Volleyball-Bundesliga

Warum Allianz MTV Stuttgart vor allem auf internationale Spielerinnen setzt

Jochen Klingovsky
Lesezeit 4 Minuten
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29. Januar 2021
Deutsche Spielerinnen wie Pia Kästner (Mitte) sind die Ausnahme.

Deutsche Spielerinnen wie Pia Kästner (Mitte) sind die Ausnahme. ©Foto: Baumann

Der harte Kampf um Titel und Talente: Bei Volleyball-Bundesligist Allianz MTV Stuttgart und seiner Sportdirektorin Kim Renkema zählt nur das Leistungsprinzip.

Stuttgart - Zu den Aufgaben von Führungskräften im Sport gehört es, den Erfolg im Hier und Jetzt abzusichern – und zugleich perspektivisch zu denken, Strategien zu entwickeln, die Zukunft zu planen. Kim Renkema, die Sportdirektorin des Volleyball-Bundesligisten Allianz MTV Stuttgart, lässt keinen Zweifel daran, was dabei für sie zählt: „Titel angreifen!“ Unter dieser Prämisse stellt sie ihren Kader zusammen, Saison für Saison. Doch es ist nicht die einzige Vorgabe, die der Verein sich selbst gibt. Zugleich geht es Allianz MTV Stuttgart darum, auf junge deutsche Spielerinnen zu bauen. Oder besser: Es ging darum. Denn ein Stück weit hat sich der Meister von 2019 von diesem Ziel verabschiedet. Im Hier und Jetzt, aber auch für die nähere Zukunft.

Wenn Tore Aleksandersen, der neue Trainer des Bundesliga-Spitzenreiters, an diesem Samstag (19.30 Uhr) in der Partie bei Nawaro Straubing mit seiner Stammformation beginnt, dann starten wieder Krystal Rivers (USA), Michaela Mlejnkova (Tschechien), Maria Segura Palleres (Spanien), Athina Papafotiou (Griechenland), Mira Todorova (Bulgarien), Juliet Lohuis (Niederlande) und Roosa Koskelo (Finnland). Er schaut, logisch, nicht auf die Nationalität seiner Volleyballerinnen, sondern auf ihre Leistungsstärke, ihre Form, ihr Zusammenwirken. Und darauf, wie sie in sein System passen, das hohes Tempo vorsieht. „Wer gut trainiert, der spielt“, sagt Aleksandersen, „so ist es im Leistungssport.“

Allerdings betont der MTV-Coach auch, dass seine zweite Reihe sehr stark sei, es von der Qualität her kaum Unterschiede gebe – und er ihr die Chance geben wird, sich zu präsentieren: „Aber dann müssen diese Möglichkeiten auch genutzt werden.“ Das hat zuletzt eher selten geklappt.

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Zuspielerin Pia Kästner (22), die wegen eines Rückenleidens die gesamte vergangene Saison verpasste, ist noch nicht wieder ganz auf dem Niveau, das sie vor ihrer Verletzung hatte. Rückkehrerin Lena Große Scharmann (22) hat auf der Diagonalposition in Krystal Rivers die Spielerin vor sich, von der Kim Renkema sagt: „Sie ist unschlagbar.“ Neuzugang Dora Grozer (25) muss sich im Außenangriff derzeit ebenfalls hinter starker Konkurrenz gedulden, Lara Berger (19) macht dort zwar Fortschritte, ist aber von regelmäßigen Einsätzen weit entfernt. „Wir werden in dieser Saison noch die gesamte Mannschaft benötigen, da bin ich mir sicher“, sagt die Sportchefin, für die eines aber auch klar ist: Letztlich geht es allein darum, erfolgreich zu sein – egal, mit welchen Spielerinnen, und egal, woher sie kommen. „Unser fester Wille ist es, deutsche Talente zu fördern und sie ins Team einzubauen“, erklärt Kim Renkema, „es geht allerdings nicht, auf möglichst viele Deutsche zu setzen und deshalb nicht um Titel zu spielen.“ Das ist ein Satz, der auch Einfluss auf die künftige Strategie des Clubs hat.

Denn bei der Suche nach jungen deutschen Spielerinnen mit Potenzial sieht Renkema sich und ihren Verein in einer schwierigen Position – aus mehreren Gründen. „Man muss schon mal einen kritischen Blick auf die Talententwicklung in Deutschland werfen“, sagt die MTV-Sportchefin, „für die Größe des Landes gibt es viel zu wenige starke Nachwuchsspielerinnen. Das wird sich auch negativ auf die Perspektive des Nationalteams auswirken.“ Junge Volleyballerinnen, die gut genug sind, um wie Camilla Weitzel (20/Dresdner SC) oder Lina Alsmeier (20/SSC Schwerin) auf Anhieb in einem Topteam der Bundesliga eine tragende Rolle zu spielen, sind laut Kim Renkema viel zu selten: „Wir kämpfen weiter um diese wenigen Talente. Aber das tun andere auch.“ Und sie sind dabei im Vorteil.

Vorteil für Dresden und Schwerin

Der Dresdner SC ist aus Sicht von Renkema in der Jugendarbeit absolut führend: „Da hinken wir weit hinterher, auf diesem Niveau sind wir noch lange nicht.“ Und der SSC Schwerin profitiere weiterhin von der Doppelrolle seines Coachs Felix Koslowski, die oft enormen Einfluss auf die Zukunftsplanung der größten Talente habe. „Solange er parallel der Bundestrainer ist und die Auswahl auf dem deutschen Markt so klein bleibt“, sagt Kim Renkema, „werden wir auf internationale Spielerinnen setzen.“

Das ist in der globalen Welt des Sports kein außergewöhnlicher Weg – und interessiert auch niemanden groß, solange das grenzenlose Konzept erfolgreich ist. Was Aleksandersen, Renkema und die MTV-Fans sagen würden, wenn ihr Team ohne deutsche Spielerin in der Startformation die deutsche Meisterschaft gewinnen würde, liegt folglich auf der Hand: „Alles richtig gemacht!“

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