Berlin

Schritt zur Olympia-Bewerbung: Finals in Berlin machen Mut

dpa
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05. August 2019
Große Resonanz: Die Finals 2019 lockten zahlreiche Zuschauer zu den Sportstätten in Berlin.

Große Resonanz: Die Finals 2019 lockten zahlreiche Zuschauer zu den Sportstätten in Berlin. ©dpa - Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild

Von Mini-Olympia zur Maxi-Version der Olympischen Spiele: Der Erfolg der Finals in Berlin hat Mut gemacht, intensiver in Deutschland über eine neue Bewerbung um das größte Sportereignis der Welt nachzudenken.

«Die Finals waren großartig, ein voller Erfolg und eine tolle Werbung für unsere Sportmetropole», lautete die Bilanz von Berlins Sportsenator Andreas Geisel einen Tag nach den Wettkämpfen in der Bundeshauptstadt.

Der SPD-Politiker ist ein Olympia-Befürworter, hielt sich in Sachen einer Kandidatur seiner Stadt diplomatisch weitgehend zurück. «Für Olympische Spiele braucht es eine nationale Bewerbung. Wir werden nicht einen Ego-Trip als Berlin allein fahren», erklärte Geisel im Interview mit dem TV-Sender rbb. «Wir sind die Sporthauptstadt. Wir können Großveranstaltungen.»

Voraussetzung für eine Bewerbung sei, dass es nachhaltige Spiele ohne Gigantismus sein müssten. Geisel: «Es müssen mehrere Faktoren zusammenkommen. Und wenn das so wäre, gäbe es Spaß.» Den würde ebenso gern der zweite Olympia-Interessent, die Rhein-Ruhr-Region mit 14 Städten, erleben. Frühestens wäre das für Sommerspiele 2032 möglich. Eine Kandidatur um Winterspiele ist für 2030 denkbar.

Spaß hatten die Menschen an der Spree bereits bei den Finals mit zehn deutschen Meisterschaften mit 3300 Athleten. Insgesamt 178.000 Zuschauer haben laut einer Mitteilung der Stadt an den Sportstätten die Wettkämpfe verfolgt. Auch die 20-stündige Fernsehübertragung kam gut an: Die Quoten in der ARD und im ZDF lagen im Schnitt deutlich über einer Million Zuschauer. Allein die Leichtathletik lockte am Sonntag im ZDF 2,27 Millionen Interessierte an.

Auch Sportarten, die sonst im Schatten stehen wie Bogenschießen oder Moderner Fünfkampf, kamen auf Quoten von über 1,5 Millionen Zuschauern. «Das war ein voller Erfolg. Die Resonanz war weit über unseren Erwartungen», sagte ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann. «Die Zahlen schreien nach einer Wiederholung. Die Premiere soll nicht das letzte Mal sein.» Er regte einen Zwei-Jahres-Rhythmus an.

Allein insgesamt 60.550 Zuschauer waren zu den Leichtathleten ins Olympiastadion gekommen. «Es war ein Hauch von Olympia», meinte Jürgen Kessing, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. «Es ist ein Format, das eine gute Perspektive für die Zukunft haben kann.» Dies galt auch für die European Championships 2018 mit sieben Europameisterschaften, bei denen Berlin mit der Leichtathletik-EM im Mittelpunkt stand.

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Gerade der Erfolg dieser Experimente, mit denen Sportarten jenseits des Fußballs dank großer Inszenierungen im Fernsehen mehr Aufmerksamkeit bekommen, bietet für Kessing die Chance, Widerstände gegen Olympia-Bewerbungen in Deutschland abzubauen. «Es ist der einzige Weg, der möglich ist. Irgendetwas überzustülpen, geht nicht.» Zuletzt waren die Kandidaturen von München für 2022 und Hamburg für 2026 an der Ablehnung der Bevölkerung gescheitert.

Für den Deutschen Olympischen Sportbund waren die Finals «ein großartiges Sportereignis, das unsere Erwartungen weit übertroffen hat», hieß es in einer Mitteilung am Montag. Der DOSB lobte Berlin zugleich Berlin als «exzellenten Ausrichter» und ARD/ZDF, die «die Attraktivität und die Vielfalt des Spitzensports in Deutschland «perfekt in die Welt übertragen» hätten. «Die Finals in Berlin haben gezeigt, dass dieses Format zukunftsweisend ist und in jedem Fall weitergeführt werden sollte», empfahl der DOSB.

Trotz aller Euphorie wird es zumindest 2020 keine Wiederholung der Finals geben. «Das schaffen wir nicht», sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Das Zugpferd Leichtathletik hat seine Titelkämpfe bereits für Juni nach Braunschweig vergeben. Und ARD und ZDF haben 2020 mit der Fußball-EM sowie den Olympischen Sommerspielen in Tokio viel zu tun.

Viele der beteiligten Verbände wünschen sich dennoch eine Fortsetzung. Schließlich haben die Wintersportverbände in der kalten Jahreszeit fast jedes Wochenende eine große TV-Präsenz. Die Bündelung von zehn Sportarten hätte «eine besondere Anziehungs- und Strahlkraft auf Athleten und Besucher», sagte Thomas Kurschilgen, Leistungssportdirektor der Schwimmer. Deshalb sei es kein Experiment, «sondern ein Muss für alle traditionellen olympischen Sportarten».

Als einen Gewinn für ihre Sportart sehen auch die Boxer die Finals. «Das ist großartig - wie kleine Olympische Spiele», sagte Martin Volke, Leistungssportreferent des deutschen Verbandes. «Das wertet unsere Meisterschaften auf.» Und auch das Selbstwertgefühl der Sportler, die nicht so oft im Rampenlicht stehen.

«Die Finals haben ein tolles Gefühl vermittelt. Die ganze Stadt stand irgendwie Kopf», zeigte sich Lukas Dauser, Ex-Vizeeuropameister am Barren, begeistert. «Es wurde irre viel Werbung gemacht, damit unsere Sportarten auch mal in den Fokus geraten.» Und die deutsche Turn-Rekordmeisterin Elisabeth Seitz meinte: «Diese Atmosphäre ist Wahnsinn. Das motiviert ungemein.»

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