Madrid

Skandal um Spanien-Spiel in Afrika

dpa
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15. November 2013
Skandal um Spanien-Spiel in Afrika

Skandal um Spanien-Spiel in Afrika ©dpa

Sportlich geht es für die spanischen Fußballer bei ihrem Länderspiel in Äquatorialguinea um nichts. Der Welt- und Europameister hat sich mit seinem Gastspiel in Zentralafrika jedoch großen Ärger eingehandelt.

Ihm wird vorgeworfen, einer Diktatur zu Publicity zu verhelfen. Die spanische Vereinigung für Menschenrechte (APDHE) forderte den Fußballverband RFEF auf, die für diesen Samstag angesetzte Partie abzusagen.
Vier im Parlament vertretene Parteien riefen die spanische Regierung auf, das Spiel mit einem «institutionellen Boykott» zu belegen. Der Zusammenschluss Ceiba von - überwiegend im Exil lebenden - Regimegegnern aus Äquatorialguinea meint: «Die Selección darf sich nicht auf das schmutzige Propaganda-Spiel des Regimes einlassen.»
Teodoro Obiang, Staatschef des kleines Landes am Golf von Guinea, gilt als einer der brutalsten und korruptesten Diktatoren in Afrika. Amnesty International hält dem Regime willkürliche Festnahmen von Oppositionellen, Scheinprozesse und Folter vor. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch betonte: «Unter Obiang herrschen in Äquatorialguinea Korruption, Armut und Unterdrückung.» Dabei ist das Land dank seiner Erdölvorkommen eines der reichsten in Afrika. Der Reichtum kommt aber nur einem kleinen Teil der 1,6 Millionen Bewohner zugute.
Dem spanischen Fußballverband sind die Vorwürfe wegen des Spiels peinlich. Er hüllt sich in Schweigen. Als RFEF-Präsident Angel María Villar auf die Proteste angesprochen wurde, wiegelte er ab: «Ich antwortete auf diese Frage nicht.» Trainer Vicente del Bosque gab sich ähnlich wortkarg: «Ich spreche nur über sportliche Themen.»
Das Testspiel in Äquatorialguinea war für die Spanier wohl eher eine Verlegenheitslösung. Sie hatten für den kommenden Dienstag eine Partie in Südafrika vereinbart, wo sie 2010 die WM gewonnen hatten. Auf dem Weg nach Johannesburg wollten sie ein weiteres Spiel bestreiten. Zunächst dachten sie an Gabun, dann an Angola. Die Verhandlungen mit beiden Ländern scheiterten jedoch. Da dürfte der RFEF an den Ex-Nationalspieler Andoni Goikoetxea gedacht haben. Der Baske trainiert die Nationalelf von Äquatorialguinea.
Die Spanier verzichteten auf ein Honorar für das Gastspiel und versicherten, mit dem Auftritt des Weltmeisters den Fußball in dem afrikanischen Land fördern zu wollen. Äquatorialguinea ist eine spanische Ex-Kolonie und das einzige spanischsprachige Land in Afrika. Der Generalsekretär von Obiangs Regierungspartei PDGE, Jerónimo Osa Osa Ecoro, betonte: «Wir bedauern zutiefst, dass bestimmte Parteien und andere Institutionen in Spanien eine sportliche Begegnung politisieren und dazu nutzen, die zwei Länder gegeneinander aufzubringen.»
In Spanien dagegen sind die Medien sich weitgehend einig, dass das Länderspiel besser nicht hätte stattfinden sollen. Das Sportblatt «As» sprach am Freitag von einem «weltweiten Skandal». Die Zeitung «El Mundo» meinte: «Die Partie ist ein Fehler. Obiang wird sie zur Propaganda nutzen.» Mit Spannung wurde in Spanien darauf gewartet, ob es dem Herrscher gelingen wird, sich mit dem Welt- und Europameister abzulichten. «La Roja steht in Äquatorialguinea vor der Herausforderung, dem Diktator aus dem Weg zu gehen», warnte «As». Ein Foto mit Obiang wäre das Allerletzte.»Stellungnahme von Amnesty International, Spanisch

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Stellungnahme der Oppositionsgruppe Ceiba, Spanisch

Erklärung der Regierungspartei PDGE, Spanisch

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