VCO-Trainerprofil: Jung, ehrgeizig, vereinskompatibel
Am 22. April endet für den VC Printus Offenburg nicht nur die Saison in der 2. Volleyball-Bundesliga, mit dem Abschied von Trainerin Tanja Scheuer geht bei den Ortenauerinnen nach sieben Jahren auch eine Ära zu Ende. Die Suche nach einem Nachfolger mittels Stellenausschreibung, Vorstellungsgesprächen und Probetrainings soll nach Ostern abgeschlossen sein. Im Interview mit der Mittelbadischen Presse spricht VCO-Präsident Fritz Scheuer über die interessantesten Kandidaten, worauf es ihm beim neuen Cheftrainer ankommt und warum er diesen Schritt mehr als Chance denn als Risiko für den Verein sieht.
Wann hat die Suche nach einem neuen Trainer begonnen?
Fritz Scheuer: Als klar war, dass Tanja Schwanger ist, ist ihre Entscheidung für eine Pause bei ihr im Herbst/Winter gereift.
Ist dieser Schritt nach sieben Jahren Chance und Risiko zugleich?
Scheuer: Ein großes Risiko sehe ich eigentlich nicht. Und wenn es dann doch gar nicht passen sollte, gibt es ja noch eine Probezeit. Für uns ist das eine große Chance, einen weiteren Schritt in Richtung Professionalisierung zu machen. Bei den Spielerinnen ist eine gewisse Neugierde auf den neuen Chef da.
Hatte man in der Vergangenheit Trainer meist in den eigenen Reihen gefunden, hat der Verein dieses Mal die Stelle offiziell ausgeschrieben. Ist das auf diesem Niveau üblich?
Scheuer: Du musst es so machen, in unserer Region gibt es kaum A-Lizenz-Trainer. Außerdem haben wir gute Erfahrungen gemacht und auf diesem Weg unseren hauptamtlichen Jugendtrainer Christopher Röder gefunden. Wir haben die Ausschreibung über die Volleyball-Bundesliga und die Landesverbände weit gestreut. Außerdem spricht sich so etwas in der Szene dann schnell herum. Der VC Offenburg ist ja kein unbeschriebenes Blatt mehr, man kennt uns mittlerweile.
Wie war der Rücklauf an Bewerbungen?
Scheuer: Wir hatten rund 20 Bewerbungen, darunter zwölf teils ausländische Profitrainer aus Serbien, Kroatien, Portugal und Marokko. Das Altersspektrum reichte von Anfang 20 bis weit über 50 Jahre. Auch eine Frau hat sich beworben, allerdings ohne Trainerlizenz. Am Ende kamen fünf, sechs Kandidaten in Frage, von denen wir zwei zu einem persönlichen Gespräch und Probetraining eingeladen haben.
Ein aufwändiges Prozedere, das man aus den regionalen Fußball- und Handballvereinen so nicht kennt?
Scheuer: Es gibt im Volleyball eben nicht die üblichen Verdächtigen aus der Region. Für mich ist es wichtig, dass ich mit den Kandidaten von Angesicht zu Angesicht spreche und dass ich die Leute in Aktion sehe. Die persönliche Ebene spielt da eine große Rolle, der Kandidat muss vereinskompatibel sein.
Was muss der neue Trainer mitbringen? Wie sieht das Anforderungsprofil aus?
Scheuer: Das Aufgabengebiet und damit auch die Kosten sind für einen Vollzeittrainer größer als bei Tanja. Er soll die Nahtstelle zwischen der ersten Frauenmannschaft und dem Jugendbereich sein, außerdem als eine Art Werbepartner in die Schulen gehen, Talente in AGs sichten, die Ehrenamtlichen im Verein entlasten und beispielsweise Beachcamps organisieren. Das wird ein junger, ehrgeiziger und aufstrebender Mann sein, der mindestens zwei Jahre bleiben will, gute Kontakte – auch für die Spieler-Akquise – hat und den Ehrgeiz mitbringt, mittelfristig die 1. Liga zu erreichen.
Stichwort 1. Liga: Der VCO hat trotz Vorlizenzierung keinen Lizenzantrag für die 1. Liga 2017/18 gestellt. Warum nicht?
Scheuer: Mit der Vorlizenzierung wollten wir überprüfen, wo wir überhaupt stehen und woran es uns hier noch fehlt. Mittelfristig bleibt die 1. Bundesliga unser Ziel, doch dafür müssen neben der sportlichen Qualifikation unserer Mannschaft die finanziellen sowie strukturellen Rahmenbedingungen im Verein geschaffen werden und eine bundesligataugliche Halle in Offenburg gebaut werden.
Bis wann ist mit einer Entscheidung in der Trainerfrage zu rechnen?
Scheuer: Arbeitsbeginn ist zwar erst mit dem Start in die Vorbereitung am 1. August. Aber wir wollen das nach Ostern in trockene Tücher packen, auch damit die Spielerinnen und wir als Verein besser planen können.