Der Eishockey-Club im Sinkflug

Warum die Bietigheim Steelers trotz Krise kühlen Kopf bewahren

Jürgen Kemmner
Lesezeit 4 Minuten
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05. Dezember 2019
Die Steelers straucheln immer wieder: Der Bayreuther Nicklas Mannes bringt den Bietigheimer Frederik Cabana (re.) aus dem Gleichgewicht

Die Steelers straucheln immer wieder: Der Bayreuther Nicklas Mannes bringt den Bietigheimer Frederik Cabana (re.) aus dem Gleichgewicht ©Foto: Baumann

Die Bietigheim Steelers stecken in ihrer größten sportlichen Krise seit Jahren, doch Geschäftsführer Volker Schoch bleibt gelassen. Er sieht den Eishockey-Zweitligisten trotz allem auf dem Weg in Richtung DEL.

Bietigheim-Bissingen - Für Volker Schoch ist nicht das siebte Jahr das verflixte, sondern bereits das sechste. Seit der Mann aus Sachsenheim als Geschäftsführer bei den Bietigheim Steelers anheuerte, war der Club aus dem Ellental in der DEL 2 etwa so erfolgreich wie der EHC Red Bull München eine Etage höher in der Deutschen Eishockey Liga. Zweimal wurden die Steelers Meister, zweimal Vizemeister und als gut kaschierter Schönheitsfleck steht das Play-off-Aus im Viertelfinale in der vergangenen Saison. „Es ist eine herausfordernde Phase, weil man so etwas in Bietigheim nicht kennt“, sagt der 54-Jährige im Dezember 2019, im sechsten Jahr, in dem er die Geschicke des Vereins aus seinem Büro in der Ege-Trans-Arena heraus leitet. Unbekanntes Terrain. Im tristen Mittelfeld der Tabelle kennen sich Macher und Fans aus Bietigheim so gut aus wie ein Eunuche im Rotlicht-Milieu. Auf Platz acht steht der Club, knapp überm Play-off-Strich.

Nach einer Pleitenserie und dem Sinkflug in der Tabelle hat Schoch den längst angezählten Trainer Hugo Boisvert am 21. November freigestellt, Co-Trainer Marc St. Jean übernahm – doch auch der Kanadier musste als Chef an der Bande erst drei Niederlagen einstecken, ehe die Steelers am vergangenen Wochenende in Bad Tölz 5:0 siegten und Crimmitschau mit 4:0 abfertigten. An diesem Freitag (20 Uhr) kommen die Löwen aus Frankfurt ins Ellental, und Schoch ist zu vorsichtig, um bereits die Trendwende auszurufen. „Wir sind dran“, sagt der Steelers-Boss nur, „bei Marc funktioniert die Kommunikation im Team und er setzt die Spieler entsprechend ihrer Qualitäten ein.“

Die Steelers sortieren die Oldies aus

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Dass die an Höhenluft gewöhnten Bietigheimer auch mal den Mief der Mittelmäßigkeit atmen müssen, hat Schoch irgendwie erwartet. Ja, fast einkalkuliert. Der Zweitligist träumt seit Jahren davon, eine Eintrittskarte für die Beletage zu ergattern. Nachdem sich DEL und DEL 2 geeinigt hatten, dass es von der Saison 2020/2021 an Auf- und Abstieg gibt, nimmt die Vision konkrete Formen an – und beeinflusst die Personalpolitik im Ellental. Die Steelers ließen bewusst Erfahrung von dannen ziehen, Routiniers wie Justin Kelly (38), Adam Borzecki (41), Dominic Auger (42), Andrew McPherson (40), Marcus Sommerfeld (36), Bastian Steingroß (37) und Sinisa Martinovic (38) wurden sukzessive aussortiert. „Sie waren am Ende ihrer Laufbahn“, begründet Schoch. Zu alt und ohne Perspektive für den anvisierten Aufstieg in die DEL. Profisport kennt keine Gnade.

Im Gegenzug modellierte er mit Ex-Coach Boisvert und St. Jean eine Mannschaft mit Zukunft, stets den Blick auf die DEL gerichtet. Vornehmlich deutsche Talente wurden angeworben, wie Torhüter Cody Brenner (23), Eric Stephan (25), Lukas Laub (25) und Yannick Wenzel (21). Verpflichtet freilich mit dem Risiko, das jungen Spielern anhaftet: mangelnde Konstanz spielerisch wie mental. Mitte Oktober trat ein, was nicht auszuschließen war: die Steelers gingen in der Tabelle auf Talfahrt. Nur drei Erfolge in zwölf Spielen, bis mit dem 5:0 in Tölz und dem 4:0 über Crimmitschau zwei Siege in Folge gelungen sind. „Ein Profi reift mit jeder Niederlage und mit jedem Sieg“, sagt Schoch. Wobei ausschließlich Nackenschläge nicht gut fürs Selbstvertrauen sind. „Die beiden Siege haben gerade den Jungen geholfen, an ihre Stärken zu glauben“, betont der Geschäftsführer, „ich habe zu keiner Zeit den Glauben an diese Mannschaft verloren.“

Keine Beförderung von Marc St. Jean

Den absoluten Glauben an Interimstrainer Marc St. Jean hat Schoch allerdings noch nicht gefunden. Täglich landen Bewerbungen für den Posten als Chefcoach der Bietigheimer auf dem Schreibtisch des Geschäftsführers oder in seinem E-Mail-Postfach. Der Club besitzt alle denkbaren Optionen, und Schoch will sich für nichts und niemanden aussprechen. Weder für die Beförderung von St. Jean zum Cheftrainer noch zu dessen Rückstufung ins zweite Glied. Schoch sagt nur: „Marc macht nicht viel falsch und ich werde mir weiter ein Bild von seiner Arbeit machen. Wir müssen sehen, wie die Saison weiterläuft.“ Eines ist für den Steelers-Boss allerdings ein Faktum: Der Club befindet sich auf dem richtigen Weg. Ob der schnurstracks in die DEL führt, das vermag derzeit noch niemand zu garantieren.

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