Umbau für die Zukunft: Das neue Karlsruher Wildparkstadion
Der Karlsruher SC kämpft derzeit um den Aufstieg in die zweite Bundesliga. In den 90er-Jahren spielten die Nordbadener im Europapokal. Zumindest was das Stadion angeht, ist der KSC bald wieder erstklassig. Der Bau des Wildparks hat begonnen.
Die Gästekabine erinnert an die einer Kreisligamannschaft. Der Boden besteht aus grünem PVC mit Noppen. An den Wänden befinden sich Sitzbänke. Die Backsteinwände wurden schon zigmal neu mit weißer Farbe gestrichen. Sie sind karg, nur an einer Seite hängen eine schwarze Uhr und eine Taktiktafel, die so vollgekritzelt ist, dass sie von Pep Guardiola stammen könnte. Massagebank? Ermüdungsbecken? Fehlanzeige. »Auch deshalb brauchen wir dringend ein neues Stadion«, sagt Edgar Schmitt.
Edgar »Euro-Eddy« Schmitt leitet die Gästeführungen im Wildpark. (Foto: Stephan Hund)
»Euro-Eddy« (vier Tore 1993 gegen den FC Valencia) leitet die Führungen im Wildpark, der Heimstätte des Drittligisten Karlsruher SC. Er zeigt Besuchern die Gewahrsamszelle, die Kabinen, den Einlaufbereich und den Presseraum (BILDER DER STADIONFÜHRUNG GIBTS'S HIER). Und gibt den Besuchern das, was sie von der KSC-Legende hören wollen – Anekdoten aus der Vergangenheit, besonders von den Europapokal-Partien 1993 gegen den FC Valencia: »Wir waren im Hinspiel total unterlegen. Plötzlich köpfte ich den Anschlusstreffer. Das war wie ein Geschenk. Da wussten wir, jetzt haben wir sie. Obwohl wir dann noch viel Glück hatten – Lattenschuss, Pfostenschuss, ein überragender Oli Kahn. Im Rückspiel gewannen wir hier dann. Das war ja nicht so verkehrt.«
Rüsten für die Zukunft
Vom Europapokal ist der Karlsruher Sportclub mittlerweile aber weit entfernt. In dieser Saison geht es um den Aufstieg in die zweite Liga. Langfristig will der Verein aber wieder in die Eliteklasse Deutschlands. Teil des Zukunftskonzepts ist der neue Wildpark. Anders als beim SC Freiburg (AM FREITAG AUF BADEN ONLINE), entsteht das neue Stadion an der bisherigen Wirkungsstätte. Kostenpunkt: 76,6 Millionen Euro für das Stadion, weitere 28,6 Millionen Euro für die Infrastruktur.
Eine frühere Stadion-Animation von 2014: So hätte der Wildpark aussehen können.
Projektleiter ist Fabian Herrmann, er wirkte bereits am Bau der Opel-Arena in Mainz mit und ist das Bindeglied zwischen der Stadt Karlsruhe, die Bauherrin ist, und dem Verein. »Nach dem europaweiten Vergabeverfahren haben wir im November mit den ersten Abrissarbeiten begonnen«, sagt Herrmann. Die Nordtribüne wurde bereits zum Teil abgerissen und auf Kampfmittel untersucht. Aktuell entstehe eine provisorische Tribüne für 5000 Zuschauer. »Danach passiert das gleiche im Süden«, erläutert Herrmann weiter.
34.000 Plätze ab 2022
Im dritten Abschnitt werde dann die Gegengerade abgerissen, ehe im November dieses Jahres mit dem eigentlichen Bau des neuen Stadions begonnen wird. Weil während des laufenden Spielbetriebs umgebaut wird, verändert sich die Zahl der Plätze für die Zuschauer immer mal wieder. »Aktuell gibt es 21.000 Plätze. In der Hochphase des Umbaus sind wir bei 15.400 Plätzen. Die Vorgabe der Fußballliga liegt bei einem Minimum von 15.000 Plätzen«, sagt der Projektleiter. Wenn der neue Wildpark fertig ist, sollen etwa 34.000 Zuschauer Platz haben.
Die treuesten Fans des KSC müssen im neuen Stadion umziehen. Bislang feuern sie ihr Team auf der Gegengerade an. (Foto: Stephan Hund)
Die Supporter – englisch für die treuesten Fans – werden im neuen Stadion nicht mehr auf der Gegengerade, sondern auf der Hintertortribüne im Süden ihre Mannschaft anfeuern. Außerdem kommt der Gästebereich laut Herrmann auf die andere Seite. Dort werden die Fans der Auswärtsmannschaften künftig getrennt von denen des KSC an- und abreisen. Der Verein erhofft sich damit mehr Sicherheit und eine Entzerrung der Park-, An- und Abreisesituation.
Infrastrukturänderung
Für alle Plätze gilt: Sie werden überdacht sein. Mit der größeren Haupttribüne werde der KSC auch mehr Business- und VIP-Logen haben. Der Verein erhofft sich dadurch mehr Einnahmen. »Außerdem wird es einen Fan-Shop, eine Klubgaststätte, einen größeren Bereich für die Polizei und die Rasenpflege geben. Auch die Geschäftsstelle werde umgebaut.
Mit einer Pyro-Show feierten die Fans im November Abschied vom alten Wildpark. Das Verfahren um mögliche Strafens seitens des DFB für die Karlsruher läuft laut Pressereferenz Fabian Roth. (Bild: GES/Helge Prang)
»Unser Ziel ist es, dass das neue Stadion im Mai 2022 fertig gebaut ist«, sagt Herrmann. Alle Fans und Zuschauer, die auf eine bessere Verkehrsanbindung des Stadions gehofft hatten, muss der Projektleiter enttäuschen: »Ich muss hier leider allen die Hoffnungen nehmen. Es wird keine eigene Straßenbahnanbindung ans Stadion geben.« Das sei wirtschaftlich und sicherheitstechnisch nicht sinnvoll.
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