Theresa Lugenhain hat Lust auf den Stuhl
Seit Montag blicken die Tennis-Fans dieser Welt nach New York zu den US Open. Kerber, Williams, Djokovic oder Nadal werden bewundert, alle Blicke richten sich auf die Megastars der Szene. Mehr oder weniger unbeachtet verrichten dabei aber fast ebenso wichtige Personen ihre Arbeit: die Schiedsrichter.
Von den US Open ist Theresa Lugenhain (Bild) noch ein gutes Stück entfernt. Die 22-Jährige aus Biberach steht erst ganz am Anfang ihrer Karriere auf dem Stuhl. »Ich wollte einfach mehr mit Tennis machen, habe aber gemerkt, dass Trainer nichts für mich ist«, blickt sie ins Jahr 2014 zurück: »Dann habe ich mich informiert und mir gedacht: Warum nicht Schiedsrichter?«
Vor knapp zwei Jahren absolvierte die Studentin dann den C-Schiedsrichter-Lehrgang des Badischen Tennisverbandes in Leimen. Der dauert nur ein Wochenende und berechtigt zu Einsätzen in der Bundes- und Regionalliga. »Da bin ich seither regelmäßig im Einsatz«, erzählt Lugenhain, die sich aber nicht lange mit dem C-Schein zufrieden gab. Die Ausbildung zum B-Schiedsrichter ist jedoch schon wesentlich umfangreicher. »Die geht über eine ganze Saison«, berichtet die Kinzigtälerin. Die erste von zwei Prüfungen hat sie bereits hinter sich – und darf nun auch bei ITF-Turnieren auf dem Schiedsrichterstuhl Platz nehmen.
Den ersten internationalen Einsatz hatte sie vor einigen Wochen in Stuttgart-Vaihingen, in der letzten Woche war sie bei der Veranstaltung in Überlingen am Bodensee. »Es macht riesig Spaß, aber natürlich muss man sich gerade in jungem Alter den Respekt der Spieler erst erarbeiten«, erklärt Lugenhain, »denn Diskussionen um knappe Bälle gibt es immer.« Und ein Hawk Eye, wie den Kollegen bei den Grand-Slam-Turnieren, steht ihr dabei nicht zur Verfügung.
Im Juli war die Hobby-Tennisspielerin, die vor dem Studium für den TC Biberach in der 1. Bezirksliga aufschlug, auch beim bekanntesten deutschen Turnier am Hamburger Rothenbaum dabei – als Linienrichterin. »Es gibt eine Vereinigung Deutscher Tennis-Schiedsrichter. Da kann man sich für die großen Turniere bewerben und wird mit etwas Glück ausgewählt«, erklärt Lugenhain.
Um bei den ganz großen Veranstaltungen wie in New York, Wimbledon oder Paris dabei zu sein, müsste sie noch einige Ausbildungen absolvieren. National gibt es noch den A-Schiedsrichter, international das White, Bronze, Silver und Gold Badge. »Die Anforderungen sind extrem hoch. Es gibt viele, die die Prüfungen nicht schaffen«, weiß Lugenhain, die voraussichtlich im Jahr 2018 ihr Studium im Chemieingenieurswesen in München abschließen wird.
Weitermachen will sie auf jeden Fall, wenn auch »eher nicht hauptberuflich«. Und vielleicht ist sie ja irgendwann doch mal auf den großen Plätzen dieser Welt zu sehen – wenn auch in der eher unbeachteten Rolle.