben.
Seit 18 Jahren auch im Vorstand aktiv
»Das Mädchen für alles beim VfK« arbeitet seit 18 Jahren im Vorstand mit. In den ersten sechs Jahren war er Mannschaftsführer für die aktiven Ringermannschaften. »Unter seiner Regie konnte sich der VfK in der Regionalliga, die als halbe Profiliga gilt, etablieren«, so Matthias Ketterer. Seit zwölf Jahren ist Paul Vollmer für den Wirtschaftsbetrieb verantwortlich, damit für die Organisation vieler Rockfeste, Dorffeste und Ringerheimkämpfe. Vom Auf- bis zum Abbau krempelt der gelernte Zimmermann die Ärmel hoch, koordiniert die Arbeitseinsätze. »Paul ist einfach immer da, wenn man ihn braucht«, dankt Ketterer, »ein Nein gibt es im Wortschatz bei Paul kaum«.
Vollmer, der für die Baufirma Singler im Nachbarort des großen sportlichen Rivalen KSV Hofstetten arbeitet, möchte »so lange es gesundheitlich geht« auf die Ringermatte gehen. »Bis auf einen Kreuzbandriss vor 17 Jahren, der nicht operiert wurde, hatte ich kein Verletzungspech«, sagt Vollmer dankbar. Eine Extra-Bilanz stellte der VfK für das stets brisante Derby gegen Hofstetten zusammen: Von den 39 Kämpfen gegen den starken Nachbar gewann Vollmer deren 29 mit Gesamtpunktebilanz von 106:24. Was die Gesamtbilanz betrifft, sind es inzwischen bereits 1341,5 Punkte.