Weltmeister Johannes Vetter siegt beim ersten Speerwurf-Test
Johannes Vetter (LG Offenburg) hat das Jahr 2018 angefangen, wie er das von 2017 beendet hat: als Weltjahresbester. Bei einem vom französischen Verband ausgerichteten Speerwurf-Meeting in Offenburg erreichte der Weltmeister am Samstag 84,04 Meter.
Das »Nachspiel« dauerte fast so lange wie der Wettkampf. Hier ein Selfie, da ein Foto und dort eine Unterschrift. Auf T-Shirts, in ein Album, auf die Ergebnisliste oder auf ein einfaches Blatt Papier. Johannes Vetter war an diesem Nachmittag der Star zum Anfassen in der Rüdiger-Hurrle-Leichtathletikhalle. Der Weltmeister nahm sich Zeit, erfüllte geduldig jeden Wunsch und sagte dann doch: »Ich fühle mich müde.«
Zuvor ist er aber hellwach gewesen. 83,87 Meter waren in Durchgang eins schon mal eine Duftmarke. »Weltjahresbestleistung«, verkündete LGO-Sportwart Werner Daniels den rund 150 Zuschauern via Mikrofon.
Schuh ruiniert
Was aber nicht alle in und außerhalb der Rüdiger-Hurrle-Leichtathletikhalle mitbekommen hatten: Vetter hatte sich den Schuh, den er erst zweimal im Training getragen hatte, beim Stemmen ruiniert. Die Kräfte waren zu stark. Ersatz hatte er nicht dabei, also wurde getaped. »Das hat ihn danach ein bisschen irritiert«, glaubte Trainer Boris Obergföll. Vetter selbst winkte ganz cool ab: »Nein, gar nicht.«
Direkt nach dem Weltmeister, der sich vergangenes Jahr auf 94,44 Meter gesteigert hatte, war Neeraj Chopra an der Reihe. Der U20-Weltrekordhalter aus Indien, der eine Bestweite von 86,46 m hat, trainiert derzeit in Offenburg bei Werner Daniels und bewies gleich mal mit 81,66 Metern, was er zu leisten imstande ist.
In Durchgang zwei schraubte Johannes Vetter dann seine frische Weltjahresbestleistung auf 84,08 Meter, Chopra folgte mit 82,80 Meter. Am Ende sollten es die zwei besten Würfe des Tages gewesen sein. Der dritte Wurf von Vetter ging auf 83,78 m, die letzten drei Versuche machte er ungültig.
Vetter ein bisschen enttäuscht
Chopra übertraf im letzten Durchgang mit 80,27 m noch mal die 80-m-Marke. »Damit kann er genau wie Johannes sehr zufrieden sein, da beide ja noch voll im Wintertraining stecken«, sagte Werner Daniels. Ein bisschen enttäuscht war Vetter aber doch. »Mit zwei, drei Metern mehr hatte ich schon geliebäugelt. Deshalb bin ich einen Tick enttäuscht«, gab der ehrgeizige 24-Jährige zu, zumal er anhand der Trainingseindrücke wusste: »Ich kann mehr.«
»Johannes konnte leider nicht ganz umsetzen, was er drauf hat«, bedauerte auch Boris Obergföll, der den Fehler in der Technik sah: »Er wollte es mit der Eisenstange machen.« Johannes Vetter ergänzte: »Wir haben technisch ein paar Kleinigkeiten verändert. Das hat noch nicht so ganz funktioniert.«
Dennoch war der Heim- und Bundestrainer froh, dass sich sein Musterschüler kurz vor der Abreise ins Trainingslager nach Südafrika nicht verletzte hatte. »Und woran ich mit ihm arbeiten muss, weiß ich nun auch«, so Obergföll, der angesichts des Zeitpunktes den Wettkampf nicht überbewerten wollte. »Es war ein kleiner Test, und im vergangenen Jahr war Johannes mit 84,36 Metern nur unwesentlich weiter.«
Start bei der Winterwurf-Challenge in Leiria
Eine kleine »Meisterschaft« steht demnächst aber noch an. Am 10./11. März will Vetter bei der Winterwurf-Challenge in Leiria/Portugal starten. Der Hintergrund: Es ist ein vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) anerkannter offizieller Wettkampf, bei dem man schon mal die EM-Norm erreichen kann. Die geforderten 81,50 Meter sind für einen deutschen Speerwerfer, dazu den letztjährigen Weltjahresbesten mit 94,44 Metern, zwar eine »Lachnummer«, wie Boris Obergföll schmunzelnd feststellt. Aber: Leiria ist eine gute Gelegenheit, früh in der Saison gleich mal ein Ausrufezeichen zu setzen.
Ergebnisse
• Männer: 1. Johannes Vetter (Offenburg) 84,08 m, 2. Neeraj Chopra (Indien) 82,80 m, 3. Jonas Bonewit (München) 75,14 m, 7. Markus Koch (Offenburg) 66,66 m.
• Junioren: 1. Leon Hofmann (Steinbach) 65,34 m, 2. Lenny Brisseault (Frankreich) 62,79 m, 3. Luca Mazzei (Limes-Rems) 58,06 m, 6. Patrik Schrempp (LG Ortenau Nord) 52,75 m.
• Jugend: 1. Florian Maendle (Karlsruhe) 60,69 m, 2. Tom Bichsel (Radolfzell) 55,73 m, 3. Noha Hermann (Frankreich) 47,93 m, 5. Johann Daniels (Offenburg) 43,70 m.
• Frauen: 1. Alexia Kogut Kubiak (Frankreich) 54,54 m, 2. Alexie Alais (Frankreich) 52,87 m, 3. Margaux Nicollin (Frankreich) 52,52 m, 8. Verena Tobis (Gomaringen) 45,61 m.
• Juniorinnen: 1. Lilly Urban (Bermbach) 48,06 m, 2. Nina Nawroth (Sindelfingen) 41,72 m, 3. Jennifer Buckel (LG Hohenfels) 41,43 m, 7. Leonie Zapf (Offenburg) 31,08 m.