Drei Teams ziehen sich zurück

Warum die Corona-Krise die Volleyball-Bundesliga besonders hart trifft

Joachim Klumpp
Lesezeit 4 Minuten
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19. April 2020
In der Paul-Horn-Arena wird künftig kein Bundesliga-Volleyball des TV Rottenburg mehr zu sehen sein.

In der Paul-Horn-Arena wird künftig kein Bundesliga-Volleyball des TV Rottenburg mehr zu sehen sein. ©Foto: Baumann

Mit den Folgen der Corona-Pandemie haben zahlreiche Sportarten und Vereine zu kämpfen. Besondern hart trifft es schon jetzt die Volleyball-Bundesliga. Warum eigentlich?

Stuttgart - Die Angst geht um im deutschen Sport. Während der Profi-Fußball darauf setzt, die Saison durch Geisterspiele und die dann fließenden TV-Gelder von Sky einigermaßen unbeschadet beenden zu können, nimmt die Lage in anderen Mannschaftssportarten dramatischere Züge an – speziell im Volleyball.

Da haben sich bei den Männern innerhalb kurzer Zeit gleich drei Clubs zurückgezogen, was bei einer sowieso nur zwölf Teams umfassenden Liga satten 25 Prozent entspricht. „Das trifft uns schon hart“, gibt Guido Heerstraß, der Geschäftsführer des VfB Friedrichshafen, zu: „Zumal auch namhafte Teams darunter sind.“

Allen voran die Alpenvolleys, die sich hinter Branchenprimus Berlin und dem Traditionsclub vom Bodensee als dritte Kraft etabliert hatten. Als 2017 gestartetes Pilot-Projekt, in dem sich eine deutsch-österreichische Allianz zwischen Unterhaching und Innsbruck gebildet hat, zwei durchaus traditionellen Volleyball-Standorten. Nach den nun abgelaufenen drei Jahren wollte der Initiator Hannes Kronthaler sowieso Bilanz ziehen. „Zu 40 Prozent hätten wir nächste Saison ohne Corona noch weitergespielt“ sagt der österreichische Ex-Nationalspieler, der schon vor einem Jahr beklagt hatte, dass vor allem aus dem deutschen Raum zu wenig Sponsoren kämen und die Zukunft deshalb auf wackeligen Füßen stehe. Kronthaler: „Ich bin im Verein ein Einzelkämpfer, mir ist das Risiko zu hoch – Corona war nun der Todesstoß.“

Corona bringt das Fass zum Überlaufen

Ähnlich sieht es beim TV Rottenburg aus, der seit Jahren darum kämpfte, seinen geringen Etat von 500 000 bis 600 000 Euro zu stemmen. Und der Dritte im Bunde, der VC Eltmann, stand schon Ende des vergangenen Jahres vor der Insolvenz, sodass in diesem Fall die aktuelle Krise das Fass nur noch zum Überlaufen brachte.

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Das ändert nichts dran, dass die Liga mit maximal zehn Teams (hinzu kommt VCO Berlin) in die nächste Saison starten wird. „Die Alpenvolleys haben der Liga gut getan, und Rottenburg war ja fast ein Derby“, gibt VfB-Funktionär Heerstraß zu, dessen Club im Schnitt zwischen 1600 und 2500 Zuschauer in der knapp 4000 Zuschauer fassenden ZF Arena begrüßen kann. Einen kleinen Vorteil sieht er fürs Volleyball zumindest darin, dass die Vereine nicht so stark von Fernsehgeldern abhängig sind wie der Fußball. Es gibt zwar einen TV-Vertrag mit Sport 1, doch der ist allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein. Sponsoren und Zuschauer bringen das meiste Geld in die Kasse.

Ein Umstand, der in diesen Tagen den Manager Kaweh Niroomand von den Berlin Volleys zu kritischen Worten animierte. Das Produkt VBL sei sehr gut, sagte der 67-Jährige der „Berliner Morgenpost“, wenn man es aber nicht hinbekomme, dafür Partner zu akquirieren, „ist das nicht nur ein Marktproblem. Das heißt, die Liga schafft es nicht, Sponsoren an Land zu ziehen.“ Ganz so kritisch sieht es Kollege Heerstraß nicht. „Bei einem Liga-Sponsor braucht es auch Geduld, insgesamt sind durchaus positive Dinge passiert.“ Die Liga bei den Männern präsentierte sich in der Breite zuletzt deutlich besser aufgestellt – doch durch die Rückzüge kann sich auch das schnell ändern.

Bei den Frauen gibt es wohl keinen Rückzug

Aktuell sieht die Situation bei den Frauen – die etatmäßig vergangene Saison mit insgesamt 12,5 Millionen Euro schon fast gleichauf mit den Männern (13 Millionen) lagen – wohl etwas besser aus, wobei Allianz MTV Stuttgart seinen Titel durch den vorzeitigen Saisonabbruch nicht verteidigen konnte. Dennoch sagt deren Geschäftsführer Aurel Irion: „Nach einer Umfrage unter den Clubs gehe ich davon aus, dass alle Mannschaften an Bord bleiben.“ Also auch wirtschaftliche Sorgenkinder wie Erfurt, Suhl oder Wiesbaden, die ihre Etats im Zweifel aber weiter runterfahren müssen. Das wiederum würde bedeuten, dass zumindest in puncto Qualität die Kluft in der Liga eher größer wird. Denn die Stuttgarter sind optimistisch, dass sie dank ihrer durchaus potenten Sponsoren – allen voran Scharr, Allianz, Sparda Bank und Kärcher – den Etat von zuletzt etwa 1,8 Millionen Euro weitestgehend halten können.

Dass der Verein längst eine gute Adresse ist, zeigt auch das Interesse namhafter Spielerinnen, die (zum Beispiel aus dem krisengeschüttelten Italien) gerne in die Scharrena zurückzukehren würden. „Probleme werden wir bekommen, wenn wir auch im Herbst längere Zeit nicht mit Zuschauern spielen könnten“, sagt Irion, der sich eine Verschiebung des Saisonstarts in den November hinein vorstellen könnte. Noch läuft die Zeit bei den Frauen für Volleyball, doch in Zeiten von Corona gilt: Ohne Gewähr.

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