Handball-WM '78

Der Mythos lebt: Handball-Helden feiern 40 Jahre WM-Triumph

dpa
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
02. Februar 2018
Heiner Brand blickt mit Vorfreude auf das 40-jährige Jubiläum des WM-Titels von 1978.

Heiner Brand blickt mit Vorfreude auf das 40-jährige Jubiläum des WM-Titels von 1978. ©dpa - Uwe Anspach

Beim Gala-Diner im Seehotel Niedernberg wird der historische WM-Triumph der deutschen Handballer von 1978 wieder lebendig.

Zum 40-jährigen Jubiläum werden die Helden von einst am Montagabend in Erinnerungen schwelgen und noch einmal die Bilder vom 20:19-Endspielsieg gegen die UdSSR genießen. «Das Schöne an diesem Erfolg ist, dass er nachhallt. Wir treffen uns immer noch regelmäßig und haben Spaß miteinander», sagt Heiner Brand voller Vorfreude.

Ähnlich dem 4. Juli 1954, als Deutschland erstmals Fußball-Weltmeister wurde, ist der 5. Februar 1978 längst ein Mythos in der deutschen Sportgeschichte - nur eine Nummer kleiner. Der völlig unerwartete WM-Sieg, mit dem die seit 1961 anhaltende Dominanz der damaligen Ostblock-Nationen gebrochen wurde, lösten eine Welle der Begeisterung und einen Handball-Boom aus, die bis heute anhalten. «Wir sind alle arbeiten gegangen oder haben studiert, anders als die Spieler aus den osteuropäischen Ländern», sagt Kurt Klühspies. «Wir waren die Feierabend-Weltmeister.»

Auch bei den Spielern hat die erfolgreiche Zeit tiefe Spuren hinterlassen. «Wir haben uns damals menschlich gefunden, verstehen uns seither hervorragend. Das hat uns über Jahrzehnte geprägt. Diese Gemeinschaft hält bis heute», erzählt Klühspies. Ein Trio wurde jedoch aus dieser verschworenen Truppe herausgerissen: Erhard Wunderlich, Deutschlands «Handballer des Jahrhunderts», sowie die Torhüter Rudi Rauer und Rainer Niemeyer sind bereits verstorben.

Zu der zweitägigen Jubiläumsfeier, die Klühspies in und um Aschaffenburg organisiert hat, haben sich bis auf den geschäftlich verhinderten Arno Ehret alle noch lebenden Weltmeister angesagt. Auch Trainer Vlado Stenzel, mittlerweile 83 Jahre alt, und Joachim Deckarm, der sich seit einem Sportunfall vor 39 Jahren nur noch eingeschränkt bewegen kann, werden dabei sein. Selbst Claus Fey kommt extra aus seiner Wahl-Heimat USA.

Alte Geschichten werden aufgewärmt

- Anzeige -

Schon am Sonntagabend wird gefeiert. Dann gibt Klühspies zu seinem 66. Geburtstag einen aus. Dabei werden sicher die alten Geschichten aufgewärmt. Wie die von der wohl ungewöhnlichsten Taktik-Schulung, die Klühspies und Brand in der Nacht vor dem Finale gegen die Sowjetunion von DDR-Rechtsaußen Wolfgang Böhme bei ein paar Bier auf ihrem Hotelzimmer erhielten.

Oder die von Dieter «Jimmy» Waltke. Der Linksaußen hatte im gesamten Turnier nur als Ersatzmann auf der Tribüne gesessen und war erst zwei Tage vor dem Finale in den Kader gerutscht. Als ihn Stenzel Mitte der zweiten Halbzeit beim Stand von 13:12 einwechselte, verschaffte Waltke der DHB-Auswahl mit einem Hattrick innerhalb von gut vier Minuten das vorentscheidende Polster. «Mir war es scheißegal, meine Einstellung war: Wenn ich bei der WM reinkomme, dann will ich einmal aufs Tor geworfen haben», berichtet Waltke im Buch «Mythos '78».

Und dann natürlich das Happy End. «Weltmeister zu werden ist immer toll», sagt Brand, dem dieses Kunststück 2007 als Trainer noch einmal gelang. «Aber der Moment nach dem Abpfiff, als wir realisierten, dass wir die beste Mannschaft der Welt sind, der war unbezahlbar.»

Bei anderen dauerte es länger, bis sie das Ganze begreifen konnten. «Wir haben in der Kabine gesessen wie nach einem Schulausflug», erzählt Klühspies. Und Torwart Manfred Hofmann, im Endspiel der große Rückhalt, berichtet: «An markante Dinge aus dem Finale erinnere ich mich nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass ich ein paar Minuten gebraucht habe um zu realisieren, was geschehen war.»

Eine große Jubelfeier, die heute bei sportlichen Triumphen dazu gehört, gab es damals nicht. Nach dem Abschluss-Bankett mit allen Teams ging es von Dänemark noch in der Nacht mit der Fähre nach Deutschland zurück. Dort wurden die Handball-Helden von einer Blaskapelle und rund 500 Fans empfangen, ehe sie ihre Heimreise mit dem Zug oder Bus fortsetzten. Als Siegprämie gab es übrigens für jeden Spieler 4000 Mark von der Stiftung Deutsche Sporthilfe und einen Fernseher vom DHB-Sponsor - verglichen mit heute nur Almosen.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".
  • Sie ebnen den Mitarbeitern im Hausacher Unternehmen den Weg zur erfolgreichen Karriere (von links): Linda Siedler (Personal und Controlling), Patrick Müller (Teamleiter Personal), Arthur Mraniov (Pressenführer Schmiede) und Heiko Schnaitter (Leiter Schmiede und Materialzerkleinerung).
    09.04.2024
    Personal entwickelt sich mit ökologischer Transformation
    Als familiengeführtes Unternehmen baut die Richard Neumayer GmbH auf Transparenz, kurze Wege und Nähe zu den Mitarbeitern. Viele Produkthelfer und Quereinsteiger haben es auf diese Weise in verantwortungsvolle Positionen geschafft.