Handball – Europameisterschaft

Die Erkenntnisse der EM

Jürgen Frey
Lesezeit 4 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
22. Januar 2020
Vier Spieler, die bei dieser EM überzeugen können: Die Stuttgarter Patrick Zieker und Jogi Bitter sowie Philipp Weber und Johannes Golla (v. li.).

Vier Spieler, die bei dieser EM überzeugen können: Die Stuttgarter Patrick Zieker und Jogi Bitter sowie Philipp Weber und Johannes Golla (v. li.). ©Foto: Baumann

Mit dem Spiel um Platz fünf endet an diesem Samstag die EM für die deutschen Handballer. Doch schon jetzt lässt sich das eine oder andere Urteil fällen – auch über die Spieler vom TVB Stuttgart.

Wien – Schon vor dem abschließenden Spiel um Platz fünf an diesem Samstag (16 Uhr) gibt es einige Erkenntnisse zu den deutschen Handballern.

Die Gewinner: Der Kleinste im deutschen Team war der Größte: Timo Kastening, 1,80 Meter, hat sich mit seiner frechen, unbekümmerten Art in die Herzen der Fans gespielt und die deutsche Mannschaft mitgerissen. Wie der 24-jährige Rechtsaußen von der TSV Hannover-Burgdorf den Gegnern den Ball stibitzte und ihn beim Tempogegenstoß kaltschnäuzig im Netz versenkte, sorgte auch in der internationalen Handballszene für Bewunderung.

Der Längste im Team darf ebenfalls gerne wiederkommen: 2,05-m-Riese Johannes „Jogi“ Bitter zeigte nicht nur bewundernswerte Teamplayer-Qualitäten neben dem Parkett, auf den Keeper vom TVB Stuttgart war auch Verlass, als er zwischen die Pfosten kam. Im zum Charaktertest hochstilisierten Duell mit Österreich zeigte der 37-Jährige eine Weltklasseleistung.

Der Rückraum bleibt zwar die Problemzone, trotzdem gibt es einen Lichtblick: Philipp Weber. Der spielstärkste Akteur des Teams in diesem Mannschaftsteil machte einen großen Schritt nach vorne, bestach durch seine Dynamik, überraschende Anspiele und mutige Abschlüsse. Der Trainer sollte ihn, im Zuge der Diskussion um die fehlenden Führungsspieler, weiter stärken.

Kühn enttäuscht

Die Verlierer: Bei der Heim-WM 2019 hatte Julius Kühn wegen eines Kreuzbandrisses gefehlt. Auf sein Comeback und die damit verbundene Hoffnung auf die ersehnten einfachen Tore aus dem Rückraum setzte das DHB-Team. Doch das Turnier lief an dem 1,95-m-Hünen in der entscheidenden Phase vorbei. Richtig überzeugen konnte er nur gegen Lettland (acht Tore bei neun Versuchen). Auch Kapitän Uwe Gensheimer setzte nicht die entscheidenden Impulse. Dabei bringt der Linksaußen die geballte Erfahrung aus 182 Länderspielen mit – doch von dem 33-Jährigen wird mehr erwartet. Das gilt auch für Paul Drux, der zwar unermüdlich rackerte und sich in Zweikämpfen aufrieb, aber als Spielmacher nur eine Notlösung darstellt.

Prokops Nominierungen passen

- Anzeige -

Der Trainer: Die besten Entscheidungen hat Christian Prokop vor der EM getroffen. Johannes Bitter für Silvio Heinevetter als zweiten Torwart zu nominieren, erwies sich als Glücksgriff. Die Maßnahme, Rechtsaußen-Routinier Philipp Groetzki zu Hause zu lassen und auf Neuling Timo Kastening zu setzen, gehört ebenfalls in die Kategorie Volltreffer. Und in Kreisläufer Johannes Golla einen weiteren Innenblock-Spezialisten mitzunehmen, stellte sich auch als sinnvoll heraus. Die grundsätzliche Personalauswahl passte, manche seiner Wechsel auf dem Spielfeld waren dagegen nur schwer nachvollziehbar.

Immerhin: Beim 34:22 gegen Österreich und bei den Aussagen danach zeigte die Mannschaft, dass sie hinter dem Bundestrainer steht. Die DHB-Führung zog mit der Jobgarantie nach. Was nichts daran ändert: Prokop ist ein akribischer Analytiker, ein harter Arbeiter – ein Charismatiker mit Ausstrahlung und natürlicher Autorität wird er nie.

Schweikardt hin- und hergerissen

Das Trio vom TVB Stuttgart: Über Johannes Bitter ist alles gesagt. Er wird dem Nationalteam weiter zur Verfügung stehen – alle Anzeichen deuten darauf hin, dass er auch beim TVB über die Saison hinaus weitermacht. „Es sieht gut aus“, bestätigt Trainer und Geschäftsführer Jürgen Schweikardt. David Schmidt, der im Sommer zum Ligarivalen Bergischen HC wechseln wird, ermöglichte bei der EM Kai Häfner im rechten Rückraum die nötigen Pausen. Wenn er von der Bank kam, spielte der 27-Jährige nicht erst nur alibimäßig den Ball hin und her, sondern gab sofort Vollgas. Das gefiel auch der Bundestrainer. Allerdings ging der Linkshänder vorne (Stürmerfouls) und hinten (Zeitstrafen) manchmal zu ungestüm zur Sache. Nichts zu kritisieren gab es beim zweiten Stuttgarter EM-Neuling: Linksaußen Patrick Zieker erfüllte die Erwartungen. Am Mittwoch oder Donnerstag nächster Woche steigt das Trio beim TVB wieder ins Training ein. Am Sonntag, 2. Februar (16 Uhr), geht die Liga mit dem Spiel beim TBV Lemgo weiter. „Das ist natürlich alles andere als optimal“, sagt Schweikardt. Die Belastung sieht er nicht als das große Problem an, vielmehr müssten die Spieler „im Kopf umschalten und die Liga wieder in den Fokus bekommen“. Doch er hofft, dass die positiven Aspekte überwiegen: „Die positiven Erfahrungen werden den Spielern einen Schub an Selbstvertrauen geben.“

 

 

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.