Reiten im Schatten von Corona beim RFV Kehl-Sundheim
Der Reit- und Fahrverein Kehl-Sundheim führte sein traditionelles Turnier in deutlich abgespeckter Version durch und erntete dafür viel Lob. Lea Winkler holt den Badenova-Ehrenpreis.
Als Mitte Februar die Ausschreibung an die Landeskommission für Pferdeleistungsprüfungen eingereicht werden musste, hatte der Reit- und Fahrverein Kehl-Sundheim wie jedes Jahr über 30 Prüfungen für sein traditionelles, dreitägiges Reitturnier auf dem Plan, vom Wettbewerb für Reiter und Reiterinnen mit Handicap bis hin zu Dressur- und Springprüfungen der Klasse M. Dann aber kam bekanntermaßen alles anders, und Corona warf seine dunklen Schatten auch über den Pferdesport.
Umfangreiches Hygienekonzept
Noch bis vor sechs Wochen wagte niemand zu glauben, dass am ersten Juli-Wochenende die bunten Hindernisse auf dem großen Rasenplatz der Reitanlage im Rustfeld zum Einsatz kommen würden. Als Mitte Juni dann die Lockerungen für die Durchführung von Sportveranstaltungen in Kraft traten, konnte das Team um die Vereinsvorsitzende Brunhilde Raabe zumindest ein bisschen aufatmen. Nach Absprache mit dem Kehler Ordnungsamt und der Landeskommission der Pferdesportler wurde ein umfangreiches Hygienekonzept ausgearbeitet, das sportliche Wettkämpfe erlaubt, Teilnehmer, Helfer und Besucher jedoch vor möglichen Corona-Infektionen schützen sollte.
Brunhilde Raabe fungierte nicht nur als Turnierleiterin, sondern übernahm zusätzlich noch das Amt der Hygienebeauftragten. Um die maximal erlaubte Personenzahl einhalten zu können, wurde das sportliche Programm auf einen Tag mit nur sechs Springprüfungen gekürzt. Maximal 50 Startplätze wurden pro Prüfung ausgeschrieben. Um Menschenansammlungen zu vermeiden, verzichtete der Verein auf Besucherwerbung, und auch die Reiter und Reiterinnen waren angehalten, nach ihrem Ritt die Reitanlage schnellstmöglich wieder zu verlassen. Starterlisten wurden den Teilnehmern ausschließlich elektronisch aufs Handy übermittelt, ebenso die Ergebnislisten, um persönliche Kontakte zu minimieren.
Abstriche beim Preisgeld
Auch beim Preisgeld mussten die Sieger und Platzierten dieses Jahr Abstriche machen. Da man in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten die sonst großzügigen Sponsoren nicht um finanzielle Unterstützung bitten wollte, erhielten nur jeweils die drei Bestplatzierten einen kleinen Geldpreis, der über die erhöhten Nenngelder finanziert wurde. Nur der Energiedienstleister Badenova hielt an seinem zugesagten Sponsoring fest: Obwohl die Badenova-Springtour 2020 mangels Veranstaltungen nicht stattfinden kann, erhalten trotzdem über zehn Veranstalter in ganz Südbaden jeweils 450 Euro, die an die platzierten Reiterinnen und Reiter im Badenova-Springen mit Stechen ausgeschüttet werden.
So auch in Kehl-Sundheim, wo Lea Winkler mit Chambaku vom RV Schutterwald das Siegergeld und den Ehrenpreis aus dem Hause Badenova einstrich. Sieben der 31 startenden Paare blieben im Umlauf fehlerfrei und qualifizierten sich für das Stechen. Unter ihnen auch Alina Raabe, die Lokalmatadorin vom gastgebenden RFV Kehl-Sundheim, mit ihrem Wallach Cowboy.
Loch in der Vereinskasse
Auch ihre Vereinskollegin Mia Sophie Hauß konnte zwei gute Platzierungen in der Klasse A verbuchen. Im A*-Springen und im A**-Springen freute sie sich mit ihrer Stute Action Attraction über fehlerfreie Runden und zwei siebte Plätze.
Es war allen Beteiligten bewusst, dass dieses Turnier mit Kompromissen verbunden sein würde und nur wenig Gewinn vom Reitverein verbucht werden kann – obwohl die Einnahmen dringend nötig wären, da der Lockdown mit dem Stopp des Schulbetriebs ein großes Loch in der sonst gut gefüllten Vereinskasse hinterlassen hat. Trotzdem wollten die Sundheimer mit einer der ersten Turnierveranstaltungen des Jahres für alle Pferdefreunde und den Reitsport ein positives Zeichen setzen. Die 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer äußerten sich durchweg dankbar über das Engagement und den Mut der Sundheimer, trotz des Mehraufwands für Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen dieses Turnier anzubieten.