Svenja Engelhardt: Das Ass aus dem Ärmel von VCO-Trainerin Tanja Scheuer
Wenn’s nicht läuft wird im Millionengeschäft Fußball entweder der Trainer gewechselt, oder aber es werden Neuverpflichtungen getätigt. Trainerin Tanja Scheuer steht beim Volleyball-Zweitligisten VC Offenburg auch nach der sechsten Niederlage im sechsten Saisonspiel ohnehin nicht zur Disposition – und dass die rund 300 Zuschauer am Samstagabend in der Nordwest-Halle mit Svenja Engelhardt eine ehemalige Nationalspielerin zu Gesicht bekamen, mag für viele zwar überraschend gekommen sein, war von den Verantwortlichen des Ortenauer Zweitligaclubs jedoch lange geplant.
»Ich habe noch ein Ass im Ärmel«, hatte Scheuer bereits vor Rundenbeginn im Spätsommer verraten, ohne aber einen Namen und einen möglichen Zeitpunkt zu nennen. Dass dieses Ass aus Scheuers Ärmel eine ganz große Nummer und vielleicht sogar die spektakulärste Neuverpflichtung der Vereinsgeschichte ist, konnten die Zuschauer am Samstag gegen Grimma selbst erleben – auch wenn die 26-jährige Engelhardt die 1:3-Niederlage nicht abwenden konnte. »Ich habe erst zweimal mittrainiert und natürlich gemerkt, dass ich seit März kein Spiel mehr absolviert habe«, merkte man der 26-jährigen Außenangreiferin an, dass sie eine hohe Erwartungshaltung an sich selbst hat. Eben ganz professionell, so wie sie die letzten drei Jahre auch Volleyball spielte. Nach einer Saison beim österreichischen Erstligisten SVS Post Schwechat in Wien wechselte sie in die Bundesliga zu Allianz MTV Stuttgart, wo sie sich dank starker Leistungen 2013 sogar in den Kader der Nationalmannschaft spielte und viermal für die Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbands (DVV) auflief.
Und wie kommt so jemand zum VC Offenburg? Ganz einfach: Engelhardt und Scheuer kennen sich seit vielen Jahren – und zwar über niemand Geringeren als Britta Büthe, Vize-Weltmeisterin 2013 und amtierende deutsche Meisterin im
Beachvolleyball. Von 2004 bis 2009 bildeten Scheuer und Büthe ein Beach-Duo, ebenfalls 2006 holte Büthe an der Seite von Engelhardt im Sand WM-Bronze bei der U19.
Im Sommer entschied sich die gebürtige Heidelbergerin Engelhardt, die nach dem Abitur mit einem Volleyball-Stipendium an der University of the Pacific in Stockton (Kalifornien) vier Jahre lang Sportmedizin studierte und 2011 im Trikot der Pacific Tigers zum MVP (wertvollste Spielerin)der amerikanischen College-Serie gewählt wurde, ihren berufliche Karriere voranzutreiben: »Ich hatte ein neues Angebot von Stuttgart, wollte aber wieder etwas für meinen Kopf tun und mein Medizinstudium in Angriff nehmen.«
Als Tanja Scheuer von Britta Büthe erfuhr, dass es Svenja Engelhardt zum Studium nach Freiburg verschlagen würde, griff die VCO-Trainerin umgehend zum Telefon. »Ich wollte zu Beginn des stressigen Studiums keine Verpflichtung eingehen, hatte aber Lust, wieder einzusteigen. Für Tanja und die Mannschaft ist es o.k., wenn ich so oft wie möglich versuche, dabei zu sein«, hofft die 1,80 Meter große Annahmespielerin, die auch Teamkollegin Katrin Kreuzer seit Jahren kennt, Studium und Volleyball unter einen Hut zu bekommen. »Ich bin dankbar, diese Möglichkeit zu bekommen.«
Auch wenn es am Samstag noch nicht für den ersten Saisonsieg gereicht hat, ist Tanja Scheuer überzeugt davon, dass dieser – auch dank des Mitwirkens von Svenja Engelhardt – nicht mehr lange auf sich warten lässt: »Svenja bringt unglaubliche Ruhe in die Mannschaft. Man merkt sofort, dass sie höherklassig gespielt hat.«